Möckern bekommt eine Mautsäule

Möckern l Die Bundesregierung bittet zur Kasse: Ab dem 1. Juli 2018 gilt auch auf Deutschlands Bundesstraßen die Mautpflicht für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Um diese Fahrzeuge zu erfassen und kontrollieren zu können, baut das Unternehmen „Toll Collect“ derzeit in Deutschland die ersten 600 Kontrollsäulen auf. Eine davon findet ihren Platz neben der Bundesstraße 246 a auf Höhe des Werksgeländes von „Heinz von Heiden“.

Die ausgewählten Standorte wurden nach Vorgaben vom Bund bestimmt, die Genehmigungsverfahren sind abgeschlossen, teilt das Unternehmen „Toll Collect“ mit. Im Bauamt der Stadt Möckern ist das Vorhaben bekannt, bestätigt Bauamtsleiter Arne Haberland: „Wir wurden darüber informiert, sind aber nicht Straßenbaulastträger.“ In den kommenden Wochen beginnen die Tiefarbeiten zur Vorbereitung des Messgeräteaufbaus.

Die Säule ist knapp vier Meter hoch und erinnert an Geschwindigkeitsmessgeräte. Die Säulen sind jedoch nicht im gemeinen „Tarngrün“ der Radarfallen gestrichen, sondern laut „Toll Collect“ „farblich so gestaltet, dass eine Verwechslung mit Geschwindigkeitskontrollen ausgeschlossen ist.“ Nämlich knallig blau.

Technisch sollen die Kontrollsäulen mit ähnlichen Funktionen ausgestattet sein wie die auf den Autobahnen installierten Kontrollbrücken, erklärt Claudia Steen, Pressesprecherin bei „Toll Collect“: „Das Gerät kontrolliert, ob das vorbeifahrende Fahrzeug mautpflichtig ist und wenn ja, ob der Halter seiner diesbezüglichen Mitwirkungspflicht nachkommt, also richtige Angaben zum Fahrzeug gemacht hat.“

Dazu werde das Kennzeichen aller vorbeifahrenden Fahrzeuge gefilmt und die Größe des Fahrzeuges erfasst. Nach einem Abgleich würden an die Kontrollzentrale nur Daten von Fahrzeugen weitergeleitet, bei denen der Verdacht besteht, dass die Maut nicht oder nicht richtig bezahlt wurde. „Alle anderen Daten werden noch in der Säule vor Ort gelöscht“, versichert Claudia Steen.

Allerdings sollen einige der erfassten Daten in anonymisierter Fassung kostenfrei und für jeden abrufbar in der „mCLOUD“ bereitgestellt werden, sagt Claudia Steen. Die „mCLOUD“ ist eine Rechercheplattform im Internet zu offenen Daten aus dem Bereich Mobilität und angrenzenden Themen. Sie wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) betrieben. Die Stadt Möckern und jeder interessierte Bürger könnte dann gegebenenfalls nachschauen, wie viele Fahrzeuge die Messstelle in einem bestimmten Zeitabschnitt passieren.

Bereits in den Jahren 2012 und 2015 waren einige Bundesstraßen zu mautpflichtigen Strecken erklärt worden. Die Bundesstraße 246 und die 246 a gehörten bislang nicht dazu.

Bisher wird auf mautpflichtigen Bundesstraßen mit der mobilen und der portablen Kontrolle die Einhaltung der Mautpflicht überprüft. Nun sollen an Bundesstraßen ortsfeste Kontrolleinrichtungen zum Einsatz kommen.

Nach Angaben von Sprecherin Claudia Steen liegen die Mautgebühren für Autobahnen und Bundesstraßen gleich hoch. Eine Verlagerung der Lkw-Verkehrsströme sei daher nicht zu erwarten: „Unserer Kenntnis nach sind Lkw auch in der Vergangenheit nicht auf mautfreie Bundesstraßen ausgewichen, um dort Mautgebühren zu sparen. Zeit spielt eine zu große Rolle, und auf der Autobahn ist man meistens schneller.“

Dass ab Juli also weniger Lkw durch Möckern brausen, weil es hier genauso Maut kostet wie auf der Autobahn, sei eher nicht zu erwarten.