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Förderverein Miester KZ-Gedenkstätte im Fokus

Sechs Gräberfelder der auf den Todesmärschen umgekommenen KZ-Häftlinge auf Friedhöfen der Einheitsgemeinde Gardelegen sind saniert.

Von Elke Weisbach 11.01.2021, 07:00

Gardelegen l Insgesamt gibt es in 18 Ortsteilen der Einheitsgemeinde Gardelegen Ehrenfriedhöfe für die Opfer der Todesmärsche im April 1945, die von den Bahnhöfen in Mieste und Letzlingen ausgingen und für mehr als 1000 KZ-Häftlinge mit einem grausamen Tod in der Gardelegener Feldscheune Isenschnibbe endeten. Aber auch auf den Märschen selbst kamen die geschwächten Männer ums Leben oder wurden ermordet. Sie fanden dann zumeist auf den Friedhöfen der Dörfer ihre letzte Ruhestätte.

Viele von diesen Ehrenfriedhöfen sind in die Jahre gekommen. Und der Gardelegener Förderverein Gedenkstätte Isenschnibbe, in dem 16 Mitglieder und zwei Ehrenmitglieder organisiert sind, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, diese mit Unterstützung durch die Stadt zu sanieren. In Berge, Estedt, Jävenitz, Breitenfeld, Wernitz und Solpke sind diese Vorhaben bereits umgesetzt worden – jeweils mit einer 100-prozentigen Förderung vom Land Sachsen-Anhalt. Doch im vergangenen Jahr konnte die Sanierung auf dem Miester Friedhof nicht wie geplant verwirklicht werden, bedauerte Vereinsvorsitzender Konrad Fuchs im Gespräch mit der Volksstimme. Er habe aber große Hoffnung, dass das Vorhaben in diesem neuen Jahr realisiert werde.

Denn die Umsetzung scheiterte nicht am Geld – die beantragten Fördermittel in Höhe von 57 300 Euro wurden vom Land genehmigt –, sondern an einem Veto der Denkmalschutzbehörde gegen die geplante Gestaltung. Es soll nämlich wieder der Urzustand hergestellt werden, erläuterte Fuchs. Das heißt, dass wieder ein großes und in sich geschlossenes Gräberfeld entstehen soll. Der derzeitige Mittelweg und der Weg an der Mauer, die beide im Zuge einer Umgestaltung zu DDR-Zeiten angelegt worden waren, sollen verschwinden. Damit können dann neu auch 86 Granitsteine aufgestellt werden, die wieder an alle dort bestatteten Opfer erinnern. Die Fläche sollte mit Kieselsteinen aufgefüllt werden, so wie es auch schon in Breitenfeld umgesetzt wurde. Aber genau die waren dem Denkmalschutz nicht genehm. Die Fläche soll begrünt werden, lautete die Auflage.

Der Ortschaftsrat Mieste wie auch der Gedenkstättenförderverein halten aber an den ursprünglichen Plänen fest. Deshalb ging die Stadt Gardelegen bereits Mitte des vorigen Jahres gegen die Auflage in Widerspruch. Eine Entscheidung seitens des Landesverwaltungsamtes stehe aber noch aus, sagte Isolde Niebuhr, Fachbereichsleiterin für Sicherheit und Ordnung, auf Nachfrage.

Konnte die Miester Maßnahme im vergangenen Jahr nicht verwirklicht werden, so gab es aber doch einiges, was umgesetzt wurde. Für den Breitenfelder Ehrenfriedhof, auf dem 20 ermordete KZ-Häftlinge und drei erschossene Soldaten ihre letzte Ruhe fanden und der 2017 saniert wurde, ließ der Förderverein in Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand eine Tafel anfertigen, die die Geschehnisse schildert.

Zudem übernahm ein Ehepaar aus Rogäsen die Pflege für den letzten Todesmarsch-Gedenkstein an der B 71, der noch keinen Paten hatte. Damit sind nun, so Fuchs, 45 der insgesamt 68 Steine zur Pflege an Privatpersonen, Parteien und Institutionen vergeben. Die anderen Steine befänden sich meist nicht direkt an den Straßen. Den Gedenksteinpaten wird in jedem Jahr mit einer Dankeschön-Veranstaltung Anerkennung für ihr Engagement gezollt, was im vergangenen Jahr, wie Fuchs bedauerte, nicht möglich war. Stattdessen erhielten alle einen Brief.

Auch die vom Gedenkstättenförderverein angeregte Sanierung es VdN-Denkmals in Gardelegen wurde 2020 umgesetzt. „Wir sind dankbar, dass es so schnell und gut geklappt hat“, machte Fuchs deutlich.

Seine ganz persönlichen Höhepunkte 2020 waren zum einen das Treffen und die Gesprächsrunde mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung des neuen Dokumentationszentrums auf der Gedenkstätte Isenschnibbe. Zum anderen haben ihn die überaus interessierten Schüler und Lehrer des Kyffhäuser Gymnasiums in Bad Frankenhausen beeindruckt. Dieses besuchte er im September auf Einladung der Zwölftklässlerin Lea-Christin Kopf gemeinsam mit Paul Schmidt, um über die Geschehnisse vom 13. April 1945 in Gardelegen zu berichten. Denn auch das ist das Anliegen des Fördervereines, die Erinnerung daran, was in den letzten Kriegstagen von Menschen mit Menschen gemacht wurde und in seiner Grausamkeit nicht zu überbieten ist, wachzuhalten – als Mahnung.