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Forstwirtschaft Der lange Weg zum Fördergeld

Mit einer Förderung in Höhe von 500 Millionen Euro will die Bundesregierung Waldbesitzer unterstützen.

Von Stefanie Brandt 03.02.2021, 04:00

Gardelegen l So wie die Menschen derzeit unter Corona leiden, leiden die Wälder seit Jahren unter Dürre, Stürmen und dem Borkenkäfer. Zusammen mit stark gesunkenen Holzpreisen, die sich erst langsam wieder erholen werden, ergibt dies für Waldbesitzer eine dramatische Mischung. Die geschädigten Waldflächen müssen beräumt und wieder aufgeforstet werden. Das kostet Geld, welches aber mit dem geernteten Holz nicht mehr ausreichend verdient wird.

Um den Waldbesitzern dennoch den klimagerechten Umbau ihrer Flächen zu ermöglichen, gibt es die Nachhaltigkeitsprämie. Diese wird einmalig gezahlt, beläuft sich auf mindestens 100 Euro pro Hektar und richtet sich an private und kommunale Waldbesitzer. Die Prämie kann noch bis zum 30. Oktober 2021 bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) beantragt werden, wenn sie insgesamt über der Bagatellgrenze von 100 Euro liegt.

Jerchels Revierförsterin Luise Eichhorn kennt die bürokratischen Hürden, die mit der Antragstellung verbunden sind. Und dazu gibt es aktuell zahlreiche Anfragen von Waldbesitzern aus allen Forstbetriebsgemeinschaften. So müssen die Waldbesitzer ihr Land zuvor vom FSC (Forest Stewardship Council) oder vom PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) zertifizieren lassen. Beide Organisationen stellen Anforderungen an die Nachhaltigkeit und die Umweltverträglichkeit der Waldbewirtschaftung und erheben Mitgliedsbeiträge.

„Die Kriterien des FSC sind im Vergleich strenger. Zum Beispiel darf nur höchstens alle 40 Meter eine Rückegasse sein, beim anderen Siegel sind es 20 Meter Mindestabstand. Beim FSC gibt es auch stärkere Einschränkungen für den Anbau nicht-heimischer Arten wie Douglasie und Roteiche“, weiß Eichhorn. Für eine vom PSC zertifizierte Fläche gibt es entsprechend 120 Euro Prämie je Hektar, für eine vom PEFC 100 Euro.

Weitere Regeln beider Organisationen würden unter anderem den Einsatz alter Motorsägen oder alter Traktoren, um das Holz aus dem Wald zu holen, verbieten. Bio-Öle sollen verwendet und Totholz wenn möglich erhalten werden. Auch Pflanzenschutzmittel dürften kaum angewendet werden. Das sei zum Beispiel bei starkem Bewuchs mit Gras auf einer Fläche, auf der junge Bäume gepflanzt werden sollen, ein Problem.

Um die Zertifikation zu erhalten, gibt es zwei Wege, erklärt die Försterin: „Die Waldbesitzer können es entweder selbst machen, oder über die Forstbetriebsgemeinschaft gehen, die dann einen Sammelantrag stellt.“ Wobei letztgenannte Möglichkeit vermutlich einfacher für die meisten Waldeigentümer ist.

Liegen dann die Zertifizierungsnummer, ein Bescheid der Berufsgenossenschaft und der Nachweis der Zugehörigkeit zur Forstbetriebsgemeinschaft vor, kann die Prämie bei der eingangs genannten FNR beantragt werden. Im Internet ist dies möglich unter www.bundeswaldpraemie.de.

Die Nachhaltigkeitsprämie ist ein Teil des Corona-Konjunkturpaktes „Wald & Holz“ in Höhe von insgesamt 700 Millionen Euro. Davon sind 200 Millionen Euro vorgesehen für Investitionen in die moderne Forst- und Holzwirtschaft und um das Bauen mit Holz zu fördern, heißt es in einer Presseinformation des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Seit Start der Aktion Ende November 2020 haben bereits rund 57 000 Waldbesitzer die Prämie für eine Fläche von rund 3 Millionen Hektar beantragt. Die Summe der bewilligten Mittel beläuft sich aktuell auf 60 Millionen Euro.

Auf der Seite www.bundeswaldpraemie.de finden Waldbesitzer und Interessenten Informationen zum Antragsablauf und Antworten auf wichtige Fragen.