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Zahlen Der Storchenhof kann auch Wetter machen

Seit 1997 wird in Loburg nicht nur Storchengeschichte geschrieben, sondern auch das Wetter gemacht.

Von Stephen Zechendorf 07.02.2019, 12:00

Loburg l  Mit einer Anlage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden auf dem Gelände offizielle Niederschlagszahlen ermittelt. Das Jahr 2018 war ein extrem trockenes Jahr – das ist hinlänglich bekannt. Michael Kaatz, Geschäftsführer der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg, kann dazu aber auch exakte Zahlen liefern: „2018 haben wir an unserer Messstation lediglich 345,3 Millimeter Niederschlag gemessen“, sagt der Experte für Störche mit Blick auf den Computermonitor. Michael Kaatz benötigt nur wenige Mausklicks, um den Niederschlag eines früheren Dürrejahres zu ermitteln: „Im Jahr 2003 waren hier auch nur 402,5 Millimeter gefallen und im Jahr 1999 waren es 481 Millimeter.“ Zum Vergleich: Der über die Jahre ermittelte Durchschnitt liegt bei 581,7 Millimeter.

Die Messungen von Kaatz decken sich mit den Statistiken des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der schreibt: „Nur knapp hat der Sommer 2018 den Rekordsommer 2003 verfehlt, er landete auf Platz zwei der wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.“ Der Deutsche Wetterdienst betreibt in Deutschland ein flächendeckendes Messnetz von nebenamtlichen Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses Netz kann die Bundesbehörde auf etwa 1800 ehrenamtliche Wetterbegeisterte zählen. Einer von ihnen ist Michael Kaatz.

Auf dem Freigelände des Storchenhofes steht das – vom DWD bereitgestellte – Messgerät: ein unscheinbarer sogenannter Hellmann-Regenmesser aus Edelstahl. Exakt ein Meter über den Boden werden in dem Behälter die Regentropfen aufgefangen. 60 bis 70 Milliliter passen rein, „danach ist der Becher überfordert“, sagt Kaatz. Seine persönliche Höchst-Tagesmenge liegt bei 56,7 Millimeter, gemessen am 6. Juli 2012. Einmal am Tag muss Michael Kaatz den Behälter kontrollieren.

Auch Daten zum Schneefall hält Michael Kaatz akribisch fest. Gemessen werden die Neuschneehöhe, mit Hilfe eines 50 mal 50 Zentimeter großen durchlöcherten Schneebretts, und die Schneemenge. Dazu muss Kaatz diesen Schnee aber erst schmelzen: „Unterhalb der Zimmertemperatur, weil sonst zu viel verdunstet.“

Mit Schnee hat Michael Kaatz in seinem Ehrenamt aber eher wenig zu tun: „Wir haben hier an maximal 20 Tagen im Jahr eine geschlossene Schneedecke“. Dazu reicht ein Blick in die Bücher und die DWD-Wetterstatistik, die Kaatz seit 20 Jahren führt. Zu jedem Tag kann er Einzelwerte abrufen.

Und so schaut er noch mal nach dem Regen von 2018: „Der wenigste Regen fällt üblicherweise im April mit durchschnittlich 49,7 Millimetern. Im Jahr 2018 waren es sogar nur 34 Millimeter. Und im Juli, der eigentlich sogar der feuchteste Monat im Jahr ist, nennt die Statistik für 2018 nur 20,6 Millimeter. Durchschnitt sind 78 Millimeter.“ Der Januar 2019 hat sich mit über 60 Millimetern übrigens feuchter präsentiert als der Monatsdurchschnitt (48 Millimeter).

Weitere Messstationen gibt es etwa in Burg, Güsen, Zielitz, Genthin, Drewitz, Königsborn und Nedlitz (bei Zerbst). Der DWD sucht noch eine ehrenamtliche Person für den Bereich Friedensau. „Es ist eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe“, sagt DWD- Mitarbeiterin Annette Mieth. Interessierte können sich unter 069/806 298 61 informieren.