Hohe Infektionszahlen Corona: Wieder Besuchsverbot in Gardelegener Johanniter-Pflegehäusern
Zwischenzeitlich war schon fast wieder Normalität in den Gardelegener Johanniter-Pflegeheimen eingekehrt. Doch nun ist coronabedingt wieder alles anders.

Gardelegen - Die Mutter ist gut untergebracht, darüber ist ein Gardelegener Ehepaar auch sehr glücklich. Das Johanniterhaus Pfarrer Franz in Gardelegen ist ja auch ein besonders schönes Pflegeheim, zumeist mit Einzelzimmern, Dachterrasse, einem schmucken Gastrobereich und liegt dazu mitten in der Innenstadt. Oft und gern besuchen sie die alte Dame dort. Vor Anlauf und zu Beginn der Corona-Impfkampagne sei das zwar zeitweise nicht möglich gewesen, dafür hätten sie aber natürlich Verständnis gehabt, betont das Paar (Name der Redaktion bekannt) am Volksstimme-Telefon.
Dass aktuell allerdings schon wieder ein komplettes Besuchsverbot gilt, könnten sie nicht verstehen. „Alle Bewohner sind doch geimpft und geboostert“, erinnert die Volksstimme-Leserin. Da seien solche strikten Maßnahmen doch gar nicht mehr verhältnismäßig. Klar seien die Zahlen hoch, aber mittlerweile seien doch auch die Verläufe der Erkrankungen viel milder, die Krankenhäuser würden ebenfalls nicht über Überlastung klagen. Dass die Bewohner nun schon wieder auf direkte Kontakte zu den Angehörigen verzichten müssten, dass sie „allein auf ihren Zimmern bleiben und auch allein essen müssen“, das sei ihrer Meinung nach ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht, grenze schon fast an Freiheitsberaubung. Kritik äußert das Paar zudem daran, dass Angehörige nicht umgehend von den Beschränkungen informiert würden.
Alle Bewohner sind doch geimpft und geboostert.
Angehörige einer Pflegeheimbewohnerin
Das indes weist Einrichtungsleiterin Ramona Gebur von sich. „Natürlich wird jeder informiert“, versichert sie, „sogar umgehend.“ Beide Johanniter-Einrichtungen nutzen dafür unter anderem die Myo-App, eine kostenlose Kommunikationsmöglichkeit über das Smartphone. Sobald es Änderungen gebe, würden die kommuniziert. Angehörige könnten sich die App herunterladen und seien so immer auf dem aktuellsten Stand. Und der heißt aktuell tatsächlich Besuchsverbot. „Es ist richtig, unser Haus ist zu“, bestätigt Gebur, „ich verstehe die Sorgen der Angehörigen. Wir sind schließlich alle Kinder oder Eltern.“ Aber derzeit seien 35 Bewohner und 15 Mitarbeiter in der Einrichtung positiv auf das Coronavirus getestet – teils ohne, teils aber auch mit deutlichen Symptomen. Sie alle könnten jemanden anstecken. „Und wir tragen die Verantwortung.“ Nicht nur das: Das Team trage auch die Mehrbelastung. Die coronabedingten Ausfälle bei den Mitarbeitern müssten ausgeglichen werden. „Teilweise arbeiten die Kollegen in Zwölf-Stunden-Schichten.“ Dazu komme der Mehraufwand, zum Beispiel beim Wäschesortieren.
Teilweise arbeiten die Kollegen in Zwölf-Stunden-Schichten.
Ramona Gebur, Leiterin der Johanniterhäuser in Gardelegen
Mitarbeiter müssten sich auch Zeit nehmen für die Bewohner. Kollegen vom begleitenden Dienst würden dies mit übernehmen. „Niemand muss Angst haben, dass alle nur allein in ihren Zimmern sitzen und aus dem Fenster gucken“, versichert Gebur. In dieser Situation fehle aber einfach die Zeit, auch noch Besucher zu testen. Sie wünscht sich deshalb „Vertrauen und Verständnis“ für solche Maßnahmen. Einige Angehörige hätten das, andere nicht. „Da werden große Essenspakete für die Bewohner bei uns abgegeben“, sagt Gebuhr, und: „Ich versichere, bei uns verhungert niemand.“ Andere würden bis zu fünfmal täglich anrufen, um sich zu erkundigen, wie es den Eltern geht. Und es gebe sogar einige, die laut werden, beschreibt die Heimleiterin kopfschüttelnd. „Ja ich weiß, die Haut wird dünner und das ist alles doof, aber wir schließen nicht einfach so.“ Alle Maßnahmen seien zudem mit dem Gesundheitsamt abgestimmt, versichert Gebur.
Pressesprecherin Birgit Eurich bestätigt das: „Der Altmarkkreis erlebt derweil erneut eine starke Welle an Neuinfektionen“, insbesondere auch in Alten- und Pflegeheimen. Dies habe das Gesundheitsamt dazu veranlasst, in Abstimmung mit den Einrichtungen und der Heimaufsicht, Maßnahmen zum Schutz von Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern zu erlassen. Und dazu zähle eben auch ein zeitlich befristetes Besuchsverbot und/oder die Isolation einzelner Bewohner oder Wohnbereiche.