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Projekt Junge Filmemacher drehen in Burg

30 Jugendliche, fünf Nationen: Schüler der Conrad-Tack-Schule machen Burg zur Filmkulisse. Premiere feiern die Kurzfilme im Burg-Theater.

Von Juliane Just 15.03.2018, 00:01

Burg l Die Säure zieht ihr das Gesicht zusammen. Tapfer kaut Schülerin Vanessa Ziegler weiter auf der Zitrone, starrt unbewegt in die Kamera, die auf sie gerichtet ist. Sie schluckt das Stück herunter und lächelt. Ihre drei Mitschüler nicken, die Szene ist im Kasten. Worum es geht? Um Veränderung – und die Darstellung dieser. Und nichts verändert das Gesicht besser als Zitronensäure.

Mit dem Thema Veränderung beschäftigen sich insgesamt 30 Jugendliche der Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ aus Burg. Schüler mit und ohne Fluchtgeschichte kommen über das Medium Film zusammen. Für das Projekt namens „Mix It!“ hängen sie das Schülerdasein für eine Woche an den Nagel, um in die Filmbranche einzutauchen. Dafür haben sie Medienpädagogen und professionelle Filmschaffende an ihrer Seite.

Zum professionellen Film gehört es auch, die Musik selbst zu gestalten. Im umfunktionierten Tonstudio, das vorher mal ein Keller des Soziokulturellen Zentrums Burg war, stehen zwei Schülerinnen am Mikrofon. Es ist still. Die beiden Köpfe wippen im Takt, nur die beiden hören die Musik über Kopfhörer. Gemeinsam setzen sie zum Gesang an, summen eine Melodie. Die Mitschüler lauschen gespannt. Nacheinander werden die einzelnen Tonspuren aufgezeichnet. Später möchte diese Gruppe zu dem selbst eingespielten Lied tanzen.

An der dazugehörigen Choreografie wird bereits an anderer Stelle gefeilt. Die Jugendlichen nehmen Aufstellung. Sie haben vieles gemeinsam und könnten doch unterschiedlicher nicht sein – verschiedene Hautfarben, verschiedene Frisuren, verschiedene Hintergründe. „Die Schüler haben keine Berührungsängste. Genau das wollen wir mit dem Projekt erreichen“, sagt Gabriela Zorn, Projektleiterin des Filmprojektes „Mix It!“.

Das Projekt der Deutschen Filmakademie hat es sich zum Ziel gemacht, den interkulturellen Dialog zwischen Jugendlichen zu fördern. Mehr als 300 Schüler haben sie deutschlandweit bereits mit dem Filmprojekt zusammengebracht. Die Teilnehmer tauschen sich über Träume, Visionen und Hoffnungen aus – und machen dies zum Thema ihrer Filme. Projektleiterin Gabriela Zorn formuliert es so: „Es geht nicht darum, dass die Jugendlichen voneinander lernen, sondern miteinander.“

Das nimmt Gruppe zwei ernst. Zahlreiche Stühle haben sie gemeinsam auf den Hof getragen. An einer mit Graffiti besprühten Mauer stapeln sie diese übereinander, zwei Jugendliche nehmen auf den Hochsitzen Platz. Nun drehen die Schüler einzelne Szenen. Dabei wird einer der Sitze immer kleiner – es wird also für jede Aufnahme ein Stuhl mehr entfernt, der Schüler klettert immer wieder rauf und runter. Die Idee dahinter: Das Ego wird heruntergeschraubt, optisch dargestellt durch die abnehmenden Stühle.

Werden die Szenen gedreht, sind die Schüler still. Doch kaum wird das Zeichen gegeben, dass die Szene fertig ist, brechen sie in Gelächter aus. Die Stimmung ist ausgelassen und locker. Am Filmset der Jugendlichen wird nicht mit Strenge gearbeitet, aber trotzdem mit Disziplin.

Unter den drei Filmemachern ist auch Peter Bräunig von der Magdeburger Filmproduktionsfirma „Blende 39“, der die Ideen mit den Jugendlichen bespricht und sie mit seiner Erfahrung filmisch umsetzt. Und wie bei jeder richtigen Filmproduktion, gibt es auch für die drei Kurzfilme der Burger Schüler eine Premiere. Diese soll im Burgtheater gefeiert werden. Wann der rote Teppich ausgelegt und die drei Kurzfilme öffentlich gezeigt werden, wird noch bekanntgegeben.