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Unfallgefahr Lostauer haben Angst um ihre Kinder

Durch Baustellen auf der A2 hat sich die Zahl der Lkw, die durch Lostau fahren vervielfacht. Die Lostauer haben vermehrt Angst vor Unfällen.

Von Anke Reppin 06.12.2019, 05:00

Lostau l Der Aufruf von Ortsbürgermeister Thomas Voigt, sachlich zu bleiben, verpuffte im Laufe des Abends. Zu viel Ärger und Frust hatten sich angestaut bei den Lostauern, die zur Bürgerfragestunde mit dem Chef der Landesstraßenbau-Behörde, Uwe Langhammer, und dem Staatssekretär des Landesverkehrsministeriums, Sebastian Putz, gekommen waren.

„Von Mai dieses Jahres an hat sich der Verkehr durch unseren Ort extrem gesteigert“, sagt die Lostauerin Uschi Baumann. „Das ist Horror.“ Gute vier Meter wohnt sie von der Straße entfernt. „Oft sitze ich nachts kerzengrade im Bett“, sagt sie. Das Haus würde erschüttert und hätte bereits Risse bekommen.

„Ich habe Angst, von einem Lkw aufgeraucht zu werden“, sagt ein Lostauer, der direkt an der Hauptstraße wohnt und kaum noch auf sein Grundstück einparken kann, wenn die Lkw wieder durch Lostau statt auf der Autobahn fahren.

60 000 Fahrzeuge fahren täglich auf der Autobahn an Lostau vorbei, 15.000 davon sind Lkw. Ist die Autobahn wegen eines Unfalls dicht, fahren sie durch Lostau. Denn die Landesstraße 52, die durch den Ort führt, ist als so genannte Bedarfsumleitung festgeschrieben. Das bedeutet eigentlich, dass Fahrzeuge hier nur im Notfall fahren dürfen. „Und dann kommt das Leben“, sagt Uwe Langhammer, denn weder Pkw- noch Lkw-Fahrer tun das nur im Notfall.

Die Bausstellen-Situation auf der A2 wird sich 2020 nicht entspannen. Ab April wird die Fahrbahn in Richtung Hannover, kurz hinter der Abfahrt Rothensee, auf sieben Kilometern bis zum Kreuz Magdeburg gesperrt sein. Der gesamte Verkehr wird über die Fahrspuren in Richtung Berlin geleitet. Man sei sich noch nicht ganz einig, sagt Uwe Langhammer, aber wenn es notwendig sein sollte, dann wolle man eine Vollsperrung der gesamten Autobahn im Zuge dieser Baumaßnahme auf „wenige Wochen“ begrenzen.

Nach den vorbereitenden Maßnahmen in diesem Jahr wird zudem ab März an der Elbebrücke bei Hohenwarthe gebaut. Hier werden Knotenpunkte der Brücke stabilisiert. Die Bauarbeiten sollen laut Langhmmer ungefähr ein Jahr andauern. Eine Fahrspur fällt solange weg. Langhammer erwähnt auch, dass die Bundesstraße 1 in der Region im kommenden Jahr von Sanierungen betroffen sein soll.

„Es ist nicht möglich, das nochmal ein Jahr lang zu ertragen“, sagt Uschi Baumann an diesem Abend und erhält dafür Applaus. Auch Ortsbürgermeister Thomas Voigt verweist darauf, dass die Situation psychische Auswirkungen auf die Anwohner habe. Er hatte sich beim Verkehrsministerium für die Bürgerfragestunde stark gemacht.

„Bis zu 80 Lkw pro Stunde donnern hier durch den Ort“, sagt Ortschaftsrat Christian Luckau. Seit es im Ort dadurch Unfälle gegeben habe, „haben wir Angst, dass mal ein Kind vor den Lkw läuft.“ Für seine Forderung, im Falle eines Unfalls auf der Autobahn 2, die Abfahrt Lostau zu sperren, erhält Luckau viel Applaus.

Auch die Seniorenvertretung Möser macht sich für eine „befristete Sperrung der Landesstraße 52 im Bereich Hohenwarthe und Lostau bis zur Bundesstraße 1“ stark, wie es in einem Antrag an den Landkreis Jerichower Land heißt. Der Straßenabschnitt sei mit einer vorhandenen Breite von fünf Metern nicht geeignet, die Anforderungen an eine Lkw-Umleitungsstrecke zur A2 zu erfüllen. Der Landkreis habe es versäumt, die Straße entsprechend auszubauen, sagt Wolfgang Rust, Vorsitzender der Seniorenvertretung, bei der Bürgerfragestunde.

Hohenwarthes Ortsbürgermeister Frank Winter, der bereits in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten auf die Verkehrssituation aufmerksam gemacht und Lösungen einfordert hat, fragt: „Warum reißt Trümper auch noch die B1 auf, wenn wir hier so etwas haben?“

Es gebe auch gute Nachrichten, sagt Sebastian Putz, der selbst in Lostau wohnt. Der Hartnäckigkeit der Seniorenvertretung Möser sei es zu verdanken, dass es ab dem kommenden Frühjahr temporäre Blitzer auf der Elbebrücke geben wird. Auf diese Weise soll die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h während der Bauphase kontrolliert werden.

Vize-Landrat Thomas Barz verspricht den Lostauern, der Landkreis werde die Einrichtung einer 30-Zone und das Abfahrverbot für Lkw prüfen. Er verweist aber auch darauf, dass Deutschland gegen die Abfahrverbote Österreichs in Tirol klagen will. Die Chancen seien also nicht sehr hoch.