Kaiserbrauerei Allendorff Eine Flasche für die Eggersdorfer Heimatstube
Alf Krafczyk fand eine Bierflasche der Brauerei Allendorff. Diese übergab er an die Eggersdorfer Heimatstube. Dort stellte man sogleich Nachforschungen an.
Eggersdorf - Kützlich besuchte Alf Krafczyk aus Glinde die Eggersdorfer Heimatstube, um dem Kultur- und Heimatverein eine alte Bierflasche zu übergeben, auf die er bei Bauarbeiten auf seinem Grundstück am Ortsrand von Glinde stieß. Es handelt sich dabei um eine historische Bierflasche der Kaiserbrauerei Allendorff in Schönebeck. Ein Schriftzug auf der grünen Flasche weist mit den Worten „Gebrüder Allendorff“ darauf hin, darunter steht „Kaiserbrauerei Schönebeck“. Die Flasche ist zwar in einem tadellosen Zustand, leider aber nicht vollständig, denn der zur damaligen Zeit übliche metallische Kippverschluss mit der weißen Verschlusskappe und dem Gummidichtring fehlt.
Suche nach dem Ursprung
Der Finder wollte den Fund an ein regionales Museum loswerden. Und in der Eggersdorfer Heimatstube hat nun die Flasche einen gebührenden Platz gefunden. Das war natürlich für die Heimatfreunde eine freudige Überraschung, für die sie sich beim Spender bedanken möchten. Aber damit nicht genug. Die Übergabe war natürlich auch Anlass zum Forschen, denn die Suche nach dem Ursprung der historischen Bierflasche setzte sofort ein.
Bevor es aber zur Gründung der Schönebecker Kaiserbrauerei kam, soll die Vorgeschichte kurz erwähnt werden. 1810 kaufte der Grünewalder Kaufmann Ludwig August Wilhelm Allendorff das Eckgrundstück Steinstraße/Broihansgasse 27 und gründete dort die erste große Schönebecker Brauerei. Die französische Fremdherrschaft kam Allendorff dabei zugute. Es herrschte Gewerbefreiheit, die Allendorff nutzte. Nach und nach verdrängte er alle anderen Schönebecker Bierbrauer. Das waren zumeist Ein-Mann-Betriebe, die ihren Gerstensaft in kleinen Mengen herstellten. Die Kunden kamen mit Behältnissen, um das Bier abzufüllen.
Allendorff sorgte dafür, dass die Brauereigerechtigkeit ihm zustand, ihm allein. Erst 1831 erfolgte der Eintrag der Firma in das Handelsregister im neu gegründeten Schönebecker Amtsgericht.
Bau auf dem Hummelberg
Die beiden Söhne Allendorffs, Wilhelm und August, erbauten nach dem Tod des Vaters 1841 eine neue, noch größere Brauerei an der Steinstraße, 1844 folgte eine Schnapsfabrik. 1854 brennen Brauerei und Schnapsfabrik ab, werden aber ein Jahr später wieder aufgebaut. Doch der Platz reicht nicht aus, um zu expandieren. 1866 bereiten die Brüder den Bau einer viel größeren Brauerei auf dem Hummelberg vor.
Goldene Gründerzeit
Wilhelm hat wiederum zwei Söhne, den 1838 geborenen Paul Martin Friedrich und den 1841 geborenen Otto Moritz. Beide verwirklichen die Brauereipläne auf dem Hummelberg 1872 vollends und nennen den Betrieb „Kaiserbrauerei“, denn ein Jahr zuvor ist der preußische König in Frankreich zum deutschen Kaiser gekrönt worden. Preußen hatte gegen den Nachbarn im Westen einen Krieg gewonnen. Dieses geschichtliche Ereignis wird den Allendorffs erneut in die Karten spielen. Frankreich muss hohe Wiedergutmachung zahlen. Die Reparationszahlungen werden „Goldstrom“ genannt. Deutschland erlebt die später ge- und berühmte Gründerzeit. Da lässt es sich gut leben – und auch großzügig sein.
Otto Moritz gründete 1905 eine Stiftung und unterstützte Waisenhäuser sowie den Erhalt der Kirchen in Salze und Frohse.
Niedergang der Brauerei
In der Familiendynastiefolgen die Brüder Otto August Wilhelm und Willy. Wir befinden uns bereits im 20. Jahrhundert. Otto lässt sich scheiden und gerät in finanzielle Schieflage. 1922 stirbt er. Willy, der Übriggebliebene, scheint mit der Betriebsführung des Familienunternehmens völlig überfordert zu sein.
Die Weltwirtschaftskrise trifft auch die Schönebecker Brauerei schwer. 1927 scheiden die Inhaber aus der Geschäftsführung aus. Damit dürfte Willy Allendorff gemeint sein und wahrscheinlich Verwandte von ihm. Der Umsatz ist rückläufig. Die Brauerei mit ihren etwa 140 Mitarbeitern steht kurz vor der Liquidierung. Während des Zweiten Weltkrieges halten Fremdarbeiter und Kriegsgefangene die Produktion aufrecht. 1946 folgt die Enteignung. Da ist Willy Allendorf, mit 450.000 Mark hoch verschuldet, schon im Westen.
Die dem Eggersdorfer Heimatverein übergebene Bierflasche könnte somit ein Alter von 151 Jahren haben, denn 1872 wurde erstmals am Hummelberg Bier mit dem Namen „Kaiserbrauerei“ gebraut.