1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Staubige Schartauer Scholle

Fünftes Schaupflügen Staubige Schartauer Scholle

Staubwolken zogen am Sonnabend aus Richtung Fähre nach Schartau. Die rührigen Schlepperfreunde veranstalteten die fünfte Auflage des Schartauer Schaupflügens. Mehr als 500 Besucher wollten sich das landwirtschaftliche Spektakel nicht entgehen lassen.

Von Falk Heidel 20.04.2015, 03:28

Schartau l Keine Hüpfburg aus Gummi, sondern eine Spielelandschaft aus Strohballen war der zentrale Punkt auf dem Acker am Pappelwäldchen in Schartau: "Wir wollen den Menschen hier zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert, nachhaltige Landwirtschaft", erklärt Marcus Teschner vom gastgebenden Verein. Für die Besucher ist die Veranstaltung ein Zeitensprung: Parallel arbeiten die Landwirte an den Furchen mit Technik aus Vorkriegszeiten bis hin zur Gegenwart. Auch ein Pferdegespann war am Start: Alexander Schoß aus Rogätz mit seinem Einschar-Karrenpflug. Teschner: "Nach der langen Auszeit hat die Fähre heute früh den Betrieb wieder aufgenommen, sonsten wären die Teilnehmen von der anderen Elbseite nicht dabei gewesen."

Zu den 34 Startern gehörte Ralf Huchel mit seinem Famulus 40, der einen Zweischar-Winkeldrehpflug zog: "Der Traktor ist Baujahr 1962, einer der letzten, die in Nordhausen gebaut wurden", sagte der Ihleburger. Seinen ersten Famulus hat Huchel bereits in Studienzeiten zusammengeschraubt.

Seit Anfang der Woche bereitete Jürgen Marx auf seinem kleinen Deutz die Ackerparzellen vor. Jedes Rechteck hat der 74-jährige Schartauer exakt angepflügt: "Wie man das so genau hinbekommt? Zunächst die Flächen abschreiten, der Rest ist Berufserfahrung." Marx sagte auch: "Es gibt hier in der Region keinen Quadratmeter Acker, den ich noch nicht umgepflügt habe." Seinen ersten Pflug hat er 1949 bewegt. Zunächst mit Pferdegespann, dann mit dem K4KB aus ungarischer Produktion und schließlich mit dem ZT 300. Seinen Deutz (Baujahr 1959) hat er vor drei Jahren gekauft. Damit hilft Jürgen Marx bei solchen Anlässen, wann immer er gefragt wird. Aber Vereinsmitglied ist er nicht: "Das sollen die jungen Leute machen, die Alten dürfen klugscheißen."

Solche Volksfeste sind auch immer Treffpunkte zum Auffrischen von alten Bekanntschaften. Getroffen haben sich an der Furche Erhard Karbe aus Wörmlitz und sein ehemaliger Lehrling Hans-Horst Bog aus Schartau. Karbe war 25 Jahre lang Produktionsleiter bei der LPG Möckern, nach der Wende dann Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Wörmlitz. Der 73-Jährige meint mit Blick auf die frühere Traktorentechnik: "Wer Fahrrad fahren kann, kann auch einen Trecker steuern." Nach Möckern kam Borg seinerzeit durch ein studentisches Praktikum. Fritz Bukowski aus Burg schaute sich die alten Traktoren ganz genau an: "Schließlich habe ich einst Traktorist bei der MTS in Möckern gelernt." Das war von 1956 bis 58: "Mein erster Traktor war ein Pionier, der Motor musste angekurbelt werden."

Nicht extra ankurbeln mussten die neun Schartauer Schlepperfreunde als Gastgeber die Stimmung unter den Besuchern. Gleich neben dem Kleintierstand mit Truthahn und Kaninchen kümmerten sich die Versorger um ihre Besucher. Gleich drei Kartoffelsorten aus einem alten Dämpfer gab es bei Waldemar Schulze.

Mit Minitrecker in der Hand gehörte Jacob Ulrich (fast 2) aus Krüssau zu den jüngsten Besuchern. Opa Günther Gniffke hatte den Jungen nach Schartau mitgenommen.