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Jugendweihe Fest für 139 Lieblingsmenschen

Die Gardeleger Jugendweihe war in diesem Jahr eine Reise durch die moderne Rock- und Popmusik - im Programm und auch in der Festrede.

Von Gesine Biermann 23.04.2018, 03:00

Gardelegen l „We are the champions“ – Wir sind die Champions. Mit dem berühmten Stück von Queen zogen sie in den Festsaal ein. 139 Champions – zumindest an diesem Tag. Denn sie standen am Sonnabend auf jeden Fall im Mittelpunkt – nämlich dem ihrer Familien und natürlich auch während der drei Feierstunden im Gardeleger Schützenhaus, wo die Achtklässler aus fünf Schulen am Sonnabend symbolisch im Kreis der Erwachsenen begrüßt wurden. Und musikalisch passend ging es dort dann auch weiter. Mit „Feuerwerk“, dem Ohrwurm von Wincent Weiss, begrüßte nämlich die Band Tick2Loud die jungen Hauptpersonen, die da „Seite an Seite“ standen, wie im gleichnamigen Lied von Christina Stürmer, das auch prompt folgte. Musik sagt eben mehr als tausend Worte.

Die hatte Festredner Andreas Höppner natürlich auch mindestens in seiner Rede aufgeschrieben. Aber auch er ließ sich in diesem Jahr einfach mal von jener Musik inspirieren, die die jungen Leute gern hören. Und so zogen sich einige der bekanntesten Songs der letzten Jahre durch seine Ansprache. Beim Thema Pubertät ließ Höppner einfach mal Die Ärzte ausdrücken, wie Eltern so denken, nämlich: „Junge, wie du wieder aussiehst, und immer dieser Lärm ...“. Und den Müttern und Vätern im Saal versicherte er glaubhaft, dass mit „Lieblingsmensch“ – ein Song von Namika – „garantiert nicht Sie gemeint sind, wenn Sie das aus dem Mund Ihrer Kinder hören“, sondern garantiert die erste Liebe, die schließlich auch zum Erwachsenwerden dazu gehöre. Wenn die allerdings schief gehe oder auch etwas anderes im Leben, dann sei eine Umarmung von Mama und Sarah Connors Titelzeile „...weißt du nicht, wie schön du bist?“, immer noch der beste Trost, erinnerte Höppner schmunzelnd.

Den Eltern legte er deshalb ans Herz, das Erwachsenwerden ihrer Kinder mit Toleranz und Liebe zu begleiten, ruhig Verständnis zu haben, wenn „das Spazierengehen am Sonntag plötzlich blöd und total out“ sei. Es sei normal, wenn Vater oder Mutter das Gefühl hätten, dass sie den chronischen Geldmangel ihrer Kinder nur mit einem besser bezahlten Job überleben – frei nach dem Gunter-Gabriel-Song „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“, versicherte Höppner. Und auch der Verbrauch von zwei Dosen Deo und Haarspray am Tag sei in dem Alter durchaus üblich... und so mancher Lacher aus dem Publikum zeigte, dass Höppner mit seinen Worten zumeist ins Schwarze getroffen hatte.

Aber er schlug auch ernste Töne an. Lernen zum Beispiel, sei immens wichtig, erinnerte er die Jugendlichen, auch wenn es manchmal anstrengend sei und die ständigen Ermahnungen von Lehrern und Eltern nerven würden. Dafür gebe es beim Lernen schöne Nebeneffekte: Schließlich könne man ein Smartphone ja nur bedienen, wenn man lesen und schreiben gelernt hat – „und WhatsApps dann in einer Geschwindigkeit schreiben, um die ich euch wirklich beneide.“

Er riet den Jungs und Mädchen zudem, sich nicht zu sehr von den Verlockungen des Lebens mitreißen zu lassen und sich ruhig auch mal eigene Entscheidungen und Verantwortung zuzutrauen. „Es gibt kein Patentrezept für ein erfolgreiches Leben“, gab Höppner zu, „versucht also einfach, mehr richtig als falsch zu machen!“ Zwei Jugendweihlinge in jedem Durchgang nahmen das mit der Verantwortung dann auch ernst. Sie dankten ihren Eltern, Großeltern und Lehrern mit einer kleinen Rede und ihrem Festredner mit einem Blumenstrauß.

Und dann ging‘s hinaus, zum ersten Mal als offiziell Erwachsene ließen sich die Jugendlichen von ihren Eltern und Großeltern drücken, umarmen, beglückwünschen, und ja, auch küssen. Denn – erste Liebe hin oder her – für ihre Familien werden sie immer die Lieblingsmenschen bleiben. Und auch Höppners letzter Wunsch ging für viele sicher am Sonnabend schon mal ein Stück weit in Erfüllung: Frei nach dem Song von Glasperlenspiel: „Ich wünsch dir noch `n geiles Leben – mit knallharten Champagnerfeten ...“