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Bohrschlammgrube Einigkeit bei Deponie Brüchau

Vertreter von Landesregierung, Altmarkkreis, Stadt Kalbe und Umweltschützer beziehen Stellung zum Endbericht der Deponie Brüchau.

Von Doreen Schulze 21.05.2020, 01:01

Brüchau l Die im Endbericht zur Giftschlammgrube Brüchau, auch Silbersee genannt, dokumentierten Undichtheiten belegen „eklatante Mängel in der Arbeit des Landesbergamtes und unserer Landesregierung“, äußert Uwe Harms, CDU-Mitglied des Landtages. Mit dieser Aussage reagiert er auf den Endbericht zu den Untersuchungen der Bohrschlammdeponie Brüchau. „Hochbezahlte Bergbauexperten haben jahrzehntelang versagt“, so Harms. Er fordert Konsequenzen.

So müsse der „Behördenschlendrian“ beendet werden. Eine öffentliche Entschuldigung der Verantwortlichen bei den Anwohnern sei erforderlich. Das Kabinett müsse sich unverzügliche zur Neubewertung der Gesundheits- und Umweltrisiken mit dieser Thematik befassen. Eine Zusammenarbeit von Wirtschaftsministerium und Umweltministerium sei sofort zu erfolgen. Und schließlich müsse ohne Zeitverzug, die Planung der Beräumung beginnen. „Die jahrzehntelang geduldete Verunreinigung des Grundwassers und Gefährdung der Gesundheit der Anwohner duldet keinen Aufschub.“

Im Abschlussbericht weist Neptune Energy, Betreiber der Deponie, auf drei mögliche Alternativen hin, wie mit der Deponie in Zukunft verfahren werden könne. Vorgeschlagen werde die Abdichtung der Fehlstellen bei anschließender Lagerung des Deponats an gleicher Stelle und Oberflächenabdichtung, die Errichtung einer neuen Lagermöglichkeit auf dem Gelände oder die Auskofferung.

Für Karsten Ruth, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Kalbe, gibt es nur eine einzige Möglichkeit, wie mit der Grube weiter verfahren werden solle: die Auskofferung und Entsorgung. „Es kann hier vor Ort niemandem daran gelegen sein, einen neuen Deponie-Status im Hinblick auf den ‚Silbersee‘ zu schaffen. Zudem sollte ausdrücklich vermieden werden, weitere zeitaufwändige Prüfungen von Varianten vorzunehmen. Gerade für die mentale Gesundheit der betroffenen Bürger muss jegliche Form von Belastung endlich ein endgültiges Ende haben.“

Der Altmarkkreis Salzwedel hält an seiner Forderung fest, dass die Schließung so erfolge, dass zukünftig keine Gefahren ausgehen können. „In Anbetracht der geologischen Standortverhältnisse, des eingelagerten Schadstoffinventars und der festgestellten deponiebürtigen Kontaminationen im Abstrom der Deponie wird als einzige Variante nach wie vor eine vollständige Auskofferung des Inhaltes der Deponie sowie die Beseitigung aller Folgeschäden angesehen“, bezieht Landrat Michael Ziche Stellung. Zudem erwarte er, dass diese Maßnahmen zügig umgesetzt werden.

Dorothea Frederking, Landtagsmitglied Bündnis 90/Die Grünen, äußert: „Es ist gut, dass die gutachterlich vorgenommene aktualisierte Gefährdungsabschätzung zu einer Neubewertung möglicher Schließungsvarianten geführt hat. Von den Lösungsvorschlägen kann es für uns Grüne nur eine Lösung geben, die klar und deutlich benannt ist: Auskofferung des Deponats!“ Das Wirtschaftsministerium müsse nun dafür sorgen, dass das untergeordnete Landesamt für Geologie und Bergwesen zusammen mit Neptune Energie „unverzüglich“ einen Plan erarbeitet, der die zügige und sichere Beseitigung der gesamten Giftschlammgrube zum Ziel hat und eine Renaturierung vorsieht.

Die Bürgerinitiative „Saubere Umwelt und Energie Altmark“ (BI) fordert die umgehende Auskofferung und Grundwasserreinigung. „Jeder Tag, an dem dies weitergeht, ist ein Verbrechen an unseren eigenen Lebensgrundlagen“, heißt es im Schreiben der BI. Brüskiert zeige sie sich darüber, dass der Betreiber weiterhin die Oberflächenabdichtung im Blick habe. Die zweite von Neptune angedachte Lösung, auf dem Deponiegelände eine zweite Deponiegrube anzulegen und das Deponat dorthin zu verlagern, würde viele Jahre allein schon für das Genehmigungsverfahren erfordern. Die BI sieht darin eine Verzögerungsmöglichkeit. Die „einzig sachgerechte Lösung“, nämlich die Verbringung des giftigen Materials in Untertagedeponien, sei vom letzten Platz nun vorgerückt. Doch auch hierbei befürchtet die BI, dass weiterer Voruntersuchungen das Prozedere verschleppen werden.