Rückblick Leben fürs Rote Kreuz: DRK-Vorstand Frank-Michael Ruth geht in den Ruhestand
Ende September läuft Franz-Michael Ruths Vertrag als Vorstadt des DRK-Regionalverbandes Magdeburg-Jerichower Land aus. Was hat er in über vier Jahrzehnten erlebt?

Burg/Genthin - Von seinen Kollegen ist Frank-Michael Ruth schon vor einigen Tagen als Vorstand des DRK verabschiedet worden. Zu Wort kamen dabei zumeist andere. Das ist anders im Gespräch mit der Volksstimme. Er blickt auf seine Zeit beim Roten Kreuz zurück, die immerhin zwei Drittel seines Lebens ausmacht.
„Wir müssen in den Pausenraum gehen“, sagt Ruth zur Begrüßung. Er kennt sich sehr gut aus im Labyrinth der Gänge im Haus In der Alten Kaserne 17. Kein Wunder, 20 Jahre lang war dort sein Büro. Zum DRK gehört er mehr als doppelt so lang. „Ich habe 1980 bei der SMH angefangen“, erzählt er.
Mit dem Rettungsdienst angefangen
Die Schnelle Medizinische Hilfe reizte ihn wegen der abwechslungsreichen Tätigkeit. Abwechslung bedeutete allerdings auch schlimme Momente. Schon damals führte die Autobahn an Burg vorbei, „und wir waren eigentlich schon immer Unfallschwerpunkt“, fügt er hinzu. Nach besonders einschneidenden Erlebnissen gefragt, sagt er nur: „Unfälle mit Kindern, die braucht kein Mensch“.

1985 wurde er stellvertretender Kreissekretär im Kreisverband Burg, vergleichbar mit einem stellvertretenden Geschäftsführer. Parallel dazu studierte er Ökonom im sozialistischen Gesundheitswesen an der Betriebsakademie in Magdeburg. Damit habe er dann aber auch schon den Karriereschluss erreicht. Bereits in der DDR war er CDU-Mitglied, „und die Blockfreunde wurden nicht nach ganz oben gelassen“.
Nach der Wende war die Chefin verschwunden
Doch seine Perspektive sollte sich ändern. „Nach der Wende war die Kreissekretärin plötzlich verschwunden“, erinnert er sich. Aus Mangel an anderen Bewerbungen habe er dann ihren Posten besetzen können, stellt er sein Licht ein wenig unter den Scheffel.
Und wieder begann eine abwechslungsreiche Zeit. Und durchaus auch eine Zeit der Unsicherheit. „Wir wussten am Anfang nicht, wie wir die Löhne zahlen sollen, es wurde von Monat zu Monat kalkuliert“, beschreibt er den Umbruch. Erster großer Schritt war der Aufbau des Rettungsdienstes. Seit 1990 ist das DRK dafür zuständig, erst im Altkreis Burg, seit 2007 im Jerichower Land. Das macht ihn stolz.
So wie überhaupt die Entwicklung in den vergangenen gut 30 Jahren. „Wir haben mit 50 Mitarbeitern angefangen, mittlerweile sind es 750“, nennt er ein Beispiel. Landrat Steffen Burchhardt (SPD) bezeichnete das DRK bei Ruths Verabschiedung als einen der größten Arbeitgeber im Landkreis.
Mittlerweile rund 750 Mitarbeiter
Verändert hat sich aber nicht nur die Mitarbeiterzahl. „Am Anfang waren wir froh, dass jeder einen Job hatte, jetzt suchen wir händeringend nach jeder Kraft, vor allem im Pflegebereich“, so Ruth. Seniorenheime gehören heute genauso zum Roten Kreuz wie Sozialstationen und Kindereinrichtungen.
Auch an der Struktur des Verbandes hat sich über die Jahrzehnte einiges geändert. Schon vor der Kreisfusion wurde er zum Kreisverband Burg-Genthin, nach der Gebietsreform zum Kreisverband Jerichower Land. 2009 kam der insolvente Stadtverband Magdeburg hinzu, seitdem firmiert das DRK als Regionalverband Magdeburg-Jerichower Land. „Magdeburg war eine Herausforderung, weil man nicht gut auf uns zu sprechen war“, erinnert sich Ruth. Mittlerweile habe das DRK auch in der Landeshauptstadt den Ruf, dass man darauf bauen könne.
Wenn Ruth das Rote Kreuz erwähnt, spricht er immer noch von „Wir“, stundenweise unterstützt er auch immer noch den Rettungsdienst. Vor dem stehen nach einem neuen Gutachten große Aufgaben, die aber noch nicht im Detail genannt werden sollen.
Vom Rentnerleben noch nichts mitbekommen
Die positive Entwicklung des DRK schreibt er nicht nur sich zu. „Ich habe immer ganz tolle Kollegen an meiner Seite gehabt“, sagt er und: „Die Menschen sind das Wichtigste, unser Betriebsvermögen. Überhaupt arbeite er sehr gern mit Menschen zusammen und vermisse schon jetzt den Kontakt zu den Kollegen.
Vom Rentnerleben hat er noch nichts mitbekommen. Bei der Verabschiedung gab es einen Reisegutschein, die dazugehörige Reise aber noch nicht. Obwohl er durchaus mit seiner Frau unterwegs war, jüngst in Saale-Unstrut. Und dann gibt es ja noch die fünf Enkelkinder zwischen 1 und 14 Jahren.
Doch jetzt macht er sich erstmal mit Jörg Stumpf, Chef des Rettungsdienstes, auf den Weg. Sie wollen sich den möglichen Standort für eine neue Wache ansehen. Von Rentnerdasein eben keine Spur.