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Projekttag Courage ist in Gommern keine Eintagsfliege

Zum Projekttag „Schule ohne Rassismus“ setzten sich Gommeraner Schüler mit Zivilcourage oder Antisemitismus auseinander.

Von Manuela Langner 07.12.2019, 00:01

Gommern l Warum hatte sich der Nationalsozialismus gerade die Juden als Feindbild ausgesucht? Reichte es, sich als nicht-jüdisch auszugeben oder einen Deutschen zu heiraten, um der Verfolgung zu entgehen? Diese Fragen und viele mehr stellten die Neuntklässler der Europaschule Gymnasium Gommern (EGG), die sich gemeinsam mit dem Netzwerk Demokratie und Courage zum Courage-Tag der Schule mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzten. Begleitet wurden sie dabei von den Referentinnen Helena und Rahel, die aus Selbstschutz vor Bedrohung aus der rechsextremen Szene ihre kompletten Namen nicht angegeben wollten.

Für die Neuntklässler bedeutete der Projekttag einen großen Wissenszuwachs, denn die Judenverfolgung hatten sie bislang noch nicht im Geschichtsunterricht behandelt. Helena und Rahel sprachen mit den Schülern, die in einem lockeren Stuhlkreis saßen, darüber, wie sich während des Nationalsozialismus Diskriminierung der Juden in Berufsverboten oder Propaganda äußerte, wie die Verfolgung in Progromen ausartete und wie auf der Wannsee-Konferenz der systematische Massenmord beschlossen worden sei. Etliche Jahrhunderte früher in der Zeit ließ die Neuntklässler ihre Referentinnen fragen, wie es möglich war, dass das Christentum überhaupt so stark werden konnte. Was die Gegenwart anbetrifft, warfen die Neuntklässler die Frage auf, ob die AfD antisemitisch sei. Die Partei selbst betrachte sich nicht so, erläuterte Helena. Aber sie benutze stark NS-Begriffe und rede über die angebliche jüdische Weltverschwörung.

Kann es wieder Judenverfolgung geben? Das war eine weitere Frage, die die Jugendlichen aufwarfen. Sie setzten sich mit antisemitischen Abbildungen auseinander und sollten die ausgeteilten Bildtafeln am Zeitstrahl einordnen. Ganz handfest ging es zum Courage-Tag für die Schüler der 7. Klassen beim Training mit Andreas Baron zu. Er stellte ihnen Techniken der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung vor. Anhand des Filmes „Blöde Mütze“ setzten sie sich mit dem Thema Zivilcourage auseinander. Die Fünftklässler, die zum ersten Mal am Courage-Tag teilnehmen, wurden an Themen wie Freundschaft, Zivilcourage und Rassismus herangeführt. Die 12. Klassen besuchten die Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie in Bernburg. Für die 11. Klassen veranstaltete die Konrad Adenauer-Stiftung einen Workshop zum Thema Rassismus.