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Friedhof Letzte Ruhestätte unter Bäumen

Auf dem städtischen Friedhof in Gardelegen sollen künftig auch Baumbestattungen möglich sein.

Von Cornelia Ahlfeld 18.01.2021, 18:00

Gardelegen l Eine letzte Ruhestätte unter schattenspendenden, alten Bäumen, die sich leicht im Wind wiegen – eine interessante Vorstellung. Das soll in Gardelegen nicht nur bei einer Vorstellung bleiben, sondern in die Tat umgesetzt werden. Baumbestattungen: So nennt sich diese Form, allerdings nicht zu verwechseln mit einem Friedwald, betont Isolde Niebuhr, in der Stadtverwaltung Leiterin des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung. In ihr Ressort fallen auch die 27 städtischen Friedhöfe. Ein Friedwald würde von Firmen betrieben und sei auch eine geschützte Bezeichnung. Auf dem Gardelegener Friedhof könne es von daher nur eine Baumbestattung sein. Dazu soll eine Fläche im hinteren Bereich des Friedhofes nahe der Gärten zur August-Bebel-Straße ausgewiesen werden. Dort könne man sich dann einen Baum aussuchen. Möglich seien aber ausschließlich Urnenbegräbnisse.

„Wir können das aber jetzt nicht sofort anbieten“, betonte Niebuhr. Denn für die neue Bestattungsform müsse die Friedhofssatzung geändert werden. Außerdem seien dafür auch erst noch die Gebühren zu kalkulieren. Die Gebührenkalkulation gelte jeweils für einen Zeitraum von drei Jahren. Und der ende in diesem Jahr, so dass die Neu-Kalkulation wieder auf der Agenda stehe. In diesem Rahmen sollen die Gebühren für das neue Bestattungsangebot gleich mit ermittelt werden. Ziel sei es, dass mit Beginn des Jahres 2022 diese besondere Form möglich sein werde.

Die Idee zu diesem Angebot stammt aus den Vorstellungsrunden des Friedhofsentwicklungskonzeptes, das 2019 erstellt wurde, um die Anlage nach den zahlreichen Dürreschäden im Grünbereich neu zu gestalten mit trockenheitsresistenten Gewächsen. Vor allem die markanten Thuja-Hecken um Gräber und an den Wegen, ein Alleinstellungsmerkmal für den städtischen Friedhof, haben in den vergangenen Jahren arg gelitten. Dazu kommen Dürreschäden und Schädlingsbefall an Bäumen. Ein Teil der Bäume musste bereits gefällt werden.

Trockene, staubige Sandflächen an der Kapelle, auf Wegen und an den Ehrengrabstätten sind weitere Probleme, Rasenflächen, die eigentlich keine mehr sind, Nässeschäden an der Friedhofskapelle sowie die unschönen Mülltonnenplätze und Wasserentnahmestellen gehören ebenfalls zu den Schwerpunkten im Konzept. Diese Missstände sollen nun in den nächsten Jahren beseitigt werden, wobei der Charakter der Anlage mit den Hecken unbedingt erhalten werden soll und muss. Für Heckenneupflanzungen wird vor allem die Hainbuche, ein einheimisches Laubgehölz, verwendet. Dazu kommen breite, blühende Hecken, etwa Holunder, Weißdorn, Feldahorn und Wildrosen als Unterpflanzung. Sanierungsarbeiten sind unter anderem auch im Bereich des Wegenetzes erforderlich.

Im vorigen Jahr wurde mit ersten Umsetzungsmaßnahmen begonnen. In einem Gräberfeld wurde trockene Hecken entfernt. 29 Gräber befinden sich dort. Die Angehörigen wurden angeschrieben, ob sie eine neue Hecke um ihre Gräber wünschen. 19 wollten eine Hecke. 10 haben darauf verzichtet.

Die Neuanpflanzungen mit Hainbuchen sollen nun Ende Februar, Anfang März beginnen. Außerdem stehen in diesem Jahr die Hecken und Bäume an Hauptwegen und Sichtachsen auf dem Programm. Wenn alles klappt, soll auch die Erneuerung der Friedhofsmauer-Abdeckung in Angriff genommen werden. Dazu gebe es allerdings noch keine Einigung mit dem Denkmalschutz, denn der Gardelegener Friedhof sei als Gartendenkmal ausgewiesen.

„Die Umsetzung des Konzeptes wird noch Jahre dauern“, sagt Niebuhr, denn die Stadt habe insgesamt 27 Friedhöfe. Und die Friedhöfe in den Dörfern müssten schließlich auch weiterentwickelt werden. Dazu gehören beispielsweise Flächen für teilanonyme und anonyme Bestattungsformen. Im vorigen Jahr wurden sechs Anlagen neu errichtet: in Hottendorf, Zichtau, Solpke, Tarnefitz, Sichau, Wannefeld und Zichtau. In diesem Jahr sollen auf dem Jercheler und dem Roxförder Friedhof teilanonyme Flächen ausgewiesen werden. In Jerchel gibt es bereits eine anonyme Begräbnisstätte. Beide Formen sollen in diesem Jahr zudem auf den Friedhöfen in Peckfitz und Köckte angelegt werden.