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Bürgermeisterkandidat informiert sich im Fachkrankenhaus Vogelsang-Gommern Wunsch nach Integration

Von Marco Papritz 21.01.2012, 05:30

Im Rahmen der Bürgermeisterwahl in der Einheitsgemeinde Gommern am 22. April traf sich Kandidat Jens Hünerbein (parteilos) mit dem leitenden Chefarzt Prof. Dr. Jörn Kekow vom Fachkrankenhaus Vogelsang-Gommern.

Vogelsang l Mit derzeit 190 Beschäftigten am Standort ist das Fachkrankenhaus Vogelsang-Gommern einer der größten Arbeitgeber der Einheitsgemeinde. Um sich vor Ort über die Einrichtung zu informieren und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Stadt und Fachkrankenhaus auszuloten, traf sich Bürgermeisterkandidat Jens Hünerbein am Mittwoch mit dem leitenden Chefarzt und Chefarzt für Rheumatologie, Prof. Dr. Jörn Kekow, sowie Verwaltungsleiter Thomas Schröder.

Als unauffällig beschrieb dieser den Kontakt zur Stadt und Stadtverwaltung. "Ich denke, das Haus ist in der Einheitsgemeinde und der Region bekannt und etabliert", so Thomas Schröder. Er sehe die Stadt gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, die beispielsweise potenzielle Mitarbeiter dazu bewegen, in die Einheitsgemeinde zu ziehen. Angefangen von der Infrastruktur bis hin zur Kinderbetreuung und schulischen Ausbildung. "Das ist das, was uns am Herzen liegt, damit wir bei Arbeitnehmern, die wir gewinnen wollen und müssen, punkten", so Schröder weiter.

Als eines der Probleme wurde von den Verantwortlichen die Zufahrtsstraße zum Fachkrankenhaus genannt, deren Zustand sich innerhalb der vergangenen Jahre verschlechtert habe. "Kein Aushängeschild ist wahrlich der Bahnhof", sagte Prof. Dr. Jörn Kekow. In der Rheumatologie habe er viele überregionale Patienten, die etwa aus Braunschweig, Wolfsburg, Brandenburg oder Halle anreisen. Für Auswärtige stelle sich bei der Ankunft am Bahnhof in Gommern die Frage, wie sie zum Fachkrankenhaus kommen. "Das ist für einen Außenstehenden nicht ersichtlich", so der leitende Chefarzt, der die Einrichtung eines Taxirufes anregte.

Zudem empfahl er eine Verbesserung der Beschilderung an der Bundesstraße, die er mit der Aufschrift "Krankenhaus" als irreführend empfindet. "Damit verbinde ich etwas, wo ich hingehe, wenn ich in Not bin", so Kekow, der sich eine Integration des Hauses wünscht, wie sie beispielsweise zwischen der Seniorenresidenz und Gommern entstanden ist. Jörn Kekow weiter: "Dass man die Klinik als Teil der Stadt und Teil des Lebens sieht."

Potenzial gebe es etwa beim Organisieren und Austragen von Veranstaltungen. Der Platz und die Möglichkeiten seien vorhanden. Bereits jetzt wird der Verein "Medizinisch-Historische Sammlung" (MHS) Vogelsang mit der Bereitstellung der ehemaligen Räume der Hauswirtschaft und der Telefonzentrale des Klinikums unterstützt. Die Ausstellung in Betreuung von Prof. Dr. med. habil. Wolfgang Keitel ist für Besucher zugänglich.

Kontakte mit Schülern knüpft das Fachkrankenhaus in Form von Schulpraktika, die angeboten und von den Jugendlichen bisher auch genutzt wurden. "Damit können wir jungen Menschen Perspektiven aufzeigen. Das ist wichtig, um sie an das Haus und die Region zu binden", erläuterte Jörn Kekow. Seit dem vergangenen Jahr bildet das Haus wieder zwei Auszubildende in der Gesundheits- und Krankenpflege aus und bemüht sich aktiv um den Nachwuchs für die altersbedingt ausscheidenden Mitarbeiter. Auch in diesem Jahr werden zwei Auszubildende eingestellt, die Bewerbungsrunde für das Jahr 2012/2013 läuft.

Jens Hünerbein, Mitglied des Arbeitskreises "Wirtschaft" des Stadtfördervereins "Wir für Gommern", schlug vor, dass sich das Fachkrankenhaus Vogelsang-Gommern am Berufsinformationstag beteiligt, der in diesem Jahr zum dritten Mal ausgetragen werden soll. Zudem warb er dafür, die Vermarktung der Einheitsgemeinde Gommern aktiver zu gestalten, damit die Region über die Grenzen hinaus bekannter wird und Möglichkeiten aufzeigt, hier zu wohnen. Der Tatsache, dass pro Jahr die Bevölkerungszahl um 200 Einwohner sinkt, müsse aktiv entgegengewirkt werden. "Ich glaube, in Sachen Vermarktung ist bisher zu wenig getan worden", schätzte Jörn Kekow ein, der seit 16 Jahren in Gommern wohnt. Diese aktive Förderung würde auch dem Fachkrankenhaus entgegenkommen, Synergieeffekte würden entstehen. Eine leistungsfähige stationäre medizinische Einrichtung könne auch als wichtiger Standortfaktor verstanden werden. Möglichkeiten einer intensiveren Zusammenarbeit mit der Stadt Gommern stehe man von Seite des Fachkrankenhauses positiv gegenüber.

Die Entwicklung der Klinik sei stabil, so der Chefarzt auf Nachfrage. Die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Fachkrankenhaus sei gut und die Fluktuation entsprechend gering. In der Zeit von 1999 bis 2010 habe sich Vogelsang unter der Unternehmensgruppe "Medigreif" zu einem stabilen Fachkrankenhaus entwickelt, so Thomas Schröder. Seit dem Jahr 2009 gehört die Fachabteilung Schmerztherapie zum Haus dazu, "um das Haus und den Standort im Leistungsangebot zu stabilisieren", so der Verwaltungsleiter. Der Übergang zum Rhön-Konzern habe keine betrieblichen Veränderungen und auch keine im Umgang mit den Patienten gegeben. "Wir haben unsere Eigenständigkeit behalten", so Schröder mit Verweis auf den Namen.

Möglichkeiten des Ausbaus des Standortes seien begrenzt und aus Gründen des Denkmalschutzes nur eingeschränkt möglich, erfuhr Jens Hünerbein auf Nachfrage. Pläne über einen Anbau eines Rehabilitationsbereiches werden nicht verfolgt, "dazu sind wir wahrscheinlich zu spät dran", sagte Prof. Dr. Jörn Kekow mit Verweis auf vorhandene Standorte beispielsweise in Schönebeck-Salzelmen.