Erster Teil des Stadtmodells wird in der Adventszeit in der Sparkasse gezeigt Das alte Gardelegen nimmt Formen an
Im Herbst 2015 soll das Modell der Altstadt Gardelegens um 1620 fertig sein, an dem Helfried Schmelzer seit gut einem Jahr arbeitet. Erste Teile werden aber schon in der Adventszeit in einer Ausstellung gezeigt.
Gardelegen l Wenn im Jahr 2016 gefeiert wird, dass Gardelegen 820 Jahre zuvor erstmals urkundlich erwähnt worden ist, dann soll ein Modell der historischen Altstadt eine Art Geschenk sein. Dieses Ziel hat sich Helfried Schmelzer gesetzt, der 1974 von Sangerhausen nach Gardelegen gezogen war. Wie in seiner alten Heimat als Kind, Jugendlicher und junger Mann pflegt er auch heute als 59-Jähriger in seiner mittlerweile neuen altmärkischen Heimat noch immer sein Hobby: Modellbau. Sein Spezialgebiet sind die Napoleonischen Befreiungskriege und speziell die Schlacht von Waterloo, aber auch die Gardeleger Geschichte hat es Helfried Schmelzer angetan.
Mit Gleichgesinnten hatte er sich darum im vergangenen Jahr an die Arbeit gemacht, um in einem Modell im Maßstab 1:200 die Stadt Gardelegen zu Beginn des 17. Jahrhunderts darzustellen. Mittlerweile arbeitet Helfried Schmelzer allein an dem Modell. Zu Beginn dieses Jahres hat er die Platte nochmals komplett neu gestaltet, hat dabei auch die Steigungen eingearbeitet. "Im März habe ich dann mit dem Bau der Häuser begonnen und im Juli mit den Straßen", erzählt der 59-Jährige. Mit Unterstützung von Jürgen Bajerski ging es dann an die Wallanlage. Die steht schon fast komplett, auch die nicht mehr stehenden Tore, das Magdeburger und das Stendaler, haben schon ihren Platz gefunden, dazu einige Häuser mit Nebengebäuden, das Alte Hospital und ein Teil der Marienkirche. Etwas verlassen stehen schon das Rathaus und das Deutsche Haus auf der Platte.
Ausgehend von den beiden Stadttoren gestaltete Helfried Schmelzer nach Plänen von Jürgen Bajerski die heutige Philipp-Müller-Straße und die Stendaler Straße. "Derzeit arbeite ich am Aschberg sowie Teilen der heutigen Thälmannstraße", erzählt der Modellbauer. Dies soll bis zum Frühjahr kommenden Jahres fertig sein. An den Häusern arbeitet Helfried Schmelzer in der heimischen Werkstatt. "Leider kann ich mich beim Bau einzelner Häuser nur bedingt auf alte Quellen berufen, da diese zum Teil in sich selbst widersprüchlich sind", erklärt der Gardeleger. Wenn er nicht genau recherchieren kann, wie das Gebäude damals aussah, greift er zu entsprechender Fachliteratur. Die gibt es zum Beispiel über die in bestimmten Regionen gebräuchlichen Farben in der besagten Zeit, selbst konkret für die Altmark. Nach dieser Farbskala waren Beige, Braun und Kalkweiß die Hauptfarben, hinzu kamen die in Lehm gebauten Häuser. Nicht nur für die Gestaltungsfragen recherchiert der 59-Jährige, auch die Bebauung der Grundstücke oder die Lage des Richtplatzes möchte er so genau wie möglich nachgestalten. Dazu nutzt der Modellbauer unter anderem das Stadtarchiv, besorgt sich aber auch von den Eigentümern Unterlagen. Zur damaligen Zeit soll es innerhalb der Stadtmauer 472 Häuser gegeben haben.
Teil für Teil baut Helfried Schmelzer Haus für Haus, achtet auf die Details. So hat er zum Beispiel für das Gras und das Schilf am Wallgraben Material genutzt, das recht neu im Modellbau ist. Es kann mit einem Magnet aufgerichtet werden. Für ein kleines Fachwerkhaus benötigt er etwa vier Tage, an größeren Gebäuden mit Fachwerk wie das Deutsche Haus sitzt er auch schon einmal drei Wochen. "Aber nicht am Stück, dann nehme ich mir zwischendurch was anderes vor", sagt der Modellbauer. Am Ende sollen nur die Bäume Fertigteile sein, alles andere in Handarbeit entstanden sein. Die Menschen gibt es zwar als Rohlinge, sie müssen aber mit der damals gebräuchlichen Kleidung bemalt werden. Tiere soll es ebenfalls geben, auch Fuhrwerke.
Fast fertig ist das Stadtviertel um das Stendaler Tor. Es soll in der Adventszeit in der Sparkassen-Filiale an der Thälmannstraße gezeigt werden. Eine weitere Ausstellung, ebenfalls in der Geschäftsstelle, möchte Helfried Schmelzer dann im kommenden Jahr zum Altmärkischen Heimatfest zeigen. Komplett fertig sein soll das Modell im Herbst 2015.
"Und es wird in Gardelegen bleiben", kündigt der 59-Jährige nach einem Gespräch mit Bürgermeister Konrad Fuchs an. Interessenten gibt es nämlich auch andernorts. So habe sich zum Beispiel eine Universität aus Baden-Württemberg interessiert gezeigt. Dort werde zum mittelalterlichen Städtebau geforscht, erklärt Helfried Schmelzer, "und so ein detailliertes Modell wie das der kompletten Altstadt Gardelegens gibt es in Deutschland noch nicht".