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Sterbebegleitung Intensive Tage, Wochen, Monate

Auch in Burg gibt es eine Gruppe ehrenamtlicher Sterbebegleiter. Dabei ist Elke-Fenger-Schindack.

Von Steffen Reichel 09.02.2017, 05:00

Burg l Für Elke Fenger-Schwindack ist die Sterbebegleitung längst „Teil meines Lebens“ geworden. Das Engagement begann vor ein paar Jahren mit dem Versprechen an eine Freundin, die die Burgerin „bis zum Schluss“ begleitet hat. Ein Versprechen, das ihre Freundin ihr abgenommen hat und das sich Elke Fenger-Schwindack auch selbst gegeben hat: Ich mache das weiter.

Sie fand dann schnell zur bereits bestehenden Gruppe ehrenamtlicher Sterbebegleiter unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde um Pfarrer Joachim Gremmes und Ute Kilimann, absolvierte eine Ausbildung zum Sterbebegleiter bei den Magdeburger Pfeifferschen Stiftungen. „Dabei habe ich mich dann zuerst einmal selbst noch besser kennengelernt“, gibt Elke Fenger-Schwindack zu, auch was die Motivation betrifft. Einmal sollten die Teilnehmer des Kurses etwas mitbringen, wovon sie sich bewusst verabschieden. Elke Fenger-Schwindack „opferte“ in diesem Kreis eine kleine Harke und eine Mini-Gießkanne. „Körperlich schaffe ich es durch eine Erkrankung nicht mehr, mich um den Garten zu kümmern, der bisher Teil meines Lebens war“, gestand sie damals ein.

Für Elke Fenger-Schwindack war dieser Abschied Teil ihres Einstiegs in den ehrenamtlichen Hospizdienst, der inzwischen einen breiten Raum in ihrem Leben einnimmt, ihr Leben um wesentliche Erfahrungen bereichert hat und weiterhin bereichert.

Für einen Sterbenden ist die Zeit gekommen, sich nicht nur von Haus und Garten, von Familie und Freunden, sondern von allem zu verabschieden. Ein schmerzhafter Prozess, das wissen Elke Fenger-Schwindack und ihre Ehrenamtskollegen, die Sterbende bei diesem Prozess bewusst begleiten, ihnen helfen.

Vier solche Begleitungen hat Elke Fenger-Schwindack inzwischen „mit ganzem Herzen“ geleistet. „Bei der Geburt ist keiner allein und auch beim Sterben soll keiner allein sein“, hat sie sich als griffiges persönliches Motto gewählt.

Einmal hatten die Begleiterin und der Sterbende noch wenige gemeinsame Tage, einmal waren Sterbender und Elke Fenger-Schwindack fast ein ganzes Jahr verbunden.

„Natürlich muss es auch passen, aber das merkt man schnell“, so Elke Fenger-Schwindack weiter. Zuerst müsse man die Scheu voreinander verlieren, das Gespräch aufnehmen. „Dann wächst das Vertrauen.“

Aktuell laufen fünf Begleitungen durch Mitglieder der Burger Gruppe. Wenn dieser Prozess zwischen einem Sterbenden und einem Sterbebegleiter dennoch in eine Sackgasse führt, kann aus der Gruppe der Ehrenamtlichen ein anderer gesucht und gefunden werden. „Bei einem Mann bekommt ein anderer Mann zum Beispiel oft schneller Vertrauen und Zugang“, berichtet Stefanie Maihold vom Stützpunkt des Palliativ- und Hospizzentrums der Pfeifferschen Stiftungen in Burg.

Sie koordiniert den Einsatz der ehrenamtlichen Sterbebegleiter als Teil der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV), wobei die Hinweise auf möglichen Bedarf zumeist von Mitarbeitern von Pflegediensten und Pflegeheimen sowie von Angehörigen kommen.

Zur Aufgabe von Stefanie Maihold gehören auch die monatlichen Treffen der Ehrenamtler. Es sind aktuell sieben in Burg und Umgebung. Ein weiterer befindet sich in der Ausbildung. Die Gruppe, die sich selbst als „große Familie“ sieht, könnte bald weiter wachsen, denn, wenn sich genug Interessierte finden, wollen die Pfeifferschen Stiftungen einen Sterbebegleiter-Kurs auch in Burg anbieten. Bisher haben fünf Frauen und Männer aus Burg und Umgebung ihr Interesse bekundet, sagt Stefanie Maihold.

Das Interesse scheint aber noch breiter zu sein, denn nicht weniger als 20 Frauen und Männer nahmen im Januar an einem Letzte-Hilfe-Kurs in Burg teil, den der Hospiz-und Palliativstützpunkt voraussichtlich im Oktober nochmals in der Ihlestadt anbieten will.

„Wir Sterbebegleiter sind froh, dass es jetzt Frau Maihold und den Palliativstützpunkt in Burg als neue Anlaufstelle auch für uns Ehrenamtliche gibt“, so Elke Fenger-Schwindack.

Auch wenn sich dieser Anlaufpunkt in der Burger Nicolaistraße 4 und damit in Räumen der evangelischen Kirchengemeinde befindet, ist die Mitarbeit im Team der ehrenamtlichen Sterbebegleiter unabhängig davon, ob man der evangelischen Kirche, einer anderen oder keiner Religionsgemeinschaft angehört.

Die Verwurzelung in einer Religion kann einen Sterbebegleiter natürlich bei seiner Aufgabe stärken. Elke Fenger-Schwindack bezeichnet sich als Buddhistin. Ihre Ehrenamtskollegen sind zumeist Christen.