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Verhandlung Schwarze Luxusautos und offene Rechnungen

Fünf Männer einer Firma aus Burg mussten sich am Landgericht Magdeburg wegen Steuerhinterziehung verantworten.

Von Tobias Dachenhausen 04.04.2017, 06:00

Magdeburg/Burg l Es ging unter anderem um noch offene Rechnungen in Höhe von 40.000 Euro, um schlechte Qualität von Diesellieferungen aus Berlin und um den Kauf eines schwarzen Mercedes am Montag am Landgericht Magdeburg. Die Prozessbeteiligten hörten sich den ganzen Tag Telefonmitschnitte des Mitangeklagten Konrad M. an. Von Ende April 2011 bis Juni 2011 wurde dessen Telefon überwacht.

Zwischen Juli 2010 und Juni 2011 werden den Männern aus Polen insgesamt 566 Straftaten zur Last gelegt. Ursprünglich planten sie steuerbefreiten Biodiesel herzustellen. Doch diese Idee wurde aus wirtschaftlichen Gründen verworfen. Stattdessen sollen sie laut Anklage Millionen Liter eines Ölgemisches hergestellt haben, der als Kraftstoff diente. Und andererseits statt Schmieröl für Industrieanlagen ebenfalls Dieselkraftstoff produziert haben, ohne dafür entsprechend Steuern zu zahlen. Bei einer Verurteilung drohen den Beschuldigten, die zwischen 31 und 42 Jahre alt sind, zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft.

Immer wieder fällt in den Telefonaten der Name Zbigniew Z., dem Kopf der damaligen Muttergesellschaft in Polen. Zudem geht es um eine Firma, die zwei Fässer abgeholt hat, aber die Rechnung von 40.000 Euro nicht bezahlt habe. „Seit einem Monat sind sie telefonisch nicht zu erreichen“, beschwert sich eine Stimme auf dem Mitschnitt. Beschwerden gab es auch über die Qualität des Diesels, der aus Berlin nach Burg kam. „Wenn das die ganze Woche so bleibt, dann muss ich mehr aus Stettin beziehen“, sagt der Angeklagte am Telefon. Deutlich wird, dass sich die beiden Herren am Telefon regelmäßig verabreden und sich treffen wollen, um unter anderem über noch ausstehende Forderungen zu sprechen.

Dass die Geschäfte aber gut liefen, zeigt ein Mitschnitt, wo sich zwei Herren über eine Fahrt mit einer schwarzen Mercedes S-Klasse unterhielten. „290 Stundenkilometer habe ich damit geschafft. Es ist ein Ungeheuer“, heißt es in dem Telefonat, das von Dolmetschern ins Deutsche übersetzt wird. Zudem wird über Produktionskosten und Endpreise gesprochen.

Die Firma in Burg soll mit ihrem Geschäft Millionen an Steuern hinterzogen haben. Bis das Hauptzollamt Magdeburg der Firma auf die Schliche gekommen ist. Aus Kostengründen wollte die AS Gold GmbH nicht mehr Biodiesel sondern Schmieröl produzieren. Dazu bedurfte es drei Bestandteile: Diesel, Basisöl und Biodiesel. Diese wurden in großen Tanks bis zu 100.000 Liter Fassungsvermögen miteinander vermischt. Erste Proben seitens des Zolls wurden Ende August 2010 genommen und an ein Labor in Berlin geschickt. „Die Werte waren grenzwertig, aber die Proben galten noch als Schmieröl“, so ein Zollbeamter in einer früheren Verhandlung. Diesel und Basisöl bezog die Firma aus Polen oder Litauen und die fertige Mischung wurde teilweise dorthin wieder zurückgebracht. „Die ausgewerteten Unterlagen zeigten, dass der Einkaufspreis über dem Durchschnitt lag. Das war betriebswirtschaftlich unlogisch“, erinnerte sich damals der Beamte. Zudem seien unglaubliche Mengen gleich zu Beginn produziert worden. Es waren die ersten Anzeichen, die dazu führten die Firma im Blick zu behalten.

Am Montag wurde bereits über eine Organisation der Termine für das Jahr 2018 gesprochen. Am 24. April 2017 wird der Prozess erst einmal fortgesetzt.