1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Ein Zauberer im Garten Eden

Hinter dem JFZ liegt das Paradies/Mitarbeiter Peter Mücher legte es für die Bewohner an Ein Zauberer im Garten Eden

Von Gesine Biermann 20.07.2011, 06:38

Ein wunderschöner Naturgarten liegt direkt hinter dem Wohnheim des Gardeleger Jugendförderungszentrums (JFZ). Er sieht aus, als sei er schon immer da gewesen, doch es gibt ihn erst seit einem Jahr. Mitarbeiter Peter Mücher hat das Brachland mithilfe einiger Jugendlicher in ein kleines Paradies verwandelt.

Gardelegen. Schafgarbe, Kapuzinerkresse und Melisse, dazwischen weißgelbe Margeriten und bunte Studenten- blumen. Gleich neben dem Wohnwagen ein riesiger Sommerflieder, durch den die Schmetterlinge tanzen. Eigentlich könnte er gleich um die Ecke kommen, der Peter Lustig aus der Kindersendung Löwenzahn. Denn genau so sieht es hier aus, auf diesem romantischen Fleckchen Land gleich neben dem JFZ-Sportplatz. Alles ist ein bisschen rustikal. Hier gibt\'s keine geraden Wege oder Kanten, dafür aber abenteuerliche Konstrukte aus Weidengeflecht oder Baumstammstücken, witzige Metalltiere, aber natürlich vor allem wilde Blumen, die gerade jetzt in den schönsten Farben blühen.

Und mittendrin, an der überdachten Sitzbank, sitzt er schließlich tatsächlich, der Peter. Nur heißt er nicht Lustig, sondern Mücher. Und er ist auch eher so ein Stiller. Dass er nun über "seinen" Garten was erzählen soll, ist ihm fast ein bisschen peinlich. Doch dass er stolz ist, auf diese kleine Oase, das kann er denn doch nicht verbergen. Schließlich hat er sie selbst angelegt.

Doch der Reihe nach: Alles begann mit einem der sogenannten Mikroprojekte der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt, für die das JFZ vor rund zwei Jahren eine Förderung erhielt. Ehemalige Strafgefangene sollten die Chance bekommen, sich Wohnwagen selbst auszubauen. Mücher wurde als Projektbetreuer angestellt. Dann lief die Förderzeit aus. Doch innerhalb der Einrichtung hatte der fleißige Mitarbeiter bis dahin einen so guten Eindruck hinterlassen, dass ihn JFZ-Leiter Ralf Böse auch für ein Folgeprojekt beschäftigte: Gefördert vom Land sollte hinter dem Wohnheim ein Garten entstehen. Dass Mücher dafür genau der richtige Mann war, wurde allen schnell klar, die sich in den folgenden Monaten auf dem rund 700 Quadratmeter großen Areal umschauten.

"Gartenarbeit ist doch das Schönste, was es gibt"

Denn Mücher verzauberte das Brachland binnen weniger Monate in ein Blütenparadies. Bei einigen Arbeiten halfen ihm zudem die Jugendlichen aus dem Wohnheim. Viele von ihnen mit schwierigem sozialen Hintergrund. Die kleinen I-Tüpfelchen aus Metall, die überall im Garten zu finden sind, Schmetterlinge, Blüten und sogar ein Papageienpärchen, fertigten schließlich die Lehrlinge von Ausbilder Kai Schütze in der Metallwerkstatt des JFZ an. Und auch verurteilte Straftäter dürfen bei Mücher seither ihre Sozialstunden im Garten ableisten. Selbst sie konnte Mücher manchmal tatsächlich begeistern, versichert Mücher. "Gartenarbeit ist doch das Schönste, was es gibt." So viel Begeisterung wirkt wohl ansteckend.

Zumal die Jugendlichen, aber auch ältere Bewohner oder Mitarbeiter nun auch gern mal hier sitzen. Und sogar Gäste, die die Einrichtung offiziell besuchen, "kommen hier vorbei, trinken mal eine Tasse Kaffee" und freuen sich über das schöne Plätzchen, sagt Mücher.

Das soll nun demnächst natürlich auch eingeweiht werden: Am 31. Juli nämlich soll hier ein großes Kinderfest starten, mit Buden und Ständen, mit Spielen und Grillen im Garten.

Dann bekommt sogar der triste Bauwagen Farbe. Die Kinder dürfen ihn dann nämlich rundherum bemalen, damit es hier noch ein bisschen bunter und fröhlicher wird.

Fast könnte der echte Peter Lustig da wohl ein bisschen neidisch werden.