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Wohnungswirtschaft Ohne Sanierung keine Vermietung

Zwölf Wohnungen sind saniert. Bis 2018 plant die Gardeleger Wohnungsgenossenschaft Modernisierungen an insgesamt fünf Häusern.

Von Ilka Marten 12.11.2015, 02:00

Gardelegen l Das, was für den geschäftsführenden Vorstand Henri Schulz „wirtschaftlich wichtige Modernisierung ist“, sorgt bei Mieterin Irmgard Diedrich für Glücksgefühle: „Ich habe so ein tolles Bad. Und ich wollte schon immer einen Balkon haben.“ Wenn der Balkon angebaut sei, „werde ich ihn mit einer Flasche Sekt einweihen, ich habe schon ein Kribbeln im Bauch“, freut sich Diedrich, die schon seit 30 Jahren im Block der Wohnungsgenossenschaft Gardelegen (WGG) an der Ernst-von-Bergmann-Straße 14-16 wohnt. Dort sind die Handwerker zurzeit im Endspurt.

Seit Sommer wird im Haus mit den zwölf Wohnungen gearbeitet, es wird komplett saniert – inklusive Trockenlegung, Fassadenerneuerung und Dämmung, Flursanierung, Heizungserneuerung, Fenster und Balkontüren mit Wärmeschutzverglasung, Balkonanbau und Badsanierungen mit Einbau von ebenerdigen Duschen. Insgesamt investiert die WGG in diesem Jahr 1,3 Millionen Euro in die Sanierung der Nummern 14-16 und 19-21, wo in der vergangenen Woche mit den Arbeiten begonnen wurde.

Irmgard Diedrich war eine von vier Mietern, die sich entschieden hatten, trotz der Bauarbeiten im Haus wohnen zu bleiben. Drei Mieter nahmen das Angebot von Gästewohnungen der WGG in Anspruch, fünf Wohnungen standen vor der Sanierung leer. Am 1. Dezember werden die ersten neuen Mieter in die sanierte Ernst-von-Bergmann-Straße 14-16 einziehen.

Wo die Wohnungen komplett saniert werden, werden in Bad, Küche und Flur großformatige Fliesen verlegt, in den anderen Wohnräumen PVC-Fußboden. Schwellen gibt es nicht mehr. Die Bäder sind barrierefrei, teils auch mit breiteren Türmaßen von 90 Zentimetern ausgestattet. Auch an den Außenanlagen tut sich einiges. So sind an der Ernst-von-Bergmann-Straße 14-16 noch Pflasterarbeiten geplant, so dass künftig eine deutlich größere Zahl an Stellplätzen zur Verfügung steht. Die Garagen werden zu Carports umgewandelt, so dass jeder Mieter zusätzliche Abstellmöglichkeiten erhält. Die Ernst-von-Bergmann-Straße 19-21 wird vor der Generalüberholung komplett leergezogen sein.

Im nächsten Jahr wird das umfassende Modernisierungskonzept der WGG laut Schulz fortgesetzt. Ab Juni 2016 ist der Block Ernst-von-Bergmann-Straße 23-25 (zwölf Wohneinheiten) an der Reihe. Sanierungsmaßnahmen sind zudem für die Stendaler Straße 91-93 (24 Wohneinheiten) vorgesehen, allerdings können da alle Mieter in ihren Wohnungen bleiben, da Bäder und Heizungsanlagen nicht erneuert werden müssen.

Ein Leerzug ist auch für die Sanierung der Isenschnibber Str. 21-27 geplant, allerdings steht die umfassende Sanierung erst 2018 an. „Wir haben allen Mietern Alternativen angeboten, helfen auch bei Umzügen.“ Weil in dem Block, der zurzeit 33 Wohneinheiten hat, von denen 21 leer stehen, auch Wohnungszuschnitte geändert werden sollen und Wände versetzt werden müssen, „ist das nicht zumutbar, wenn Mieter noch drin wohnen“. Mit allen Parteien sei das Gespräch gesucht worden, betonte Henri Schulz. In dem Block sind besonders viele langjährige Mieter.

Dass saniert werden muss, steht für Schulz und Maik Eulenberg, nebenamtlicher Vorstand der WGG, fest. „Wir müssen investieren, um die Zukunft der WGG langfristig zu sichern. Wir bekommen die Wohnungen sonst auch nicht mehr vermietet“, betont Schulz. Umgestaltet werden sollen die Wohnzuschnitte so, dass es dort für Mieter auch Gemeinschaftsräume geben soll.

Dass der Block dort saniert werden soll, damit danach dort ausschließlich Flüchtlinge untergebracht werden sollen, verneint Schulze auf Anfrage: „Diese Investitionen dort haben wir schon lange im Plan.“ Nachdem viele Jahre bei der WGG der Rückbau im Fokus stand, erst 2014 verschwand ein Block an der Bertolt-Brecht-Straße, ist es nun die Sanierung. Insgesamt hat die WGG in den vergangenen Jahren 384 Wohnungen in Gardelegen zurückgebaut. Der Leerstand zurzeit betrage elf Prozent, so Schulz: „Und das sind alles Wohnungen, die ich in dem Zustand auch nicht vermieten kann.“

Sanierungserfahrung hat die WGG bereits, an der Erich-Weinert-Straße. „Und dort haben wir nach der Sanierung auch eine Vermietung von 100 Prozent“, berichtet Schulz. Die Modernisierung habe auch Veränderungen in der Mitgliederstruktur zur Folge gehabt: „Wir haben uns verjüngt, und es werden wieder Kinder geboren. Wir haben Familien, die bei uns einziehen“, so der WGG-Vorstand.