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Johanniterhäuser machen gute Erfahrungen mit den neuen Helfern / Bewerbungen gern gesehen Die (Bundes)Freiwilligen im Seniorenheim

Von Gesine Biermann 21.02.2012, 05:28

Seit etlichen Monaten ist die Zeit der Zivis (Zivildienstleistende) in Deutschland vorbei. Dafür können sich nun junge Männer und Frauen für den Bundesfreiwilligendienst bewerben. Auch die Gardeleger Johanniterhäuser greifen gern auf dieses Angebot zurück.

Gardelegen l Noch sind es erst wenige Wochen, in denen sie Erfahrungen sammeln konnten. Die kurze Zeit reicht dennoch aus, Nadine Wodcitzka aus Gardelegen und Vinzenc Schütze aus Lindstedt für ihre derzeitige Arbeit zu begeistern. Die beiden jungen Leute haben sich für ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in den Gardeleger Johanniterhäusern Rieseberg und Pfarrer Franz verpflichtet - und das bisher kein Stück bereut.

Dabei beginnt der Tag früh für die beiden. Auch gestern. So hat Nadine Wodcitzka im Rieseberghaus ihren Kolleginnen vom Fachpersonal schon bei der morgendlichen Pflege geholfen, "zum Beispiel beim Zähneputzen Hilfestellung gegeben". Ein bisschen Erfahrung hat die 20-jährige nämlich schon. Denn nach der Ausbildung zur Sozialassistentin hatte sie bereits eine weitere in der Altenpflege begonnen, aus gesundheitlichen Gründen allerdings zunächst aufgegeben. Nun startete sie im November nach zwei Tagen Probearbeit im Johanniterhaus mit dem Bundesfreiwilligenjahr einen neuen Anlauf und ist überzeugt, diesmal ist es das Richtige: "Wenn es möglich ist, möchte ich hier nach diesem Jahr eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin beginnen", sagt sie, auf jeden Fall aber im sozialen Bereich tätig bleiben.

Ähnlich sieht das auch Vinzenc Schütze, der gestern, wie an jedem Morgen, im Pfarrer-Franz-Haus die Bewohner zum Frühstück abgeholt und daneben auch beim Tischdecken mit zugefasst hat. "Und wenn jemand Hilfe beim Essen oder Trinken braucht, bin natürlich auch da", sagt der 19-Jährige fröhlich. Dass ihm seine Arbeit Spaß macht, merkt man - wie auch bei Nadine Wodcitzka - dann auch auf den ersten Blick. "Es ist einfach toll, wieviel Dankbarkeit man da spürt", versichert er, auch wenn er an den Nachmittagen dem einen Bewohner aus der Zeitung vorlese oder einen anderen zum Arzt oder zum Einkauf begleite. "Dabei kann man aus seiner Arbeit auch vieles für sich selbst abholen", erzählt er. Da lerne er nämlich schon mal das eine oder andere alte Volkslied oder höre den Geschichten zu, die die Bewohner aus ihrem Leben erzählen. "Das ist oft richtig spannend." Zudem erlebe er täglich "die Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter. Jeder ist hier freundlich und beantwortet gern unsere Fragen." Nach einem Studiensemester im Bereich öffentliche Verwaltung - "das mir gar nicht lag" -, ist sich deshalb auch der Lindstedter mittlerweile sicher, dass er seinen Traumberuf nun innerhalb des Bundesfreiwilligenjahres gefunden hat.

Und genau diese "berufliche Orientierung" sei auch beabsichtigt, versichert Ramona Bierstedt, Leiterin der beiden Gardeleger Johanniterhäuser. Nicht jeder könne schließlich in dem "hochsensiblen Bereich" der Altenpflege arbeiten. Wer hier tätig sei, werde auch mit Krankheit und Tod konfrontiert. "Wer sich aber auf die Menschen einlässt, hat auch die Chance, ihre Geschichten kennenzulernen, nimmt Anteil am Leben jedes Bewohners. Und das ist eine ganz tolle Erfahrung."

Letzteres gilt übrigens prinzipiell auch für Ramona Bierstedt selbst, wenn sie auf den Wechsel vom Zivil- zum Bundesfreiwilligendienst zurückblickt. Denn die meisten jungen Menschen seien sehr motiviert. "Und so hat das Kind jetzt eigentlich nur einen anderen Namen", resümiert sie. Allerdings mit einer Einschränkung: Seit dem Wechsel gebe es deutlich weniger Bewerbungen als früher. Und das gelte ebenso für das freiwillige soziale Jahr (FSJ). Mit derzeit vier Bundesfreiwilligen und zwei FSJ-lern sei die Zahl der jungen Helfer deutlich niedriger als zu Zivildienstzeiten. "Wir freuen uns also immer über Bewerbungen," versichert die Heimleiterin.

Diese müssen dann allerdings zunächst beim Diakonischen Werk in Halle eingereicht und bestätigt werden. Erst dann werden die zukünftigen Helfer zum Vorstellungsgespräch und zum Probearbeiten eingeladen.

Letzteres ist übrigens die Nagelprobe für jeden Bewerber. Und zwar auf beiden Seiten. Denn erst nach ein, zwei Tagen in der Praxis sei vielen klar, was hier auf sie zukommt, können sich auch die Pflegefachkräfte und Chefin Ramona Bierstedt ein Bild von der Zusammenarbeit machen. "Das Wichtigste ist für uns dabei der Umgang, der Respekt gegenüber den Menschen", betont sie.

Wer den mitbringt, die oft nicht leichte Arbeit durchhält und sich einbringt, kann allerdings im Pflegebereich auch beruflich weiterkommen. Neben der Ausbildung zum examinierten Altenpfleger stehen interessierten jungen Menschen zum Beispiel Weiterbildungen im Bereich Pflegedienstleitung oder sogar ein Pflegemanagementstudium offen. Dabei stehen alle Mitarbeiter der beiden Häuser den jungen Leuten auch gern zur Seite, versichert Bierstedt. "Auch wir profitieren schließlich von gut ausgebildetem Nachwuchs." Eine Chance, in einen anspruchsvollen und zudem krisensicheren Beruf zu kommen, sei das Bundesfreiwilligenjahr also auch, verspricht Ramona Bierstedt.

Nadine Wodcitzka und Vinzenc Schütze können das bislang nur bestätigen. "Ich wusste vorher gar nicht, was ich wollte", sagt Vinzenc Schütze. Jetzt sei für ihn klar: "Ich will hier weitermachen."