Polizeichef Dietmar Schellbach und der Vorstand des Weißen Rings besprechen weitere Zusammenarbeit Opferverband will sich mehr in der Öffentlichkeit präsentieren
Burg l Knapp 60 Minuten Zeit hat sich Polizeichef Dietmar Schellbach kürzlich für ein Treffen mit dem Kreisvorstand des Weißen Rings genommen. Vorsitzender Karl-Heinz Summa erklärte dazu: "Es ging uns ausschließlich darum, sich als neuer Vorstand des Opferverbandes Weißer Ring dem Polizeirevier vorzustellen und zu erkunden, wie eine künftige Zusammenarbeit zwischen uns beiden aussehen könnte."
Die Absicht teilte der Revierleiter. Er fügte sogleich an, dass es natürlich für seine Beamten nicht nur den einen Opferverband geben kann, den sie Opfern von Straftaten zur Betreuung und Hilfe empfehlen können. "Es gibt bekanntlich eine ganze Reihe solcher Organisationen. Letztendlich ist es den Opfern von Gewalt überlassen, welche sie in Anspruch nehmen oder ob sie sich überhaupt ihnen anvertrauen wollen", stellte der Polizeioberrat klar, was Summa auch akzeptierte. Er wurde an dem Tag von seiner Stellvertreterin Hadmuth Mielke, die im Raum Genthin ehrenamtlich tätig ist, begleitet.
Ausreichend Gesprächsstoff gab es auf beiden Seiten. Mielke führte an, dass es im vorigen Jahr 140 Fälle im Jerichower Land gab, nach denen sich Gewaltopfer an den Weißen Ring gewandt hatten. "Das mag sich viel anhören, ist es aber im Grunde nicht. Es gibt eine ausreichende Dunkelziffer von Menschen, die sich gern an uns wenden würden, aber sich entweder nicht trauen oder uns zu wenig kennen", vermutet sie.
Das sah Kriminaloberkommissarin Silvia Silberborth etwas anders. Sie beschäftigt sich nebenamtlich mit der Opferbetreuung von Seiten des Polizeireviers. "Zum Weißen Ring halten wir schon immer gute Kontakte, zumal er direkt im Kreis vertreten ist." Sie räumte aber ein, dass bei der Schutzpolizei Flyer weiterer Opferverbände ausliegen. Die Hilfesuchenden haben damit die Qual der Wahl. Mielke bestätigte zudem, dass sie mit dem Genthiner Polizeikommissariat beste Verbindung hat und speziell zu Kriminalhauptkommissar Holger Meseberg. Nur sei es eben auch für den Raum Genthin der Fall, dass nicht alle etwas mit dem Weißen Ring und seinem Anliegen anfangen können.
An dieser Stelle will Vorsitzender Summa den Hebel ansetzen. "Wir werden mehr eigene Veranstaltungen organisieren und unsere Tätigkeit über die Medien offener gestalten, also mehr von uns Reden machen", kündigte er an.
Erreichen wolle er gleichzeitig, dass sich seine Kreisgruppe personell verstärkt. Es gebe fünf aktive Mitglieder, die sich der Opferberatung widmen. Die Anzahl möchte er verdoppelt sehen, "um die Ehrenamtsarbeit auf breite Schultern zu verteilen".
Polizeioberrat Schellbach bot ihm an, dass künftig der Weiße Ring Jerichower Land Angebote vom Revier erhält, um bei Veranstaltungen und Aktionen eventuell mitwirken zu können. "Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit wäre wichtig, um die Nachbetreuung nach Straftaten den Opfern anzubieten. Opferschutz sollte am besten gebündelt werden", gab der Revierleiter dem Weißen-Ring-Vorsitzenden recht.