Störche Wie die Hitze Loburgs Storchennachwuchs zusetzt
Nicht nur die Menschen, auch die Störche leiden in diesen Tagen unter der Hitze. Das bestätigt Michael Kaatz von der Vogelschutzwarte „Storchenhof Loburg“.

Loburg - Von Bruthitze spricht man, wenn es unerträglich heiß ist. Für die Brut in den Storchennestern ist die aktuelle Heißwetterlage indes alles andere als zuträglich, sagt Michael Kaatz von der Vogelschutzwarte „Storchenhof Loburg“. In gleich mehrerer Hinsicht wird die jüngste Bruthitze dem Storchen-Nachwuchs gefährlich.
Bei Hitze fehlt es an Nahrung
Das fängt bei der Nahrungsaufnahme an: „Hier ist die Hitze ein Problem“, sagt Michael Kaatz. „Die Regenwürmer fehlen bei der Trockenheit als Futter für die Jungvögel komplett. Es gibt auch deutlich weniger Nagetiere als in den vergangenen Jahren.“ Und auch die Population von Insekten sei rückläufig. Es fehlt also deutlich an Futter für die Jungtiere in den Nestern. Bleiben als Nahrung noch Fische und Amphibien, so die Störche denn an diese Nahrungsquelle herankommen, sagt Kaatz.
Die Nahrungsknappheit sorgt ihm zufolge dafür, dass Storchenpaare ungleich früher zur gleichen Zeit auf Futtersuche gehen, als sie das in „guten Storchenjahren“ tun würden, sagt Michael Kaatz. „Normalerweise verlassen die Elterntiere das Nest zur gemeinsamen Nahrungssuche erst ab der vierten oder fünften Lebenswoche der Jungtiere.“ Die in Loburg und Umgebung in den Horsten registrierten Jungtiere sind momentan zwischen zwei und fünf Wochen alt.
Störche müssen Nachwuchs früher allein lassen
Für den Nachwuchs ist es problematisch, wenn die Brut dadurch zu früh über längere Zeit unbewacht ist. Die Feinde kommen alle von oben: Hungrige Beutegreifer oder revierfremde Störche, die den Horst besetzen wollen und dafür den Horst gnadenlos leer räumen, sind die eine Gefahr – die eingangs erwähnte Bruthitze die andere. „Im Zweifelsfall dehydrieren die Küken ohne den schützenden Schatten der Eltern“, sagt Kaatz.
Gefahr kann den Jungtieren aber auch aber aus der eigenen Familie drohen. Denn wenn die Alttiere nicht mehr genug Futter für alle Jungen heranschaffen können, schmeißen sie die kleinsten Storchenküken aus dem Nest. Das sei so schon beobachtet worden, sagt Michael Kaatz.
2022 ein optimales Brutjahr bei den Störchen
Wenngleich konkrete Zahlen zu den Nestbelegungen noch ausstehen, will Michael Kaatz zum aktuellen Zeitpunkt doch zumindest von einem „mittleren Storchenjahr“ ausgehen. Die Nestbesetzung sei zwar relativ gut, der Bruterfolg jedoch nicht optimal: „Es gibt schon Nester, bei denen die Brut komplett ausgefallen ist“, so der Ornithologe.
In der Stadt Loburg, welche sich in diesem Jahr erstmals seit Langem wieder „storchenreich“ nennen darf, brüten derzeit fünf Storchenpaare mit aktuell noch elf Jungtieren. Auf dem Storchenhof weiß man von mindestens zwei Jungvögeln, die bereits gestorben sind. Das sei aber nichts Ungewöhnliches, so Michael Kaatz.
Zwar habe das sich wandelnde Klima auch Auswirkungen auf die Bruterfolge in Sachsen-Anhalt, jedoch überlagerten sich im Bundesland die Effekte, sagt Michael Kaatz: „Immer mehr Westzieher drängen nach Sachsen-Anhalt. Also Störche, die nur die kürzere Reise nach Spanien statt der nach Afrika antreten und somit früher wieder in Deutschland sind. „Die Westzieher gleichen hiesige Verluste aus. Die trockenen Jahre haben demnach noch nicht für Bestandseinbruch gesorgt. Das betrifft eher Mecklenburg-Vorpommern.“
Die Trockenheit zeigt auf einen längeren Zeitraum ihre Auswirkungen und sorgt für gestreute Verluste in den Horsten. „Viel schlimmer und gefährlicher sind aber jetzt im Juni langanhaltender Regen und Kälte für die Jungen, weil das Nest dann zur nassen Matschkuhle wird und die Jungvögel unterkühlen können“, sagt Kaatz. Er erinnert sich etwa an radikale Regenereignisse im Jahr 2021 und im Jahr 2013 in Brandenburg, bei denen im ganzen Land erhebliche Verluste in den Horsten gemeldet wurden.
Storchenhof rettet kleine Störche
Angesichts zunehmender Stürme und Orkantiefs in der Region will der Geschäftsführer der Vogelschutzwarte in Loburg nicht ausschließen, dass den Horsten und Aufzuchten auch dadurch zunehmend Gefahr droht: „Es sind bisher noch Einzelfälle, dass Junge dadurch aus dem Nest geweht werden oder ganze Nester wegen Sturm abstürzen, aber gegeben hat es das schon.“
Zu den Aufgaben auf dem Gelände der Vogelschutzwarte in Loburg zählt dieser Tage auch, die Gelege verlassener Horste auszubrüten und den geschlüpften Nachwuchs nach Möglichkeit anderen Alttieren in den Horst zu schieben. Einigen, etwa vier Wochen alten Küken konnte das Team schon auf diese Weise zu einem neuen Zuhause verhelfen.
