Nico Lehmann lebte für ein Praktikum für ein halbes Jahr in China Lübser kehrt mit vielen Eindrücken aus der Millionenmetropole Shanghai zurück
Seit dem Beginn seines sechsmonatigen Praktikums in Shanghai begleitet die Volksstimme Nico Lehmann aus Lübs. Einen Tag vor Weihnachten ist er aus China zurückgekehrt. Marco Papritz von der Volksstimme hat sich mit dem angehenden Wirtschaftsingenieur unterhalten.
Volksstimme: Wie haben Sie die letzten Tage in Shanghai erlebt - voller Vorfreude auf daheim, Herr Lehmann?
Nico Lehmann: Natürlich habe ich mich auf Lübs gefreut, auf meine Freundin, meine Familie und meine Freunde. Aber gleichzeitig war ich sehr wehmütig und traurig, da ich mit großer Wahrscheinlichkeit meine Kollegen nie wieder sehen werde und sie mir in dieser turbulenten Auslandszeit sehr ans Herz gewachsen sind.
Volksstimme: Wie sah Ihr Abschied aus?
Nico Lehmann: Zum Abschied habe ich am letzten Arbeitstag eine chinesische Schwarzwälderkirschtorte bekommen, da meine Kollegen aufgrund meiner Erzählungen wussten, wie sehr ich mich auf deutsche Leckereien freue. Und sicherlich waren sie selbst sehr neugierig und wollten von dieser deutschen Tradition kosten.
Volksstimme: Bitte beschreiben Sie doch mal das Leben und Ihre Arbeit vor Ort.
Nico Lehmann: Von Arbeitsalltag konnte ich nie sprechen. Jeder Tag war voller Überraschungen und neuer Entdeckungen. Ständig wurde ich mit neuen Aufgaben konfrontiert, musste mich mit den mal mehr und mal weniger effektiven Meetings der chinesischen Kollegen arrangieren oder war nach Feierabend auf der Suche nach noch verrückteren Gerichten in den zahlreichen Straßenküchen.
Volksstimme: Die Frage muss einfach kommen - was haben Sie dort in China am meisten aus Ihrer Heimat vermisst?
Nico Lehmann: Neben meinen Freunden und meiner Familie ganz banale Sachen wie Wasser mit Sprudel, Kartoffeln, Schwarzbrot, geregelten Straßenverkehr, Ruhe, frische Landluft, Käseprodukte und endlich mal wieder eine größere Auswahl an Pullovern oder Hemden im Kleiderschrank zu haben.
Volksstimme: ...und was fehlt Ihnen jetzt an Shanghai?
Nico Lehmann: An erster Stelle die tollen und preisgünstigen Portionen aus meiner Stamm-Nudelküche mit scharf gebratenem Gemüse und der einzigartigen Brühe. Weiterhin natürlich das vielfältige Angebot an Sightseeing-Attraktionen und die verschiedenen Küchen der Uiguren, der Japaner, der Inder und nicht zuletzt der Chinesen.
Volksstimme: Ein halbes Jahr haben Sie in der Millionenmetropole verbracht, Einblicke in eine andere Welt - sowohl kulturell als auch politisch - bekommen. Was nehmen Sie mit aus dieser Zeit?
Nico Lehmann: Ich habe vor allem gelernt wie gut es uns hier in Deutschland geht. Wir haben ein gutes Sozial- und Gesundheitssystem, haben Presse- und Meinungsfreiheit, Rechtssicherheit, ein umfangreiches Schulsystem, einen hohen Lebensstandard und noch viel mehr Annehmlichkeiten, die in China so nicht existieren.
Volksstimme: Wenn Sie Ihre chinesischen Kollegen nach Ihrer Heimat befragt haben, wie haben Sie ihnen dann Lübs beschrieben?
Nico Lehmann: Wenn ich mit meinen Bildern vom beschaulichen Lübs berichtete, mussten meine chinesischen Kollegen sehr schmunzeln, denn sie konnten es sich nicht vorstellen wie es ist, in einer Gemeinde mit nicht einmal 400 Einwohnern zu leben. Unvorstellbar ist es für sie zum Beispiel, nach dem Angeln den Fisch auch noch zu verzehren oder bei frischer, gesunder Luft mit dem Fahrrad durch die Elbauen zu radeln.
Volksstimme: Wie geht es nun nach Ihrer Rückkehr bei Ihnen weiter?
Nico Lehmann: Ich beginne jetzt mit dem Schreiben meiner Diplomarbeit bei einem Leipziger Automobilhersteller.
Volksstimme: Würden Sie Ihren Tripp nach China weiterempfehlen?
Nico Lehmann: Ja, zu 100 Prozent. Ich hoffe, ich konnte mit meinen Schilderungen viele Reiselustige ermutigen, selbst einmal das Land der Mitte, das Land der Superlative, der Rekorde und das Land des Lächelns zu besuchen, um eigene Erfahrungen zu sammeln. Zài jiàn. ("Tschüss" auf chinesisch, Anmerkung der Redaktion)