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Krieg in der Ukraine Ukraine-Krieg: Möckerns Stadtchef hofft auf Flüchtlingskoordinator

Möckern hat die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine im Jerichower Land aufgenommen. Zunehmend gestaltet sich das aber schwieriger. Es fehle eine feste Koordinierungsstelle, meint Stadtbürgermeister Frank von Holly.

Von Stephen Zechendorf Aktualisiert: 28.03.2022, 19:40
Ehrenamtliche Helfer bringen Möbel in eine leere Wobau-Wohnung im Triftweg.
Ehrenamtliche Helfer bringen Möbel in eine leere Wobau-Wohnung im Triftweg. Foto: Stephen Zechendorf

Möckern - Bislang sind in der Einheitsgemeinde mehr als 150 aus der Ukraine geflüchtete Menschen angekommen. Sie konnten in Privatunterkünften untergebracht werden. „Keine Gemeinde im Landkreis hat so viele Leute in Wohnungen untergebracht wie wir“, schätzt Bürgermeister Frank von Holly (CDU). Die Registrierung der Flüchtlinge erfolge jetzt. Doch es werde zunehmend schwerer, den Überblick zu behalten.

So seien inzwischen zusätzliche Flüchtlinge in den Unterkünften angekommen. „Sie sind aus Sammelunterkünften in den Städten zu Bekannten bei uns geflüchtet“, berichtet der Stadtchef.

Stadt Möckern springt da ein, wo es nicht klappt

Aktuell werden leerstehende Wohnungen der Wobau hergerichtet. Doch es fehlt an helfenden Händen. Am Sonnabend packten junge Leute aus dem Umfeld des Loburger Veranstalters Christian Werner mit an und schafften Möbel aus der DRK-Möbellobby in Möckern in den Loburger Triftweg. Je ein Bett, ein Sofa, eine Sitzecke und Küchenstühle konnten auf drei Wohnungen verteilt werden.

Ende nächster Woche sollen die Wohnungen eigentlich bezugsfertig sein. Doch noch müssen die Möbel montiert, Lampen an die Decke geschraubt und alles sauber gemacht werden. „Wir haben nicht die Kapazitäten zum Reinigen. Wir haben in Loburg die angebotene Manpower genutzt, um die Möbel erst mal zu bewegen. Momentan liegt die Hauptlast beim Bauamt“, sagt Frank von Holly. „Das Grundproblem dabei ist, das halbe Bauamt ist coronabedingt krank.“ Die Wobau habe in den ersten Wohnungen die Grundreinigung erledigt. „Momentan springen wir nur dort ein, wo es nicht klappt. In Stegelitz bei Alep zum Beispiel klappt es. Dort gibt es auch Ukrainer als Betreuer.“

Dank an den Einsatz der Mediziner vor Ort

Dass die medizinische Versorgung der Flüchtlinge in Rottenau gewährleistet ist, sei der Zahnärztin Katja Meilchen-Fosticz, der Ärztin Kirke von Wulffen und der Frauenärztin Valentina Polachowski in Gommern zu verdanken. Auch sei die Essensversorgung sichergestellt. Bei Einkaufsfahrten engagieren sich Mitarbeiter von Wiesenhof und Leute der DRK-Suchtkurve. „Ich bin allen dankbar, die mitarbeiten, ich bin stolz, wie weit wir gekommen sind. Aber das schaffen wir nur gemeinsam“, so von Holly.

Umso enttäuschter sei er, wenn in dieser Zeit der Grabower Ortsbürgermeister Thomas Lindemann die mangelnde Pflege von Straßen beklagt, und sich beschwert, dass der Bauhof Möbel für Flüchtlingsunterkünfte aufbaut. „So ein Verhalten ist peinlich.“ Zum erhobenen Vorwurf der ungeklärten Kostenübernahme sagte von Holly: „Die Finanzierung ist geklärt, bei uns bleiben keine nennenswerten Kosten liegen. Das ist mit dem Landkreis besprochen.“ Es handele sich um mündliche Zusagen, denen er vertraue, so von Holly.

Sein größtes Problem, das sich per Ehrenamt derzeit nicht lösen lässt: „Ich habe niemanden, der alles koordiniert. Ich brauche vom Land jetzt die Zusage, jemanden einstellen zu dürfen, der sich um die Koordination der Flüchtlingshilfe kümmert. Jemanden, der schnell einen Überblick bekommt, der die vorhandenen und die ehrenamtlichen Kräfte koordiniert, und Entscheidungen treffen kann. Wir arbeiten uns gerade an Formalismus ab. Bei Hochwasserkatastrophen kommen Feuerwehr und Bundeswehr mit Führungskräften. Ich aber kann jetzt nicht die ehrenamtlichen Feuerwehrleute aufreiben.“

Wichtig für Flüchtlinge sind in sich geschlossene Wohnräume

Die Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung sei groß, sie müsste aber mehr kanalisiert werden. Kleidung sei in ausreichendem Maße vorhanden, benötigt würden dagegen etwa Küchenblöcke, Betten und Matratzen, Kleiderschränke, Wäscheständer, Deckenlampen und gebrauchte Fahrräder.

Auf der Internetseite moeckern-flaeming.de gibt es Kontakte für alle Angebote. Weiterhin werden möblierte Privatquartiere gesucht. „Wichtig ist, dass es sich um abgeschlossene Wohnräume handelt, da schon jetzt erkennbar ist, dass die gemeinschaftliche Nutzung insbesondere von Sanitärbereichen zu Problemen führen kann“, heißt es in einem Schreiben der Verwaltung, welches auch an alle Stadtratsmitglieder und Ortsbürgermeister ging.

Überwiegend müssen Frauen mit zwei bis drei Kindern untergebracht werden. „Vor diesem Hintergrund wird Kinderbetreuung bald eine Herausforderung für uns werden“, heißt es im Schreiben weiter.