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Autozulieferer Insolvenz bei Boryszew vom Tisch

Erleichterung bei 600 Boryszew-Mitarbeitern in Gardelegen: Der Lohn wurde nachgezahlt. Eine offenbar angemeldete Insolvenz ist vom Tisch.

Von Gesine Biermann 19.08.2020, 06:28

Gardelegen l Eine Woche lang musste die Belegschaft des größten Automobilzulieferbetriebes der Altmark bangen. Nach Angaben von Sylke Teichfuß, Bezirksleiterin der IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) hatte die Geschäftsführung der Gardelegener Tochterfirma der polnischen Boryszew S.A. Insolvenz angemeldet. Gewerkschaftssekretär Jan Melzer hatte sich mit einem Schreiben bereits direkt an die Mitglieder gewandt und diese aufgefordert, sich „ihre Ansprüche zu sichern“.

Seit Dienstag (18. August) nun herrscht Erleichterung. Die Insolvenz ist nach Angaben der Gewerkschaft abgewendet. Der Lohn vom Juli ist auf den Konten der Mitarbeiter.

Bereits am 12. August hatten die rund 600 Angestellten damit gerechnet. Doch der seit Jahren eingehaltene Zahlungstermin verstrich. Lediglich per Aushang hatte Geschäftsführer Rafael Siegmund am Mittwoch darüber informiert, dass das Entgelt derzeit nicht gezahlt werden kann. Eine Erklärung gab es nicht. Ebenso wenig einen konkreten Termin für die Nachzahlung.

Nun gibt es auch den Geschäftsführer nicht mehr. Zumindest nicht am Gardelegener Standort. Wie die Firmenleitung auf Volksstimme-Nachfrage bestätigte, wurde Siegmund am Freitag abberufen. Neuer Geschäftsführer ist Grzegorz Zalewski, der auch Boryszew Automotive Plastics im polnischen Torun leitet.

Eine seiner ersten Amtshandlungen: Ein Entschuldigungsschreiben an die Belegschaft und das Versprechen, den ausstehenden Lohn unverzüglich anzuweisen. Das wurde eingehalten.

Zumal die Produktion läuft. Seit Anfang Juli ist die Kurzarbeit, die im März coronabedingt eingeführt worden war, wieder aufgehoben. Demnächst soll sogar wieder in vier Schichten gearbeitet werden. Der Gardeleger Autozulieferer stellt Kunststoffteile für die Autoindustrie her, unter anderem Handschuhfächer. Hauptkunde ist Volkswagen.

Im Herbst 2011 hatte das polnische Unternehmen die ehemalige AKT GmbH in Gardelegen aus der Insolvenz heraus übernommen. Die Zahl der Geschäftsführer, die seitdem an der Spitze standen, ist groß. Auch Siegmund war noch nicht lange im Unternehmen. Erst im April hatte er die Firmenleitung übernommen.