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Tierisch  Gefährlich: Hundekauf per Mausklick

Knapp 1500 Kilometer reiste ein Hund von Bosnien-Herzegowina nach Deutschland. Endstation: Das Burger Tierheim.

Von Juliane Just 23.01.2018, 00:01

Burg/Schartau l Da saß der Schäferhund in Sarajevo, ein Häufchen Elend. Per Mausklick sollte ihm geholfen werden – das zumindest dachte die neue Halterin. Doch es sollte anders kommen, denn das Tier wurde nach seiner Ankunft aggressiv und musste von der Polizei abgeholt werden. Letzte Anlaufstelle: das Tierheim in Schartau. Dies passierte am Wochenende in Burg.

„Das Tier war verwirrt, als es bei uns ankam. Inzwischen hat der Hund sich akklimatisiert“, sagt Astrid Finger, Leiterin des Tierheimes. Der deutschlandweite Trend geht dahin, Tierschutzhunde aus dem Ausland zu holen, die hier ein neues Zuhause finden sollen – weg vom Hundeleben. Von den 70 Hunden im Tierheim Schartau sind etwa die Hälfte aus dem Ausland. Doch bei der Vermittlung ist Vorsicht geboten, denn nicht alle Organisationen haben das Wohl der Hunde im Sinn.

Einige Gruppen arbeiten unter dem Deckmantel des Tierschutzes, betreiben in Wirklichkeit aber Tierhandel – so wohl auch im Fall des Schäferhundes aus Sarajevo. „Die Situation war dubios, die Organisation unseriös“, fasst die Leiterin des Tierheims zusammen. Vor allem vom Blindkauf der Tiere im Internet rät sie ab – Mensch und Hund sollten sich vorher kennenlernen.

„Es ist wie bei Menschen: Die Chemie muss stimmen“, sagt Astrid Finger. Vermittelt das Tierheim aus Schartau Hunde aus dem Ausland, werden Halter und Hund mehrmals zusammengeführt, bevor sie eine gemeinsame Probewoche verbringen. Dabei steht das Schartauer Personal den Haltern bei Fragen und Problemen zur Seite. Auch daran erkenne man laut Tierheimleitung eine seriöse Tierschutzorganisation: genaue Absprachen und kompetente Beratung.

Viele Hunde aus dem Ausland sind schwer traumatisiert, haben im neuen Umfeld Angst und werden aggressiv. Dafür braucht es Zeit und Geduld, wie Astrid Finger weiß: „Für einige Hunde ist das Leben in Deutschland wie ein Kulturschock. Sie müssen sich an die neuen Gegebenheiten gewöhnen.“ Nur selten wissen die Beteiligten, was die Hunde in ihrer Vergangenheit erlebt haben, deswegen ist Vorsicht geboten – das kleinste Klackern kann dann heftige Reaktionen hervorrufen. Ähnlich wie bei Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung.

Doch wie die Hunde vorher gelebt haben, ist nicht unerheblich für das neue Leben. Die Lebensumstände von Tieren aus dem Ausland unterscheiden sich oft erheblich von denen in Deutschland. Haben sie jahrelang auf der Straße gelebt, können sie in Wohnungen Ängste entwickeln. Waren sie jahrelang an eine Kette gelegt, kann zu viel Freiraum ein Problem für die Tiere werden. Laut Astrid Finger ist es wichtig, die Signale des Tieres richtig zu deuten.

Neben einer medizinischen Versorgung des Hundes bieten Tierschutzorganisationen auch eine Beratung an. „Sollte es Probleme mit dem Tier geben, können die Halter immer Kontakt aufnehmen“, sagt Astrid Finger. Das sei bei einer „Bestellung“ des Hundes im Internet nur schwer möglich. Künftige Halter sollten sich nicht von niedlichen Bildern beeindrucken lassen, wie Astrid Finger betont: „Wichtig ist doch, dass Halter und Hund zueinander passen.“