1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Lebensretter fallen nicht vom Himmel

Rettungsdienst Lebensretter fallen nicht vom Himmel

Das DRK Magdeburg/Jerichower Land hat über ein Projekt mit Jobcenter und Arbeitsagentur seine Rettungsdienstmannschaft verstärkt.

Von Andreas Mangiras 09.01.2018, 00:01

Burg/Genthin l Um fünf auf nun 87 Notfallsanitäter und Rettungsassistenten hat das DRK im Jerichower Land seine Rettungsdienstmannschaft erweitern können. Das war dringend nötig. Der Personalbedarf ist gewachsen, weil der Kreis sein Rettungswachen-System von sechs auf acht erweitert hat, bestätigt DRK-Geschäftsführer Frank-Michael Ruth. „Zwei Rettungswachen in Genthin und Drewitz mehr bedeuten höheren Personalbedarf.“ Im Jahr fährt das DRK im Jerichower Land 8000 bis 9000 Rettungseinsätze.

Als sich dies abzeichnete, war guter Rat teuer. Noch vor wenigen Jahren hatte der Rettungsdienst des DRK in Burg einen dicken Stapel Bewerbungsmappen in der Schublade. Das ist längst Geschichte. Das DRK musste aktiv werden.

„Der Rettungsassistent als Helfer des Notfallsanitäters wird nicht mehr ausgebildet“, erläuterte Ruth. „Wichtig ist für uns, dass es Menschen aus der Region sind. Sie müssen schnell verfügbar sein.“ Gearbeitet wird im Schichtsystem. Beim DRK im Jerichower Land wird sogar im 24-Stunden-Dienst gearbeitet. „Das ist ausdrücklicher Wunsch der Belegschaft. 99 Prozent wollen das so.“ Natürlich ginge auch die 12-Stunden-Schicht, schiebt Ruth schnell nach. Klar ist auch: Der Rettungsdienst benötigt zuverlässige Leute. Voraussetzung sind unter anderem ein Abschluss der 10. Klasse, ein Führerschein und ein „sauberes“ polizeiliches Führungszeugnis.

„Im November 2016 kamen wir ins Spiel“, erläutert Candy Kaczmarek, im Jobcenter für Markt und Integration zuständig. Zusammen mit Arbeitsagentur und DRK entstand ein Projekt. „Doch die Herausforderung war groß. Wir hatten Menschen mit solchen Qualifizierungen nicht im Bestand.“

Der wurde zunächst akribisch nach potenziellen Kandidaten durchforstet. 33 Frauen und Männer schienen geeignet, um Interesse und Befähigungen auszuloten. Am Ende, Mitte März, waren zehn gefunden, darunter einer von der Arbeitsagentur, die einen 12-wöchigen Intensivkurs beim Bildungsträger IWK Magdeburg starteten, um sich zum Rettungssanitäter zu qualifizieren.

Parallel fanden Praktika statt, um Einblicke in den Beruf zu bekommen. Ermöglicht wurde über die Arbeitsverwaltung, wo es nötig war, dass der Führerschein für bis zu 7,5- Tonnen-Fahrzeuge gemacht werden konnte.

„Es war nicht einfach für die Teilnehmer. Nicht alle schafften es“, räumte Candy Kaczmarek ein. Im Sommer 2017 konnten aber nach erfolgreicher Qualifizierung fünf Arbeitsverträge mit dem DRK geschlossen werden. Ein weiterer Arbeitsvertrag folgte im Herbst.

„Mit 87 Vollzeitstellen im Rettungsdienst sind wir jetzt gut aufgestellt“, erklärt dessen Leiter Jörg Stumpf. „Noch fünf mehr, dann wäre es ideal.“ Gibt es ein neues Projekt von DRK, Jobcenter und Arbeitsagentur? Für eine geförderte Qualifizierung werden mindestens acht Teilnehmer benötigt. Ob das in absehbarer Zeit zusammenkommt, ist offen. „Wir haben unsere Kundschaft zunächst erst einmal durchforstet“, sagt Steffen Kaufmann, Team-Leiter Markt und Integration im Jobcenter. „Aber wir halten die Augen nach potenziellen Kandidaten offen.“

„Es war ein spannendes Projekt und eine gute Zusammenarbeit“, betonte DRK-Vorstand Andy Martius. Er sieht es als Erfolg – wie schon das Programm Bürgerarbeit. Auch damals hatte das DRK darüber bei der Arbeitsverwaltung neue Mitarbeiter gewinnen können. „Einige sind heute noch dabei.“

„Wir haben weiter Bedarf“, sagt Frank-Michael Ruth. Drei Jahre ist die berufliche Ausbildung. Der Beruf verlangt physische und psychische Stärken. Der Dienst bringt Stress und hohe Belastung im Schichtsystem. Und dennoch: Die Lehrstellen, die das DRK anbietet, sind bis 2020 ausgebucht.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist „eine große Herausforderung“, sagt Jörg Stumpf. Fünf Jahre sind über die nebenberufliche Schiene nötig. Unter den jetzt gewonnen Rettungsassistentinnen haben er und Ruth eine aussichtsreiche Kandidatin ausgemacht. „Sie hat das Zeug dazu, schauen wir mal.“