Hundeprüfung Tiroler Spürnasen zu Gast im Revier
Jagdhunde aus ganz Norddeutschland absolvieren bei Zeppernick und Dalchau erfolgreich ihre Anlageprüfung.

Stephen Zechendorf
Zeppernick/Dalchau. Sie sind mittelgroß, rotbraun bis schwarz und lieben es, dem Wild nachzuspüren. Die Tiroler Bracke ist ein Nachfahre der aus der „Kelten-“ beziehungsweise „Alpenbracke“. Um das Jahr 1860 begann die Reinzucht der Tiroler Bracke.
Wenn eine solche Tiroler Bracke zur Anlagenprüfung muss, dann will das Herrchen wissen, ob sein junger Jagdhund überhaupt für die Jagd geeignet ist. „Bei den Anlagen geht es um solche Fähigkeiten und Merkmale, die einem Hund nicht antrainiert werden können“, erklärt der Loburger Jan Blaue, selbst Jäger und Besitzer einer „Tiroler Bracke“. Solche Prüfungen finden statt, wenn die Hunde noch nicht älter als 24 Monate sind. Sie sind außerdem die Voraussetzung für weitere Prüfungen, wie etwa die Schweißprüfung, bei der es darum geht, verletztes Wild nachzusuchen.
Ideale Bedingungen in den Revieren vorgefunden
Zehn Halter solcher „Tiroler Bracken“ waren am zurückliegenden Wochenende ins Jerichower Land gereist, um diese Prüfung zu absolvieren - unter strengen und zuvor mit den Behörden abgestimmten Hygieneauflagen, versichert Jan Blaue.
Die Teilnehmer sind Mitglieder im „Club Tirolerbracke“ aus der Landesgruppe Sachsen-Anhalt/Sachsen sowie der großen Landesgruppe, in welcher „Tirolerbracken“-Besitzer aus Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg organisiert sind.
Nach Aussagen von Jan Blaue erblicken nur wenige Tiroler Bracken jährlich das Licht der Welt, etwa 70 bis 100 Welpen.
Die Anlageprüfungen werden üblicherweise mit nur etwa fünf Hunden durchgeführt. Die idealen Bedingungen in den Revieren in Zeddenick und Brietzke hätten es jedoch erlaubt, mit zehn Hunden zu starten, lobt Jan Blaue die gut gehegten und gepflegten Reviere. Denn hier gibt es noch viele Hasen.
Denn darum geht es bei der Anlageprüfung. Der Hund soll die Spur von Meister Lampe aufspüren und ihr so lange wie möglich folgen können. Dabei wird der „Spurlaut“ überprüft. Dieser Spurlaut ist angeboren, er kann nicht anerzogen, aber gefördert werden. Sobald der Hund die Spur des für ihn nicht sichtbaren Hasen aufgenommen hat, soll er über eine möglichst lange Strecke in kurzer, regelmäßiger Folge klar und kräftig Laut geben. Ein Hund, der diese Prüfungen nicht besteht, darf in der Jagd nicht eingesetzt werden.
Spurensuche auch über Gülle-Acker erfolgreich
Jan Blaue, der bei der Prüfung als Revierführer teilnahm, erklärt den Ablauf der Prüfung: „Alle Hundeführer stehen mit ihren Hunden in Linie mit einem Abstand von 50 Metern nebeneinander. Sobald jemand einen Hasen entdeckt, ruft er 'Hase' und alle Hundeführer halten ihren Hunden die Augen zu. Der Prüfungsleiter entscheidet dann, welcher Hund suchen muss.“
„Manchmal verliert der Hund die Spur des Hasen schon nach zwei Minuten, manche verfolgen sie über 15 Minuten über diverse Acker hinweg, auch über solche, wo zuvor Gülle ausgebracht worden ist“, so Jan Blaue.
In der Prüfungsordnung des „Deutschen Brackenclubs“ heißt es dazu: „Die Prüfungsrichter haben das Benehmen der Bracke während der Suche zu beobachten, wobei größtes Augenmerk darauf zu richten ist, wie sie mit tiefer Nase arbeitend dieser Aufgabe nachkommt.“
In der Praxis werden Tiroler Bracken nicht nur für die Hasenjagd genutzt. Hasen seien aber für die Prüfung geeignet, sagt Jan Blaue: „So ein Hase wiegt drei Kilogramm, die Spur verflüchtigt sich also leicht wieder. Schafft der Hund es, diese Spur dennoch zu verfolgen, dann schafft er es auch bei Hirsch oder Wildschwein.“
Note „4“ ist bei Tiroler Bracken die Bestnote
Wegen der guten Bedingungen in den Revieren habe die Prüfung trotz der großen Anzahl an Hunden schon früh beendet werden können. „Alle zehn Hunde haben bestanden“, zeigte sich Jan Blaue zufrieden. Bei der Bewertung gibt es ein Notensystem, welches manch einen Schüler wohl begeistern würde: Es gibt nur die Noten 0 bis 4, wobei die Vier die beste Note ist. Jan Blaue spricht von einem „Novum“ angesichts der Prüfung in einem so großen Rahmen. Möglich sei dies gewesen, weil der Bestand an Hasen für die Prüfungen ausreichend hoch ist.
Nach der Anlageprüfung auf den Feldern von Zeppernick und Dalchau konnten noch weitere Eigenschaften an den Hunden geprüft werden, so etwa die systematische Absuche eines Waldstückes oder die Schussfestigkeit. Bei letzterer geht es darum, wie ein Hund auf einen neben ihm abgegebenen Schuss reagiert. Der Revierführer verweist darauf, dass diese Anlagenprüfungen mit den Hunden noch bis Ende April zugelassen ist, wenngleich die Brut- und Setzzeit schon begonnen habe.