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Kredite über 700 000 Euro an marode Firmen im Raum Genthin vergeben Urteil: Bewährungsstrafe für ehemaligen Volksbank-Chef

Von Wolfgang Biermann 07.04.2011, 08:22

Genthin/Stendal. Die Wirtschaftskammer am Landgericht Stendal hat Rolf-Werner S. am Dienstag verurteilt. So endete der im November begonnene, langwierigen Prozess gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Genthin. Er wurde wegen Untreue in vier Fällen zu einem Jahr und sechs Monate Gefängnis verurteilt. In einem angeklagten weiteren Fall erging ein Freispruch. Die Richter setzten die Haftstrafe zur Bewährung aus, wobei zwei Monate auf Grund der langen Verfahrensdauer schon als vollstreckt gelten.

Die Kammer unter Vorsitz von Richterin Simone Henze-von Staden sah es in ihrem Urteil am Ende des 15. Verhandlungstages als erwiesen an, dass der 58-Jährige in den Jahren 2002 und 2003 in vier Fällen die Ausgabe von Krediten an Firmen angeordnet hat, die entweder kurz vor der Insolvenz standen oder schon pleite waren. Damit hat er laut Urteil den der Bank durch die Kreditausfälle entstandenen finanziellen Schaden "billigend in Kauf genommen".

"Angeklagter hat sich nicht persönlich bereichert"

Die seinerzeit zuständige Sachbearbeiterin in der Volksbank hatte sich gegen die Kreditvergaben ausgesprochen, war aber nicht erhört worden. "Der Angeklagte hat sich nicht persönlich bereichert", rechneten die Richter dem Angeklagten indes strafmildernd an. Zudem habe er Job und Renommee verloren.

Wie die Volksstimme vom Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft Magdeburg erfuhr, ist der Volksbank Genthin ein Schaden von rund 700 000 Euro entstanden. Die Genossenschaftsbank sei damals in finanzielle Schieflage geraten und durch Fusion mit der wirtschaftlich stärkeren Volksbank Burg in der Volksbank Jerichower Land aufgegangen.

Landgerichtssprecher Dr. Michael Steenbuck sagte auf Anfrage der Volksstimme, dass es in Zivilverfahren in dieser Angelegenheit schon ganze "Prozessbündel" gegeben habe. Dass in zwei der erwiesenen Untreuefälle die damalige Aufsichtsvorsitzende der Volksbank Genthin eine Kreditnehmerin war und es dadurch möglicherweise "Interessenkonflikte" gegeben haben könnte, wollte Steenbuck nicht kommentieren. Strafrechtlich sei dazu jedenfalls nichts bekannt.