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Tierquälerei Zirkus weist Peta-Vorwürfe zurück

Vorwurf der Tierrechtsorganisation Peta: Der Circus Belly hält seinen Schimpansen Robby unter tierquälerischen Bedingungen.

Von Tobias Dachenhausen 19.08.2015, 19:34

Gommern/Celle l Mit vier Veranstaltungen will der Circus Belly ab heute in Gommern Zuschauer zum Staunen bringen. Mit dabei sein wird auch der Schimpanse Robby, der unter anderem mit kleinen Hunden auftreten wird. Doch geht es nach der Tierrechtsorganisation Peta soll der Affe aus dem Zirkusbetrieb herausgenommen werden. Der Vorwurf: Robby wird unter tierquälerischen Bedingungen gehalten.

Das Gehege des Schimpansen sei viel zu klein und es gebe kaum Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Darum fordert Peta die Überstellung an die renommierte Schimpansenauffang- und Rehabilitationseinrichtung AAP in den Niederlanden. „Es ist rücksichtslose Tierquälerei, einem intelligenten Schimpansen alles vorzuenthalten, was für ihn wichtig und natürlich ist“, sagt Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei Peta Deutschland.

Als Lüge bezeichnet Klaus Köhler, Chef des Circus Belly, die Anschuldigungen seitens der Tierrechtsorganisation. „Wir haben biologische Gutachten, die sagen, dass sich Robby bei uns sehr wohl fühlt“, sagt er und ergänzt: „Ob es einem Schimpansen gut geht oder nicht, sollten Experten entscheiden, die jahrelang in der Praxis mit Primaten umgehen. Und davon hat Peta keine.“ Er sieht die Anschuldigungen eher als eine Art Werbekampagne, um die Spendeneinnahmen zu erhöhen. Robby ist 41 Jahre alt und sein ganzes Leben bereits im Circus Belly. „Er war nur mit Menschen in Kontakt. Er kennt gar keine Artgenossen. In einer Auffangstation würde er auch nur eingesperrt werden und letztendlich eingehen“, ist sich Köhler sicher. Im Zirkus bekäme er seinen Auslauf. Mitarbeiter würden sich vier Stunden am Tag um ihn kümmern. Alle seine Tiere seien in sehr guter Haltung. „Wenn das nicht möglich wäre, würde ich sie doch nicht haben. Zudem werde ich in jedem Landkreis kontrolliert“, erklärt er.

Das hat auch das Veterinäramt des Jerichower Landes am 13. August getan. „Wir haben keine Auffälligkeiten festgestellt. Der Zirkus verfügt über eine Erlaubnis, dass er Tiere zur Schau stellen darf. Das betrifft auch den Schimpansen“, sagt Kreissprecher Henry Liebe. Dabei hat das Veterinäramt unter anderem Dokumente überprüft, einzelne Tiere in Augenschein genommen, das Futter, den Zustand und die Größe der Gehege kontrolliert. „Die Käfige sind angemessen. Die Tiere sind dort gut untergebracht. Wir werden hier nicht weiter handeln müssen“, erklärt Liebe. Dennoch weist er auf eine Auseinandersetzung zwischen dem Circus Belly und der erlaubniserteilenden Behörde, dem Landkreis Celle, hin, bei der es um die Unterbringung des Schimpansen Robby geht. „Da mischen wir uns nicht ein“, sagt Liebe.

Der Circus Belly hat vom Landkreis Celle eine bis Ende September befristete Haltungserlaubnis für den Affen Robby erhalten. Dagegen hat Klaus Köhler Klage eingereicht. „Ich bestehe auf die unbefristete Erlaubnis, da es nichts zu beanstanden gibt“, macht er deutlich. Das sieht der Landkreis anders. „An der artungerechten Haltung des Affen im Zirkus gibt es aus amtstierärztlicher Sicht keine Zweifel, eine Haltungsgenehmigung würde es heutzutage für vergleichbare Fälle grundsätzlich nicht mehr geben“, heißt es aus der Pressestelle des Landkreises Celle. Dennoch sei die entscheidende Frage, ob mit der Herausnahme des Tieres und einer zwangsweisen Unterbringung mit dem Ziel einer Resozialisierung mit Artgenossen mit ausreichender Sicherheit eine Verbesserung der Situation für Robby zu erwarten ist. Das sei laut Landkreis auch für ausgewiesene Experten eine schwierige Frage und bedeute, dass sie sich zuvor intensiv mit Robby und seinem derzeitigen Haltungsumfeld auseinandergesetzt haben müssen. „Die Sorge um das Wohlbefinden des Tieres zwingt uns deshalb, hier keine vorschnelle und leichtfertige Entscheidung zu treffen“, erklärt der Landkreis Celle. Darum wurde die Haltungserlaubnis bis Ende September befristet, bis die Experten alle Prüfungen abgeschlossen haben. Über den Zeitpunkt einer gerichtlichen Entscheidung kann der Landkreis derzeit noch keine Aussage machen.

Für den Zirkuschef Klaus Köhler gibt es da überhaupt keine Bedenken. „Die Bedingungen für unseren Robby sind nicht unzumutbar. Er fühlt sich sauwohl und hat hier bei uns eine Familie, die er nirgendwo anders bekommen wird.“