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Torsten Haarseims neueste Publikation ist für Viert- bis Sechstklässler, Eltern und Lehrer Ein Kinderbuch über den Holocaust

Von Donald Lyko 08.08.2014, 03:15

"Holocaust - Das Kinderbuch" heißt das neueste Werk des Gardelegers Torsten Haarseim. In der vergangenen Woche wurde das Buch gedruckt, das Schülern aus vierten bis sechsten Klassen die Verbrechen der Nationalsozialisten gegenüber der jüdischen Bevölkerung altersgerecht vermitteln soll.

Gardelegen l Die Arbeit am Buch war schnell erledigt, etwa zwei bis drei Wochen hat Torsten Haarseim dafür benötigt. Die Vorgeschichte ist etwas länger, denn mehrere Erlebnisse, Begegnungen und Erkenntnisse waren es, die den Gardeleger zu seiner neuesten Publikation veranlasst haben. Zu den Begegnungen gehörten die mit Zehntklässlern, für die der Autor des Romans "Gardelegen - Holocaust" im November vergangenen Jahres einen Projekttag auf der Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibbe gestaltete. "Nur etwa ein Viertel der Schüler war am Thema interessiert, die anderen nicht", sagt Torsten Haarseim. Eine Ursache aus seiner Sicht: Den Schülern wird erst recht spät in ihrer Schulzeit das Thema Nationalsozialismus und Holocaust vermittelt, meist erst in der neunten oder zehnten Klasse.

Zu spät, meint er, denn zahlreiche TV-Dokumentationen über Wehrmachtsaufmärsche, Hitlers Auftritte oder den Alltag im Dritten Reich könnten bei Kindern leicht die Vorstellung prägen, "... ach, so schlimm war das doch alles nicht". "Dem ist in späteren Jahren nur schwer wieder beizukommen", meint Torsten Haarseim. Seiner Meinung nach sollten Begriffe wie Nationalsozialismus und Holocaust und auch Namen wie Hitler bereits im Grundschul- und frühen Sekundarschulalter negativ besetzt werden, also in der vierten bis zur sechsten Klasse. "Der Holocaust-Begriff sollte im Ethikunterricht thematisiert werden", fordert er. Doch Pädagogen und auch Eltern würden sich oft schwer tun, dieses Thema zu vermitteln, sagte Haarseim.

Diesen Eindruck hat er in mehreren Foren im Internet gewonnen. "Ganz viele Foren beschäftigen sich damit", hat er festgestellt. Das, was er dort gelesen hat, hat ihn in seinem Buchprojekt bestärkt. In so einem Forum habe zum Beispiel ein Vater in seiner Hilflosigkeit

darüber berichtet, wie sein Sohn daheim ein Hakenkreuz gemalt habe, und er nicht wusste, wie er damit umgehegen sollte, erinnert sich Haarseim.

Ein nächster Schritt und eigentlicher Ausgangspunkt für "Holocaust - Das Kinderbuch" war im Mai dieses Jahres ein Besuch in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz. Dort habe er festgestellt, dass es zwar viele Bücher und Dokumentationen zum Thema Holocaust gebe, aber hauptsächlich für die Zielgruppe Erwachsene. Torsten Haarseim hat sich Kinderbücher und Unterrichtsmaterialien besorgt - "ich habe geschaut, was es auf dem Markt so gibt" -, doch alle erfüllten nicht das, was er von einem Kinderbuch zum Thema Holocaust erwartet.

Sie erzählen nur einen Teil der schrecklichen Geschichte, findet der Gardeleger. Also setzte er sich an den Computer, schrieb kurze und einfache Sätze, entwarf mit Hilfe eines Zeichenprogrammes noch Bilder dazu. Bewusst habe er das Buch in Schwarz-Weiß gehalten und nicht bunt gemalt wie andere Kinderbücher. Die Titelseite zeigt einen Davidstern.

"Das Buch soll das Kind ansprechen, es soll es selbst erlesen"

Torsten Haarseim

Beginnend mit der Machtübernahme Hitlers beschreibt der Autor Schritt für Schritt und mit einfachen Worten den systematischen Vernichtungsfeldzug der Nazis gegen die Juden, geht auf die Nürnberger Gesetze und die Wannseekonferenz ein, beschreibt die Ghettos und die Transporte in die Konzentrationslager, die Gaskammern und die Krematorien. Am Ende erwähnt er das Verbrechen am 13. April 1945 an der Feldscheune Isenschnibbe.

"Das Buch soll das Kind ansprechen, es soll es selbst erlesen. Aber es ist auch für Eltern und Lehrer", erklärt Torsten Haarseim. Denn wenn das Kind das Buch gelesen hat, kann und sollte es begleitende Gespräche geben. Durchaus mit Bezug zum Heute, zur Alltagswelt des Kindes, zu der zum Beispiel Mitschüler aus anderen Ländern und anderen Kulturen gehören - um schon frühzeitig möglicher Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken. Den Ausgangspunkt für solche Gespräche könnte die vorletzte der 56 Seiten bieten, die Seite mit der Feststellung, dass wir alle heute dafür verantwortlich sind, dass so etwas Schlimmes nicht noch einmal passiert.

Darum sei "Holocaust - Das Kinderbuch" nicht nur ein Buch für interessierte Kinder und Eltern, sondern auch für die politische Bildung, sagt Torsten Haarseim, der die Zielgruppe der Leser nicht nur in Gardelegen sieht.

"Holocaust - Das Kinderbuch", ISBN 978-3-86468-756-3, ist zum Preis 9,90 Euro im Buchhandel erhältlich.