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Radweg Die Krux mit dem Seitenstreifen

Nach der Entwidmung müssten Radfahrer rechtlich gesehen die Fahrbahn der Bundesstraße 1 nutzen. Der ADFC hofft auf eine schnelle Lösung.

Von Susanne Klose 18.03.2019, 07:01

Burg/Magdeburg l Viel Regen, kalter Wind, schlechte Sicht: Ein Tag, an dem es nicht viele auf das Rad lockt. Und selbst wenn, kann es für die Radfahrer, die an der B 1 Richtung Magdeburg fahren, jetzt unter Umständen gefährlich werden. Denn: Der Radweg entlang der Bundesstraße ist seit Ende Januar kein offizieller Radweg mehr. Die Nutzungspflicht, die laut Gesetzgeber Fahrradfahrer dazu verpflichtet, diesen dann auch zu nutzen, entfällt. Das bedeutet konkret: Der Seitenstreifen darf offiziell nur noch in Fahrtrichtung benutzt werden.

Kay Stiele-Trebbins neongelbe Jacke leuchtet im Grau der Straße. Der VW, der nur wenige Zentimeter an ihm vorbeirauscht, hatte locker 100 Stundenkilometer auf dem Tacho, der Mercedes davor eher 120. Der 48-Jährige fährt seit seiner Kindheit über den glatten, asphaltierten Boden. Damals zur Schule in den Nachbarort, heute zur Arbeit nach Magdeburg. Er kennt also die Problematik, die die Entwidmung Ende Januar mit sich gebracht hat: Die Radfahrer von Richtung Burg aus müssten theoretisch die Fahrbahn der Bundesstraße 1 benutzen.

Das kann bei einem Tempolimit von teilweise 100 Kilometern pro Stunde und hohem Verkehrsaufkommen lebensgefährlich werden, kritisiert Stiele-Trebbin, Vorstandsmitglied des ADFC Jerichower Land. „Auch wenn der Weg nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht, ist die Strecke für Fahrradfahrer immer noch die sicherste weit und breit.“ Eigentlich müsse der Weg normgerecht erweitert werden, erklärt der 48-Jährige.

Das wiederum sei nicht möglich, da „der vorhandene Straßenkörper nicht die für Fahrbahn und Radweg erforderlichen Breiten aufweist“, erklärt Peter Mennicke, Pressesprecher des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr.

Für den AFDC und Kay Stiele-Trebbin gibt es zwei große Kritikpunkte an der aktuellen Situation: „Überregionale Radfahrer müssen jetzt auf den Elberadweg ausweichen.“ Dieser gleiche besonders im Winter in weiten Teilen eher einer Schotterpiste. Im Nahbereich weichen die Radfahrer derzeit auf Nebenrouten aus, beispielsweise nach Detershagen über Schermen, Möser, Lostau.

Dennoch: Das sind teils kilometerlange Umwege, die viele Radfahrer nicht hinnehmen möchten. Sie nutzen den Radweg weiterhin in beide Richtungen – das kann mit einem Verwarngeld in Höhe von 20 Euro geahndet werden. Jedoch ist der finanzielle Schaden hier nicht das größte Problem: „Wenn die Radfahrer den Radweg entgegen der Fahrbahn nutzen, besteht kein Versicherungsschutz“, erklärt Kay Stiele-Trebbin.

Auch wenn die Entwidmung den Radfahrern Umstände bereite, begrüße es der ADFC natürlich, wenn das Land sich um fahrradgerechte Radwege bemühe. „Wir hätten uns mehr Einbeziehung gewünscht“, sagt Kay Stiele-Trebbin. Dazu erklärt Peter Mennicke: „Bei den Planungen werden üblicherweise alle Träger öffentlicher Belange beteiligt. Dazu gehören auch die anerkannten Vereine und die Gemeinden. Die Bürgerbeteiligung erfolgt ortsüblich.“

Die Vorplanung für den ersten Abschnitt von Schermen nach Burg laufe seit September 2018. Die 900 Meter Radweg werden das Land voraussichtlich rund 470 000 Euro kosten. Die Vermessung für die etwa 2,7 Kilometer lange Teilstrecke von Heyrothsberge nach Gerwisch soll dieses Jahr erfolgen. 2020 ist dann die Vermessung für Gerwisch-Möser-Knoten Schermen/Chausseestraße angedacht. Bis dahin heißt es: Ordentlich in die Pedalen treten.