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Ruhestand Das Herz auf dem rechten Fleck

Lydia Felgenhauer, Leiterin der Tagespflege des Corneliuswerkes in Burg, geht in den wohlverdienten Ruhestand.

Von Mario Kraus 22.01.2018, 18:51

Burg l Ruhestand – so richtig kann sich Lydia Felgenhauer mit dem Gedanken noch nicht anfreunden. „Ich war ja mit Herz und Seele dabei“, lacht die sympathische Burgerin. Das Wort „dabei“ ist eigentlich weit untertrieben. Sie war es, die im Corneliuswerk die Tagesbetreuung für an Demenz erkrankte Patienten aufbaute, dafür lebte und auch im Unruhestand noch ab und zu mit dabei sein wird. „So ganz kann ich natürlich nicht loslassen.“

Es sind die letzten Arbeitstage vor der offiziellen Verabschiedung. Mit den Patienten wird Kaffee getrunken, manche schwelgen in Erinnerungen und reden von der Vergangenheit. Andere wiederum sagen weniger. Lydia Felgenhauer gießt Kaffee ein, nimmt den einen oder anderen an die Hand. Sie weiß mit jedem Einzelnen umzugehen, kann die Situationen einschätzen, die manchmal auch sprunghaft wechseln können. „Demenz ist eine schleichende Krankheit, die Persönlichkeit verändert sich. Man muss gut beobachten und aufnehmen können, aber jeden mit seiner Krankheit ernst nehmen“, sagt sie. „Wer eine gewisse Hingabe entwickelt, kann das auch.“ Diese menschliche Zuneigung und das Verständnis sind Lydia Felgenhauer in die Wiege gelegt worden. Sonst hätte sie 1972 nicht den Beruf einer Krankenschwester im Burger Kreiskrankenhaus erlernt. Zehn Jahre arbeitete sie auch als Betriebsschwester in den Burger Knäckewerken, ehe sie sich 1986 entschied, in die Pflege zu wechseln.

Einen Schritt, den sie nie bereut hat. Schon bald leitete sie eine Station im Altenheim. „Diese Verantwortung für die Menschen hat mich sehr geprägt und trotz teilweise schwerer Arbeit großen Spaß gemacht.“ Und dann, 2011, baute sie die erste Tagesbetreuung, den Fortunatus-Tagestreff im ehemaligen Jugendwerkhof, auf, bevor 2016 der Umzug in das Alten- und Pflegeheim im Marienweg folgte. „Das war ein Glücksfall“, erinnert sich ihre Freundin Christina Wieland. Auch sie konnte beispielsweise ihre Mutter in den Tagestreff schicken und miterleben, wie intensiv und mit wieviel Liebe die Männer und Frauen dort betreut oder Ausflüge unternommen wurden. Auch deshalb, um Angehörige zu entlasten.

Weil das Angebot des Corneliuswerkes so gut angenommen wurde, sind seit 2017 auch Personen mit einem höheren Pflegegrad willkommen. „Das alles ist auch der Verdienst von Lydia“, sagt Christina Wieland. Die Freundinnen haben jetzt etwas mehr Zeit füreinander. Und Lydia Felgenhauer freut sich auf lange Radtouren mit ihrem Lebensgefährten, auf Urlaub und Spaziergänge ohne Zeitdruck mit dem Hund.