Tierliebe Von Facebook bis nach Ungarn
Im Juni wollen Anja Seeger und Aline Engel in einem VW Polo bis nach Ungarn fahren, um dort eine Hundeauffangstation zu unterstützen.
Möser l Von der Idee über das Spendensammeln bis hin zur Durchführung des Projekts helfen ihnen soziale Netzwerke im Internet. Aktivismus im Internet hat einen schlechten Ruf, doch Anja Seeger und Aline Engel beweisen, dass es auch anders geht. Auf dem sozialen Netzwerk Facebook fing Aline Engel vor einigen Jahren an, die Neuigkeiten verschiedener Tierschutzorganisationen mit ihren Freunden zu teilen. Doch Lippenbekenntnisse im Internet waren für die 30-Jährige Bankangestellte nicht genug. Jetzt sammelt sie zusammen mit ihrer Freundin Anja Seeger Geld für ein ungarisches Tierheim, um der Anteilnahme im Netz Taten folgen zu lassen.
Die zwei gebürtigen Burgerinnen wollen im Juni in den Süden des osteuropäischen Landes reisen, um die Spendengelder abzuliefern und eine Woche in der Hundeauffangstation des Konrad-Lorenz-Tierschutzvereins auszuhelfen.
„Soziale Netze sind ein tolles Hilfsmittel für unser Projekt, weil sie so einfach zu benutzen sind“, sagt die 28-jährige Anja Seeger, die in der Möseraner Gemeindeverwaltung arbeitet. Auch für das Sammeln der Spenden nutzen die beiden Frauen eine Internetplattform. Auf www.betterplace.org rufen sie andere Nutzer auf, Geld beizusteuern und katalogisieren mit Hilfe des Onlineangebots ihren Fortschritt. 2000 Euro wollen sie für Hundefutter sammeln. 30 Prozent davon haben sie schon zusammen.
„Wir wollen wissen, dass unsere Spende auch ankommt“, sagt Anja Seeger. Deswegen wollen die beiden Frauen in Seegers VW Polo bis nach Ungarn reisen. Die Betreiberin des Tierheims, die in Deutschland lebt, haben sie bereits vergangenes Jahr persönlich kennengelernt.
Damit die Spender im Geiste auf der Reise mit dabei sein können, wollen die Burgerinnen von unterwegs Fotos und Videos auf den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram veröffentlichen. Für das Projekt, dass im Internet geboren wurde, ist das virtuelle Reisetagebuch fast so etwas wie eine Selbstverständlichkeit.
Weil sie die Videos der ungarischen Tierschutzvereinigung im Netz angeschaut haben, wissen die beiden auch, was sie in der Auffangstation erwartet. „Viele gerettete Hunde auf den Videos sind sehr verängstigt. Aber man sieht auch Hunde, die sich sehr über Aufmerksamkeit freuen“, sagt Aline Engel. Ihr Interesse am Auslandstierschutz begann, als sie vor fünf Jahren ihre Hündin Emma mit Hilfe einem rumänischen Tierschutzvereins adoptierte.
Ähnlich wie in Rumänien fangen viele Gemeinden in Ungarn Straßenhunde und schläfern sie oft schon nach zwei Wochen ein, wenn sie keinen neuen Besitzer finden. Die privaten Betreiber der Auffangstation kaufen diese Hunde von den Kommunen frei. Ungefähr 200 der Tiere leben auf dem Hof im südungarischen Städtchen Hódmezővásárhely. Die Tierschützer versuchen, sie nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz zu vermitteln. Deswegen ernten sie auch Kritik. Im Internet sprechen sich Nutzer dafür aus, lieber Hunden zu helfen, die schon in deutschen Tierheimen leben.
„Ich habe mich schon oft rechtfertigen müssen“, sagt auch Aline Engel. „Ich denke aber, deutschen Hunden geht es schon sehr viel besser.“ Sie wünscht sich stattdessen, dass sich Tierschützer gegenseitig unterstützen.
Im Tierheim Burg sieht man das ähnlich. „Tierschutz ist Tierschutz. Da, wo Not ist, sollte den Tieren geholfen werden“, sagt die stellvertretende Tierheimleiterin Kathrin Krügel. Sich zu Hause und im Ausland zu engagieren, ist für Anja Seeger und Aline Engel sowieso kein Widerspruch. Sie machen bei der Aktion „Sportliche Helfer“ des TSG Möser mit. Anja Seeger hilft außerdem im Kino Burg aus.
Eines ist den beiden Frauen ganz wichtig. Ihre Reise nach Ungarn finanzieren sie selbst. „Von dem gespendeten Geld kommt wirklich alles den Hunden zugute“, sagt Anja Seeger.