Filiale der Drogeriekette öffnet am 24. März das letzte Mal Schlecker: Trauerspiel in Loburg
Von sechs Schleckerfilialen im Jerichower Land muss eine schließen. Getroffen hat es Loburg. Am 24. März ist hier Schluss.
Loburg l Bis Dienstagabend hoffte man in der Loburger Schleckerfiliale. Dann kam das Fax. "Da stand schwarz auf weiß, wir machen zu", erzählt eine Mitarbeiterin und kämpft mit den Tränen. Zum Traurigsein bleibt ihr seit Mittwochfrüh keine Zeit. In Loburg ist Ausverkauf, 30 Prozent Rabatt auf jeden Artikel. "So viele Kunden hatten wir sonst das ganze Jahr nicht", sagt eine andere Angestellte. Sie hat eigentlich gar keinen Dienst, arbeitet aber trotzdem. "Alleine wäre das heute nicht zu schaffen", sagt ihre Kollegin dankbar.
Fünf Mitarbeiter arbeiten im Loburger Schlecker. Die Gemütslage ist in diesen Tagen denkbar schlecht. "Ich arbeite seit 15 Jahren hier, ich glaube nicht, dass es eine andere Perspektive als Arbeitslosigkeit für mich gibt", sagt eine Mitarbeiterin. Die anderen pflichten ihr bei. "Ich bin 20 Jahre bei Schlecker, wohne in Loburg, habe kein Auto. Wo soll ich denn hin?", fragt eine andere Angestellte. Resignation macht sich breit. Was bleibt, ist die große Frage nach dem warum. Loburg hat knapp 3000 Einwohner, trotz der überschaubaren Kaufkraft gibt es drei Supermärkte. "Die haben ja mittlerweile alles, was es bei uns auch zu kaufen gibt", sagt das Schlecker-Team. So blieben immer mehr Kunden aus.
Pünktlich zum Ausverkauf am Mittwoch waren sie wieder da. "Dieser Ansturm ist wie ein Hohn", sagt eine Angestellte, während sie im Rekordtempo Ware über das Band zieht. Unter Tränen setzt sie hinzu: "Wenn wir was im Angebot hatten, war es doch genauso günstig. Warum kam denn da keiner?"
Rudolf Nowack aus Isterbies bedauert die Schließung sehr. "Wenn ich nach Loburg zum Einkaufen fahre, gehe ich immer auch zu Schlecker. Es ist einfach traurig."
Den Kunden könne man keine Schuld geben, meint eine andere Mitarbeiterin. Bis vor einem dreiviertel Jahr hätten die Umsätze gestimmt. "Dann wurden wir nicht mehr richtig beliefert. Die Kunden fragen ein paar mal nach, wenn sie ihre Sachen dann hier nicht bekommen, kaufen sie woanders", sagt sie. Nicht ohne Wut auf ihren Arbeitgeber setzt sie hinzu: "Mit uns hat noch keiner gesprochen. Hier weiß keiner, wie es weitergeht."
Die Angestellten können einem leid tun, finden Gertrud und Werner Karbe aus Loburg. "Wir haben hier gerne eingekauft, vor allem Cremes und Waschmittel." Das bekommen sie auch im Supermarkt nebenan. "Aber für Loburg ist es einfach traurig, alles macht zu. Bald schieben sie auch noch den Mond an uns vorbei", sagt Gertrud Karbe kopfschüttelnd.
"Für uns Verbraucher ist dieser Ausverkauf natürlich klasse, aber für die Mitarbeiter und auch für die Stadt Loburg ist es ein Trauerspiel", findet Renate Schmidtchen.
Die Loburger Schlecker-Mitarbeiter wollen nicht namentlich genannt werden. Zu gut erinnern sie sich an das "Drama von Deetz". Dort hatten Anwohner und Mitarbeiter gegen die Schleckerschließung demonstriert. "Das kam nicht gut an. Die Angestellten hatten keine ruhige Minute mehr", weiß man in Loburg. "Ich will nur in Ruhe meine Arbeit zu Ende machen. Ich bin wahnsinnig traurig", sagt eine Mitarbeiterin. Wie es nach dem 24. März für sie weiter geht,weiß sie nicht.
Bestürzung herrscht im Schuhgeschäft gegenüber: "Das ist schlimm für unsere Stadt", findet Inhaberin Petra Friedrich. Sie befürchtet, dass nun auch in ihren Laden weniger Kunden kommen. "Schlecker hat ja doch immer noch ein paar Leute angezogen."
Im Jerichower Land gibt es sechs Filialen. Jeweils zwei in Burg und Gommern und eine in Parey bleiben geöffnet.