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Storchentag Störche wandern in den Westen Deutschlands

Immer mehr Störche wandern Richtung Westen ab. Darauf wurde auf dem Stochentag in Loburg hingewiesen.

Von Stephen Zechendorf 23.10.2017, 01:01

Lübars/Loburg l Für das Jahr 2017 gibt es noch keine vollständigen Zahlen, sagte Weißstorch-Expertin Dr. Mechthild Kaatz in ihrem Vortrag. Aber natürlich wurden bei den 26. Sachsen-Anhaltischen Storchentagen auf dem Storchenhof in Loburg trotzdem schon viele Zahlen genannt, die verraten, wie es dem Adebar derzeit in Sachsen-Anhalt und Deutschland geht.

Während in Sachsen-Anhalt die Zahl der erwachsenen Horstpaare mit 566 Paaren seit 2004 relativ stabil geblieben ist, vermelden die ehrenamtlichen Storchenzähler in Mecklenburg-Vorpommern im selben Zeitraum einen Rückgang von einst über 1100 Paaren auf 717 Paare im Jahr 2016. Explodierende Zahlen dagegen in Hessen (von 44 auf 495) und in Baden-Württemberg (von 86 auf 615). Ähnliches gilt für Nordrhein-Westfalen. Das ist überraschend, sagt Christoph Kaatz, denn vor ein paar Jahren galt die Westpopulation fast schon als erloschen.

Seit Jahren ist Mechthild Kaatz aktiv bei der Zählung der Weißstörche in Deutschland. Es zeichnet sich ab, dass der Bestand der Adebare eine regionale Verschiebung erfahren hat. So haben sich die Bestände im Westen der Republik teils verzehtfacht. Als Gründe nennt ihr Ehegatte Dr. Christoph Kaatz verkürzte Routen der Störche in den warmen Süden: „Die Störche fliegen zum Teil nicht mehr nach Afrika, sondern überwintern auf Mülldeponien in Spanien und fliegen schon früh wieder in die Brutregionen in Norderuropa zurück.“

Die großen schwarzweißen Zugvögel mit dem Ruf, für Nachwuchs bei den Menschen zu sorgen, werden unterschieden in sogenannte West- und Ostzieher. Das heißt, ein Teil der Vögel – die Westzieher – fliegt über Spanien ins Warme, die Ostzieher umfliegen das Mittelmeer östlich. Gemeinsames Ziel war bislang Afrika. Doch soweit fliegen die Rotschnäbel inzwischen oft gar nicht mehr. Manch einer der Langbeinigen überwintert gar in deutschen Zoos.

Statistiken zeigen, dass in den Horsten in Sachsen-Anhalt von den Brutpaaren zuletzt weniger Jungvögel groß gezogen werden, als in der Vergangenheit. Das lag zuletzt nicht selten an den Witterungsbedingungen. Oft aber auch macht der Mensch mit seinem modernen Verständnis von Landwirtschaft mit Monokultur und dem Einsatz von Chemie gegen Nager und Insekten der Familienplanung des klappernden Babybringers einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

Über andere Probleme für den Großvogel, die sich ergeben, wenn Störche auf Strommasten nisten, referierte in einem der vielen interessanten Vorträge des Sonnabends Ingrid Dorner.

Es war der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt (SPD), der einerseits die Arbeit des Storchenhofteams lobte, andererseits aber Augenmaß bei der Bewertung des Naturschutzes anmahnte. Man müsse Aufwand und Nutzen abwägen und dürfe sich nicht im „Klein-Klein“ verlieren. Naturschutz dürfe nicht über alles gestellt werden. Die Gesellschaft müsse Aufwand und Nutzen abgewägen, wenn es Millionen koste, für eine Handvoll Frösche Maßnhmen zu ergreifen, dafür aber andere gesellschaftliche Projekte nicht finanzieren zu können.

Der Storchenhof stehe wie die Großtrappe für den Landkreis Jerichower Land, so Burchhardt. Es sei unglaublich, wie die Famile Kaatz und ihre Mitstreiter den Storchenhof am Leben halten und weiter voran bringen. Die große Resonanz auf die Tagung bestätige den Stellenwerk der Loburger Einrichtung über die Landesgrenzen hinaus.