Überraschungsbesuch „Eine schöne Schulzeit“
Überraschung für Klara Wartmann zum 90. Geburtstag. Die einstige Lehrerin erhielt Glückwünsche von ehemaligen Schülern.
Jerchel l „Ja, was ist denn das hier? Ein Klassentreffen?“ Klara Wartmann aus Jerchel war die Freude deutlich anzusehen. Lachend begrüßte sie sechs ihrer ehemaligen Schüler. Und die kamen nicht ohne Grund, denn ihre einstige Klassenlehrerin, ihre „Lieblingslehrerin“, feierte am Montag ihren 90. Geburtstag. Und dazu wollten die heute gestandenen Frauen und Männer natürlich gratulieren. Der Überraschungsbesuch jedenfalls war gelungen. „Ich sehe sie heute noch in ihren Schulbänken sitzen“, erzählt die zierliche, kleine Frau, die mit ihren 90 Lebensjahren noch sehr agil, rüstig und geistig auf der Höhe ist – freundlich, fröhlich und lebensbejahend.
Und so hatten ihre ehemaligen Schüler sie auch in ihrer Schulzeit erlebt, die am 1. September 1961 in der damals neu eröffneten Schule in Jerchel begonnen hatte. „Wir waren die erste Klasse in Jerchel“, erzählte Peter Hoppe aus Gardelegen, der den Überraschungsbesuch organisiert hatte. Mit dabei waren zudem Irmtraud Berlin und Bärbel Goecke aus Solpke, Egon Berck aus Potzehne, Bernd Giggel und Wera Klement aus Jerchel. Und alle schwärmten von ihrer Schulzeit mit Klara Wartmann. In der Klasse waren 21 Schüler. Die meisten von ihnen sind in der Region geblieben. Alle fünf Jahre findet ein Klassentreffen statt. Das nächste Wiedersehensfest wird 2016 gefeiert.
„Wir hatten eine sehr schöne Schulzeit“, erinnert sich Peter Hoppe. Ferienlageraufenthalte mit Frau Wartmann oder die Lehrerbesuche zu Hause. Die allerdings seien nicht immer so gut für die Schüler gewesen, erzählt Hoppe augenzwinkernd. Unterrichtet habe Klara Wartmann Mathe, Deutsch und Zeichnen. „Vieles von dem, was wir heute können, haben wir von Frau Wartmann gelernt“, sagt Irmtraud Berlin. „Wenn man Buchhalter wird, so wie Irmtraud, muss man einen guten Lehrer in Mathe gehabt haben“, ergänzt Peter Hoppe. Und wenig später, bei der Gratulation, begrüßt Klara Wartmann ihre ehemalige Schülerin Irmtraud Berlin auch als ihr einstiges Matheass.
Für Wera Klement war Klara Wartmann auch in beruflicher Hinsicht impulsgebend. „Ich wollte wegen Frau Wartmann schon als Kind Lehrerin werden“, gesteht Wera Klement und lacht. Und Lehrerin, das ist sie auch geworden. Der Lehrerberuf war auch für Klara Wartmann ein Wunschberuf, nicht zuletzt familiär bedingt. Ihre Großeltern und auch ihre Mutter seien Lehrer gewesen.
Klara Wartmann wurde am 27. Juli 1925 in Nordböhmen geboren. Vertrieben aus der einstigen Heimat kam die Familie im Juni 1945 in Bad Schandau an. „Dort waren wir ein halbes Jahr bei einem Bauern“, erzählt Klara Wartmann. Später ging die Familie nach Klötze. Zu dieser Zeit fand in Gardelegen ein Neulehrerkurs statt. Und daran nahm auch Klara Wartmann teil. Acht Jahre unterrichtete sie in Klötze. Dort feierte sie auch 1954 ihre Hochzeit mit Ehemann Fritz. Den sie übrigens bei der Arbeit kennengelernt hat – als Lehrer. „In Klötze gab es allerdings keine Wohnungen. Wir sind dann nach Miesterhorst gezogen“, erzählt Klara Wartmann. Dort kam 1955 auch Sohn Rolf zur Welt. Die Familie wechselte nach Mieste. Dort war gerade eine neue Schule eröffnet worden. 1958 wurde mit Norbert der zweite Sohn der Familie geboren.
1961 folgte erneut ein Umzug, und zwar nach Jerchel. Ehemann Fritz hatte die berufliche Aufgabe, in Jerchel eine Schule aufzubauen. Und die wurde dann am 1. September 1961 feierlich mit der ersten Einschulung eröffnet – mit just den Schülern, die Klara Wartmann am Montag zum 90. Geburtstag gratulierten. Das Rektorat über die Jercheler Schule übernahm Fritz Wartmann. Mit Schließung der Jercheler Schule unterrichtete Klara Wartmann dann in der Solpker Schule. Privat blieb sie in Jerchel. 1986 konnte Klara Wartmann ein Häuschen kaufen. Dort lebt sie noch immer, gemeinsam mit Sohn Norbert und seiner Familie.
Lesen und Malen sind die Hobbys von Klara Wartmann. Heute seien es vor allem Krimis, am liebsten die von Donna Leon mit Commissario Brunetti. Zu ihren Lieblingsautoren gehört Thomas Mann. Lange Zeit hat die pensionierte Lehrerin Schülern noch Nachhilfeunterricht gegeben. Außerdem war sie 25 Jahre Vorsitzende der Jercheler Volkssolidaritätsortsgruppe. Die hatte sich auch am Montagnachmittag zum Gratulieren angesagt. Was wünscht man sich selbst zum 90. Geburtstag? Da braucht Klara Wartmann nicht lange zu überlegen: „Ich möchte nur gesund bleiben.“ Und genau das wünschten ihr vermutlich am Montag auch alle Gratulanten: Gesundheit, Glück und noch viele schöne Jahre im Kreise ihrer Familie.