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Natura 2000 in Burg Neue Konflikte vorprogrammiert

Die Stadt Burg wird offenbar Nein zum Landesentwurf zu Natura 2000 sagen. Eine Stellungnahme geht noch in den Bauausschuss.

Von Andreas Mangiras 11.01.2018, 00:01

Burg l Neues Konfliktpotenzial sieht die Stadt Burg im Entwurf einer geplanten Natura 2000-Landesverordnung. Dabei geht es um drohende Beeinträchtigungen für den Rad- und Wandertourismus an der Elbe oder fürs Baden. Für Wirtschaft und Landwirtschaft nahe speziell einzurichtender Schutzzonen innerhalb von Vogelschutzgebieten an der Elbe werden Risiken gesehen, wenn sie investieren und erweitern wollen. Auch fürs Angeln, Traditionsfeste im Freien in Dörfern und von Vereinen, zum Beispiel Osterfeuer, Campen oder Flugsport, werden Einschränkungen befürchtet, die zum Aus führen könnten.

Ein vom Stadtplaner-Team um Sven Wagener erarbeiteter Entwurf für eine Burger Stellungnahme ging schon über den Tisch von Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD). Stimmt auch der Bauausschuss des Stadtrates zu, wird die Stadt dem Land ein Nein des jetzigen Natura 2000-Entwurfes übermitteln.

Eine Einzelfallbetrachtung jedes Schutzgebietes vor Ort und was dies für die Menschen an Einschränkungen und Handlungsspielraum bedeute, sei bisher nicht vorgesehen, begründet Wagener im Positionspapier. „Solange dieser Prozess nicht erkennbar angestoßen bzw. durchgeführt wird, lehnt die Stadt Burg“ den jetzigen Entwurf ab.

In der Elbaue Jerichow sowie mit dem Bürgerholz und der Heide südlich von Burg ist die Stadt mit ihren Ortschaften von einem Vogelschutzgebiet sowie vier Flora- und Fauna-Habitat-Gebieten betroffen.

Neu geplant sind an der Burger Elbe besondere Schutzzonen als störungsfreie Rückzugsgebiete für europaweit gefährdete Tierarten: bei Niegripp kurz vor Hohenwarthe, bei Schartau drei, eine davon kurz vor Blumenthal, zwischen Parchau über Ihleburg bis Derben insgesamt vier. Die Schutzzonen machen 34 Prozent der Burger Elbaue aus.

Außerhalb der Schutzzonen sollen etwa Angeln, Baden, Wandern, Reiten, Radtourismus oder Pilzesuchen wie bisher möglich sein, erläuterte Thomas Pietsch, Hauptverantwortlicher beim Landesverwaltungsamt für das Natura 2000-Verfahren, in einer nur spärlich besuchten öffentlichen Veranstaltung am Dienstagabend in Burg. Es gebe einen Bestandsschutz für Wegenutzung, Anlagen oder wirtschaftliche Betätigung. Auch Hochwasserschutz habe weiter Vorrang. Für Neuerungen oder Erweiterungen wird es höhere Hürden bei amtlichen Genehmigungen geben, räumte Pietsch ein. Das könnte vor allem Wirtschaftsunternehmen Sorgen bereiten. Für die Landwirtschaft gebe es stärkere Beschränkungen, etwa beim Düngereinsatz.

Fast 300 Schutzgebiete sollen im Land über das seit 17 Jahren laufende europäische Natura 2000-Verfahren bis Jahresende in neues Landesrecht überführt werden Landesweit gingen dazu 2000 Stellungnahmen von Kommunen, Bürgern, Firmen, Landwirten, Jägern, Anglern, Verbänden oder Vereinen ein. Sie werden im nächsten Dreivierteljahr bewertet.

„Wir müssen am Ball bleiben“, erklärte Wolfgang Skrypzak, 1. Vorsitzender des Fischereivereins Burg. Er kritisierte Gemeinden und andere Akteure, viel zu spät wach geworden zu sein. „Wir haben früh Druck gemacht.“ Bereits seit 2014 sei der Verein im Gespräch mit dem Landesverwaltungsamt. „Wir konnten einiges entschärfen“, so Skrypzak. „Bei anderem, das noch kommen soll, müssen wir wachsam bleiben.“ Er warnte vor einem ins Auge gefasstes Betretungsverbot von Uferstreifen außerhalb von Schutzzonen - nach dem Natura-Verfahren.