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Verschwörungen Erfundene Wahrheiten im Internet

Verschwörungstheorien sind in der Corona-Krise so beliebt wie lange nicht. Auch in der Burger Region stehen sie hoch im Kurs.

Von Nicole Grandt 10.07.2020, 06:00

Burg l „Das verlogene Corona-Theater“ prangt als Überschrift über einem Video, das in der Facebook-Gruppe „Burg und der Coronavirus 2020“ gepostet wurde. In rund acht Minuten wird das Existieren des Corona-Virus in Frage gestellt, ebenso wie Todesfälle und die Expertise von Virologen. Auch die Maskenpflicht wird stark kritisiert, an ihr wird versucht ebenfalls zu belegen, dass es keine bedrohliche Pandemie gäbe. „Eine Regierung die dem Wohle des Volkes dienen möchte hätte bei einer wirklichen ernsthaften Pandemie, das Volk sich nicht selber überlassen, sondern wäre konsequent und hätte alles getan sein Volk zu schützen“, heißt es in einem Beitrag von Ronny N.

Unwidersprochen bleiben solche Beiträge aber nicht. „Wieso verbreiten sie eigentlich hier ständig solch dummes Geschwafel?“ ist eine Antwort auf den Post zur Maskenpflicht. Eine Diskussion entbrennt. Ronny N. ist auch in der Facebook Gruppe „Burger Aussichten (Offen für alles)“ aktiv und will hier überzeugen, dass Covid-19 wahrscheinlich schon seit zehn Jahren grassiert, allerdings seitdem ohne Einschränkungen, weswegen sich hinter Lockdown und anderen Maßnahmen ja etwas anderes verbergen müsse.

Solche und ähnliche Szenen lassen sich derzeit in zahlreichen sozialen Medien beobachten. Auch in jenen, in denen sich eigentlich sonst Bürger des Jerichower Landes über Schulen, Verkehr oder Veranstaltungsangebote austauschen. Verschwörungstheorien sind auch im Landkreis angekommen und werden diskutiert.

„Die Verbreitung von Verschwörungstheorien zum Corona-Virus läuft derzeit auf Hochtouren“, bestätigt Nour Muchtar-Kühne von der Partnerschaft für Demokratie“ Burg und südliches Jerichower Land. Verschwörungstheorien sind allerdings kein Phänomen, das erst mit dem Coronavirus entstanden ist. Zu vielen Ereignissen der Weltgeschichte gibt es sie. Beispiele sind: Was steckt hinter dem Mord an Präsident Kennedy, war Prinzessin Dianas Tod wirklich ein Unfall, hat die US-Regierung den Anschlag am 11. September vielleicht selbst inszeniert? Spezielle nur auf die Region bezogene Theorien sind Muchtar-Kühne nicht bekannt. Eine Auffälligkeit sei aber oft zu finden, nämlich bestimmte politische Gesinnungen: „Online und Offline formieren sich neue politische Bewegungen, die oftmals vor allem ihr Antisemitismus eint.“

Dazu verweist sie auf eine Studie, die der Verein Democ – Zentrum Demokratischer Widerspruch erstellt hat. Dabei wurden zahlreiche Demonstrationen gegen die Corona-Verordnungen und die dazugehörigen Chat-Gruppen beobachtet und ausgewertet. Die Ergebnisse sollen am Montag, 27. Juli, von 15.30 bis 17 Uhr in einem Online-Workshop vorgestellt werden. Der Workshop hat den Titel Verschwörungstheorien, Corona und die jüdische Weltverschwörung und wird in Zusammenarbeit mit dem Verein Zentrum Demokratischer Widerspruch (democ) und der Partnerschaft für Demokratie Burg und des südlichen Jerichower Landes sowie der Partnerschaft Genthin, Jerichow und Elbe-Parey im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! ausgerichtet.

Tuija Wigard und Linus Pook stellen hier die Ergebnisse der Untersuchung vor. Dabei sollen mehrere Fragen beantwortet werden: Weshalb glauben und verbreiten Menschen Verschwörungstheorien? Welche Geschichten werden gerade anlässlich der Corona-Pandemie gesponnen? Und was haben Verschwörungserzählungen mit Antisemitismus, also dem uralten Judenhass, zu tun? Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos. Benötigt wird lediglich ein webfähiges Gerät (Laptop, Computer, Tablet, Smartphone), ein Headset oder Audiofunktion am Endgerät und optional eine Kamera. Anmeldungen sind unter elke.foerste@awo-sachsenanhalt.de und nour.muchtar-kuehne@awo-sachsenanhalt.de möglich. Nach erfolgreicher Anmeldung erhalten die Teilnehmer die notwendigen Zugangsdaten.