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Dürreperiode Waldbesitzer klagen über Sturm und Hitze

Monatelange Dürre hat 2018 die Felder ausgetrocknet. Doch auch für viele Gardeleger Waldbesitzer ist die Lage dramatisch.

Von Gesine Biermann 24.01.2019, 20:00

Gardelegen l Dicke Bäume liegen im Letzlinger Forst wie gefallene Mikadostäbchen auf dem Waldboden. Es sieht aus, als hätte hier ein Riese gewütet. Der jüngste Sturm ist zwar schon ein paar Monate her – im August 2018 zog der vorerst letzte Tornado durch die Altmark – aber längst sind noch nicht alle Schäden beseitigt.

„Vier Stürme in einem Jahr. Dass es das schon mal gab, daran kann ich mich jedenfalls nicht erinnern“, sagt Revierförster Hagen Wojak. Jedesmal seien bis zu 500 Festmeter Bruchholz entstanden. Und der letzte hatte besonders leichtes Spiel. Denn vielen Bäumen fehlte am Ende des Sommers die Bodenhaftung. Anfang 2018 habe es zwar viel Regen gegeben, erinnert Wojak, „jede Menge Wasser“. Dann aber kam es für die Bäume knüppeldick: „Von April bis Dezember fiel nicht mehr als insgesamt 90 Millimeter Niederschlag.“ Viel zu wenig. Bis zu einer Tiefe von zwei Metern sei der Boden monatelang ohne Nässe gewesen. Viele Bäume seien einfach vertrocknet, ganze Fichtenbestände einfach abgestorben. „Noch so ein Sommer wäre eine Katastrophe für den Wald. Die Folgeschäden des letzten kann man jetzt schon abschätzen.“

Und sie sind auch schon unmittelbar zu spüren. Nämlich in den Taschen der Waldbesitzer. Die Holzpreise fielen durch den hohen Sturmbruch in den letzten Monaten tief in den Keller. Derzeit müssten die Eigentümer ihr Holz „für n‘ Appel und n‘ Ei weggeben“. Gutes Holz muss als Brenn- oder Industrieholz verkauft werden. Ein Preisunterschied von 50 bis 80 Prozent. Ein Festmeter Industrieholz koste um die 20 Euro, Brennholz zwischen 10 und 15 Euro, Stammware dagegen etwa 60 Euro, beziffert der Fachmann.

Zudem seien die Sägewerke voll ausgelastet. Viele Eigentümer könnten ihr Holz also nicht einmal verarbeiten lassen. Zwar gibt es sogenannte Nasslager, in denen Holz, das nicht gleich verarbeitet werden kann, haltbar gelagert werden kann. „Doch das kostet natürlich zusätzlich Geld.“

„Ganz schlimm ist das vor allem für die kleinen Waldbesitzer“, sagt Wojak, also jene, die zwischen zwei und zehn Hektar Wald haben. Ihnen gegenüber übt der Bund deshalb schon Solidarität: „Wir haben Einschlagsstopp, um den Markt zu entlasten. Wenn wir jetzt voll weiter schlagen würden, würden die Privaten gar nichts mehr verdienen.“

Das riesige Angebot an Sturmholz sieht auch Stefan Quitt, der derzeit die Aufgaben des Forstamtsleiters im Betreuungsforstamt Letzlingen ausführt, als großes Problem für die kleinen und mittleren Waldbesitzer. „Und davon gibt es hier in der Altmark viele.“ Sturm Friederike sei der heftigste gewesen. Der habe vor einem Jahr zwar in der Altmark gar nicht so viel Schaden angerichtet, aber im Harz. Die Menge Bruch habe den Holzpreis sofort nach unten fallen lassen. Denn so rasch wie nötig konnte das Sturmholz eben auch nicht aufgearbeitet werden. Das müsse, wenn Qualitätsabschläge vermieden werden sollen, nämlich verhältnismäßig schnell passieren. „Bei einigen Baumarten ist schon nach drei bis vier Monaten die Holzqualität nicht mehr gegeben.“ Nadelhölzer würden dann zunehmend verblauen. Zudem komme die Gefahr hinzu, dass sich Schädlinge im Sturmholz ansiedeln.

Auch Quitt geht von hohen wetterbedingten Schäden in den altmärkischen Wäldern aus. Das komplette Ausmaß werde wohl erst im kommenden Frühjahr zu sehen sein.

Und es wird lange nachwirken. Wald sei ja schließlich keine einjährige Kultur, wie landwirtschaftliche Pflanzen, sagt Quitt. „Wir denken in Generationen, nicht in Jahren.“

Einen Ausgleich für Ertragsverluste, so wie für Landwirte, gibt es für Waldbesitzer übrigens nicht. Zwar seien Aufforstungen förderfähig, aber keine Ernteverluste. Und es gebe auch für die Zukunft kein Allheilmittel, auch nicht durch andere Baumarten. Ziel sei ein gesunder Mischwald. „Die Kiefer wird in der Altmark aber immer der Brotbaum bleiben.“