1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Jerry kämpft gegen böse Drachen

Typisierung Jerry kämpft gegen böse Drachen

Mit seinen drei Jahren hat Jared Schlicht aus Gommern bereits zum zweiten Mal die Diagnose Blutkrebs erhalten.

Von Katrin Wurm 20.01.2018, 00:01

Gommern/Burg l „Ich bin ein kleiner Ritter und kämpfe gegen die bösen Drachen in meinem Körper“, weiß der Dreijährige Jared „Jerry“ Schlicht aus Gommern. Der kleine Ritter hat schon schwere Kämpfe ausgetragen. Im November 2016 bekam er erstmals die Diagnose Blutkrebs. „Es war ein Schock“, erinnert sich Mama Julia Schlicht.

Der Diagnose folgten Chemotherapien, Erhaltunsgtherapien, Untersuchungen und wochenlange Krankenhausaufenthalte. „Es ging ihm besser, und die Ärzte und wir hofften, dass alles überstanden sei“, erzählt Julia Schlicht.

Doch Mitte Dezember des vergangenen Jahres ging es Jerry zunehmend schlechter. Er war schlapp, hatte Kopfschmerzen und erbrach sich. Die Angst, dass die „bösen Drachen“ zurückgekehrt seien könnten, machte sich breit. „Und es war tatsächlich so“, sagt Julia Schlicht leise. Der Blutkrebs war wieder da. „Am 22. Dezember haben wir erneut die Diagnose erhalten. Im Hirnwasser haben sich wieder Krebszellen gebildet. Die ganzen Behandlungen gehen also wieder von vorn los“, sagt Jerrys Mutter.

Eine Chemotherapie hat Jerry seitdem schon hinter sich, zwei weitere Runden der kraftkostenden Therapie folgen. Die Strapazen der Chemo sind dem kleinen Jungen anzusehen – seine Haare fallen aus, er ist blass und schnell erschöpft. „Aber er ist ein fröhliches Kind, lächelt gern und ist mental sehr fit“, schätzt sein Papa Maik Tietz ein.

Dieses Mal sei bei der Behandlung auch eine Stammzellentransplantation notwendig, erklärten die Ärzte in Magdeburg den Eltern. „Die erste Behandlungsrunde, die nur aus Chemotherapien und Erhaltungstherapien bestand, konnte den Krebs nicht langfristig besiegen. Deshalb benötigt Jerry unbedingt eine Stammzellentransplantation“, so Julia Schlicht.

Bisher sei in der Datenbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei noch kein passender Spender gefunden worden. Auch die Familientypisierung brachte nicht den erhofften Treffer. Deshalb findet am 17. Februar in der Versammlungsgaststätte am Volkshaus in Gommern eine Typisierungsaktion statt. „Unser Bürgermeister Jens Hünerbein hilft uns da wo er kann“, freut sich die Familie über die breite Unterstützung in Gommern.

Enormer Stress belastet die Eltern des kleinen Jerry in diesen Tagen. Immer kreisen die Gedanken um die Frage, ob denn ein passender Spender für den Dreijährigen gefunden werden kann. Julia Schlicht und Maik Tietze haben noch drei weitere Kinder. „Unsere Zwillinge Matti und Bela sind vor acht Monaten auf die Welt gekommen. Unser Großer ist acht Jahre alt und heißt Tyron. Die Kinder merken natürlich, dass etwas anders ist. Aber wir können auf die Unterstützung von Freunden und Familie bauen“, sagt Maik Tietz.

Da ist zum Beispiel der 16-jährige Kevin Bauer, ein Freund der Familie, der vor allem gern Jerry besucht und mit ihm spielt. „Jerry ist schon so lange krank. Und aufgrund der hohen Infektionsgefahr sind Zirkus oder Zoobesuche tabu. Er kann auch nicht in die Kita gehen. Deshalb sind wir sehr froh, wenn er Besuch von seinem Freund Kevin bekommt“, freut sich Julia Schlicht über die Hilfe.

Aufmerksam auf das Schicksal des kleinen Jerry machte Landrat Steffen Burchhardt (SPD) am Donnerstagabend während des Neujahrsempfanges von Landkreis, Kreisstadt und Sparkasse in Burg. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Jared und seine Familie zu unterstützen. Ich selbst habe mich vor drei Jahren typisieren lassen. Das ist ein kleiner Piks mit großer Wirkung. Jede Unterstützung zählt“, sagt er – und im Saal mit rund 300 Menschen herrschte ungewohnte Stille.

Burchhardt erklärte sich bereit, neben dem Gommeraner Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) als Schirmherr aufzutreten, „um möglichst viele Menschen aus dem Jerichower Land für die Typisierungsaktion der DKMS (Deutsche Knochenmark-Spende) am 17. Februar in Gommern gewinnen. Aber auch finanzielle Spenden helfen, denn jede Registrierung kostet rund 35 Euro.“

Noch am Abend des Neujahrsempfanges wurde eine knallrote Geldkassette als Spendenbox aufgestellt. Für den ersten sichtbaren Geldschein sorgte Burchhard.