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Schlachthof Schweine stauen sich im Stall

Die fehlenden Kapazitäten im Schweinezuchtbetrieb sorgen in Burg und Genthin für Probleme bei landwirtschaftlichen Betrieben.

Von Mike Fleske 17.10.2020, 01:01

Genthin/Burg l „Schweinestau“, dieses Kunstwort macht seit Wochen die Runde. Insbesondere die norddeutschen Landwirte, die Schweine halten, leiden darunter, dass sie ihre Tiere nicht mehr an die Schlachtbetriebe abgeben können. Die Schweine drängen sich in den Ställen. Aufgrund der Corona-Pandemie haben die Schlacht- und Zerlegebetriebe derzeit ihre Schlachtungen heruntergefahren. Begründet wird dies mit dem Infektionsschutz. Hinzu kommt, dass am 1. Januar das Verbot der Werkarbeit in Kraft treten soll und es dadurch bereits jetzt einen Arbeitskräftemangel gibt. Bereits jetzt seien die Auswirkungen auf die Betriebe in unserer Region an verschiedenen Stellen zu spüren, erklärt Peter Deumelandt vom Bauernverband Jerichower Land. „Die Schlachtkapazitäten wurden aufgrund der Corona-Situation zurückgefahren, sodass heute deutlich weniger Schweine als zu normalen Zeiten geschlachtet werden.“ Mehr Tiere in den Ställen, führe zu Überbelegungen und fehlendem Platz für neue Tiere. „Für die Schweine die nicht verkauft werden, können auch keine neuen Läufer eingestallt werden und somit sinkt auch die Nachfrage nach Ferkeln, während in den Sauenbetrieben weiter neue Ferkel geboren werden, da die Sauen tragend sind.“ Auch dort gäbe es dadurch einen Stau.

Auch Ralf Beke-Bramkamp, Sprecher der LFD-Holding, die in Gladau die Schweinezuchtanlage mit mehr als 27 000 Tierplätzen betreibt, sieht die Betriebe durch ASP und Coronana herausgefordert. Wichtig sei, ASP jetzt schnell und konsequent einzudämmen, ählich wie es Nachbarländern wie Tschechien oder Belgien getan hätten. „Genauso wichtig ist es, dem aktuellen Preisverfall im Schweinemarkt zu begegnen und Erzeugern eine Sicherheit für ihre Arbeit zu geben, hier sind Politik und Verbände gefordert.“ Beke-Bramkamp, erachtet ein Hochfahren der Kapazitäten in den Schlachtbetrieben für unbedingt notwendig. Nur so können Tiere vor Ort in den Betrieben verarbeitet werden.

Die Alternative wären Schweinetransporte zu anderen Schlachtbetrieben. Für Jörn Rettig, stellvertretender Pressesprecher im Magdeburger Landwirtschaftsministerium keine Lösung: „Ähnlich hohe Auslastungen sind momentan bundesweit festzustellen.“ Auch eine Erhöhung der Schlachtzahlen durch die Verlängerung der Schlachtzeiten, etwa durch Schlachtungen an Wochenenden, verspreche derzeit kaum Vorteile, da sich nach der anschließende Zerlegung, dass Fleisch wieder bei der Lagerung staut.

Die Möglichkeit zur Wochenendarbeit, hatte das Land Nordrhein Westfalen am 3. Oktober eingeräumt, um den Rückstand zumindest etwas aufzuholen. Die Situation hatte sich dadurch aber insgesamt nicht spürbar entschärft. Allerdings ist die angespannte Situation noch nicht auf Handel und Verbraucher durchgeschlagen. Bei Edeka Minden-Hannover spüre man einen gewissen Druck im Markt, aber: „Bauerngut als verarbeitender Betrieb wird noch wie gewohnt beliefert, Einschränkungen spüren wir zurzeit nicht, daher können wir auch unsere Märkte wie gewohnt beliefern“, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens.

Eine Einschätzung, die auch Kurt Kraus, Chef der Fleischerei Kraus in Parchen bestätigt: „Im Moment sind genügend Schweine zur Verarbeitung vorhanden, daher gibt es für uns keine Engpässe bei Fleischwaren.“ Seiner Meinung nach werde es für die Verbraucher keine akuten Preisveränderungen geben, weder nach oben noch nach unten. Allerdings sieht auch Kraus das Problem des sich fortsetzenden Staus von den Ferkel- bis zu den Zuchtbetrieben. „Für uns ist die Lage im Moment noch normal, in einem halben Jahr kann es schon ganz anders aussehen, wenn etwa jetzt weniger Ferkel nachkommen, gibt es später eine zu geringe Anzahl an ausgewachsenen Schweinen, die verarbeitet werden können.“ Das wäre dann durchaus eine Situation, die für Betriebe und Verbraucher spürbar würde.