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Straathof-Prozess Kein Raum für Tatsachen

Der Schweinezüchter Adrianus Straathof und der Kreis Jerichower Land streiten sich vor Gericht. Ausgang offen.

Von Franziska Ellrich 02.07.2016, 01:01

Magdeburg/Genthin l Zweiter Verhandlungstag im Prozess Adrianus Straathof gegen den Landkreis Jerichower Land: Fünf Tierärzte des Veterinäramtes sitzen in der ersten Reihe im Saal 1 des Magdeburger Verwaltungsgerichtes. Vor ihnen liegen dicke Ordner. Hin und wieder blättert ein Veterinärmediziner durch die Seiten. Neben endlosen Listen sind Fotos zu erkennen. Aufnahmen, die vielleicht beweisen könnten, dass die Tiere des Ferkelzüchter Adrianus Straathof Qualen leiden mussten. Fakten, die das Tierhaltungsverbot des Kreises gegenüber Straathof rechtfertigen könnten. Ein Verbot, dass der Züchter unbedingt kippen will.

Zu Verhandlungsbeginn ruft der Vorsitzende Richter den Punkt „verletzte und getötete Ferkel“ auf. Die Tierärzte wirken angespannt, bereiten sich auf eine Befragung durch den Richter vor. Wie haben sie die Tiere bei der Durchsuchung im März 2014 vorgefunden? Haben Sie Verletzungen festgestellt? So oder so ähnlich könnten die Fragen des Richters lauten. Doch dazu wird es an diesem Mittwoch nicht kommen.

Die Anwälte von Adrianus Straathof stellen einen Antrag nach dem anderen. Gleich zu Beginn werfen sie dem Richter Befangenheit vor. Seine Fragestellung wäre suggestiv, er verhandele „nach einer feststehenden Strategie“. Rechtsanwältin Prof. Dr. Andrea Versteyl sitzt nicht das erste Mal für Straathof vor Gericht. Sie macht wiederholt deutlich: „Wir haben Anspruch auf ein faires Verfahren.“ Darunter versteht die Anwältin ihren Anträgen zufolge die Anhörung dutzender Zeugen sowie die Offenlegung einer aktuellen Rundverfügung aus dem Landesverwaltungsamt. Darin soll es um die Breite der Kastenstände für die Schweine gehen. Ein zentraler Vorwurf des Landkreises - in den durchsuchten Straathof Ställen habe es immer wieder an genügend Platz für die Tiere gefehlt. Die Verfügung ist vom Juni 2016, das Haltungsverbot des Kreises wurde schon im November 2014 ausgesprochen.

Antrag für Antrag berät die verhandelnde Kammer am Mittwoch. Einer nach dem anderen wird abgelehnt. Immer wieder will der Richter auf die „verletzten und getöteten Ferkel“ zu sprechen kommen. Immer wieder schnellen in diesem Moment die Arme der Straathof-Anwälte in die Höhe. Sie schildern ihre Sicht der Dinge, sie drängen auf die exakte Protokollierung, sie sprechen bereits von der zweiten Instanz. Acht Stunden lang.

Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking war auch am zweiten Tag dabei. Ihr Eindruck: „Mir kam es so vor, als wollte die Straathof-Seite Verfahrensfehler und Widersprüche produzieren.“