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Ernte 7637 Tonnen Kartoffeln eingelagert

Die Kartoffelernte für dieses Jahr ist beendet. Im Kartoffel-Center Jävenitz lagern in diesem Jahr 7637 Tonnen der Erdäpfel ein.

Von Elke Weisbach 17.11.2020, 04:11

Jävenitz l Sie heißen unter anderem Linda, Annabelle, Belana und Lilly, sind fest-, vorwiegend fest- oder mehligkochend – im Kartoffel-Center Jävenitz lagern in diesem Jahr 13 Sorten Speisekartoffeln sowie 31 Sorten Pflanzkartoffeln in verschiedenen Anbaustufen. Die Produzenten haben keine schlechten Erträge eingefahren. Der Regen ist für die Hackfrucht nach den zwei sehr trockenen Jahren 2018 und 2019 in diesem Jahr optimal gefallen, schätzt Friedhelm Matthies aus Jävenitz ein, der zwar selbst kein Kartoffelproduzent ist, aber seit vielen Jahren eng mit den Kartoffelanbaubetrieben zusammenarbeitet. Er bietet nämlich seit 27 Jahren in seinem Kartoffel-Center die Lagerung, Aufbereitung und Vermarktung der Erdäpfel für die Produzenten an.

Neun Betriebe, die nicht nur aus der Altmark, sondern auch aus der Börde und aus Niedersachsen kommen, nutzen dieses Service-Angebot. Insgesamt wurden in diesem Jahr 7637 Tonnen Kartoffeln in den Jävenitzer Hallen eingelagert. „Wir sind voll ausgelastet“, erklärt Matthies im Volksstimme-Gespräch.

Neben 13 Sorten Speisekartoffeln für den Handel und den Verkauf lagern 31 Sorten Pflanzkartoffeln in verschiedenen Anbaustufen im Heidedorf, auf deren Einlagerung sich das Kartoffel-Center in den vergangenen Jahren spezialisiert hat. Denn es dauert laut Matthies elf Jahre, bis eine neue Kartoffelsorte einen Namen hat und zum letztendlichen Anbau als Konsumkartoffel vermehrt wurde. Und zumeist haben die Züchter und Vermehrer am Ende nicht den Platz, um die großen Mengen an Pflanzkartoffeln über den Winter zu lagern.

Das übernimmt das Kartoffel-Center, dessen Mitarbeiter im Herbst die angelieferten Pflanzkartoffeln nach Größe sortenrein vorsortieren. Natürlich werden auch die angeschlagenen und faulen Kartoffeln aussortiert, und zwar per Hand. Dafür gibt es zwei große Sortierstrecken, die besetzt werden müssen. Aus diesem Grund werden laut Matthies die sieben Vollzeitbeschäftigten für drei Monate im Herbst und noch einmal im Frühjahr, von vier Saisonarbeitern aus Rumänien unterstützt, die schon seit Jahren dafür in die Altmark kommen.

Nach dem Sortieren kommen die Pflanzkartoffeln in die großen Lagerhallen, in denen konstant vier Grad Celsius herrschen. Denn das sei, so erläutert Friedhelm Matthies, die Temperatur, bei der Pflanzkartoffeln zur Ruhe kommen. Ab sechs Grad Celsius beginnen sie zu keimen, was natürlich erst im Frühjahr geschehen soll. Vor der eigentlichen Pflanzzeit werden die Kartoffeln ab Mitte Februar noch einmal nach den Wünschen der Produzenten und Käufer fraktioniert, sprich nach Größen sortiert, und verladen. Bis spätestens Mai sind die Lager dann wieder weitestgehend leer.

Das gilt auch für die Getreidehalle auf dem Betriebshof, in der in diesem Jahr seit dem Sommer 4700 Tonnen Getreide in Kooperation mit Baro-Lagerhaus Bülstringen umgeschlagen werden. Derzeit sind davon noch 2500 Tonnen Getreide im Lager in Jävenitz.

Neben der Lagerung von Pflanz- und Speisekartoffeln bietet das Kartoffel-Center auch die Aufbereitung von Speisekartoffeln für den Handel an. Das heißt, die Erdäpfel werden gewaschen und für den Verkauf, zum Beispiel seit elf Jahren in 18 regionalen Edeka-Märkten, in unterschiedlichen Größen von 2,5 bis 25 Kilogramm verpackt. Diese Größen sind auch im eigenen Hofladen erhältlich. Für diesen Service hat Friedhelm Matthies in diesem Jahr in eine neue Packanlage und Wäsche rund 120 000 Euro investiert.

Die Corona-Pandemie habe der Jävenitzer Betrieb bisher gut gemeistert, denn der Kartoffelanbau habe ganz normal stattgefunden. Dennoch sind die Auswirkungen laut Matthies spürbar. Durch den Lockdown der Gaststätten und Hotelbetriebe ist der Bedarf an Kartoffelverarbeitungsprodukten, wie zum Beispiel Pommes Frites, Klöße, Röstis und Chips, gesunken. Auch Schälbetriebe verzeichnen schwere Einbrüche. Viele Kartoffeln, die für die Industrie bestimmt sind, lagern noch, wurden noch nicht verkauft.

„Doch Landwirtschaft ist immer ein Risiko“, so Friedhelm Matthies. Ist die Ernte gut, seien die Preise schlecht. Gibt es eine schlechte Ernte, sei die Ware knapp, seien die Preise hoch.