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Gartentraum Gartenzauber im beschaulichen Ipse

Fünf offene Gärten auf engem Raum - das lockte am Sonntagnachmittag weit mehr als 800 Besucher in das idyllische Örtchen Ipse.

21.06.2017, 01:00

Ipse l Die Besucher waren beeindruckt – von der Schönheit der Gärten und vom Ort insgesamt. „Wir mussten erstmal das Navi anstellen. Wir wussten gar nicht, wo Ipse liegt“, räumten Irene und Horst Mühlbauer aus Stendal ein. Beide sind große Gartenfreunde und unternehmen jedes Jahr Gartentouren. In diesem Jahr war es nun Ipse. Das Ehepaar war begeistert von den Gärten und vom Ort selbst. Dort fand am Sonntagnachmittag erstmals die Aktion offene Gärten statt.

Fünf Gartenfreunde öffneten ihre privaten, grünen, farbenfrohen Refugien für Besucher. Und das Interesse, auf relativ engem Raum gleich fünf Gärten besichtigen zu können, war sehr groß. Weit mehr als 800 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich umzuschauen und vor allem mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen.

An dieser Aktion beteiligten sich unter der Regie des Vereines Ipse excitare die Familien Ziegelski, Schulze, Stimbra, Groll und Mottschall.

3500 Quadratmeter groß ist das Grundstück von Regina und Jürgen Ziegelski mit einem großen Wohnhaus, einem schmucken Hof und einem riesigen, weitläufigen Garten. Mittelpunkt ist ein großer Seerosenteich mit Brücke. Mehrere Blumenrabatten sind angelegt. Es gibt viele lauschige Plätzchen zum Sitzen und Ausruhen, ein Gartenhäuschen und einen großen Pool. Und überall findet sich Gartenkunst, angefangen vom originellen Wasserhahn im Stein bis hin zu Skulpturen. Zehn bis 15 Jahre habe die Umgestaltung des Gartens gedauert, erzählte Regina Ziegelski, die leidenschaftliche Hobbygärtnerin ist. Alles, was blüht, findet sich in ihrem Garten, aber nur Pflanzen, „die hierher gehören“, betonte Ziegelski, die seit zwei Jahren Mitglied der Gartenakademie Sachsen-Anhalt ist.

Die Gartenakademie war beim Tag der offenen Ipser Gärten ebenfalls vertreten – mit einer Ausstellung und einem Info-Stand.

Die Faszination Garten findet sich auch beim Storchenausguck von Familie Karin Schulze mit Blick vom Wintergarten auf ein großes Storchennest. Auf 800 Quadratmetern Land mit gepflegten Rasenflächen ist auch dort ein großer Teich Mittelpunkt des Refugiums, ringsum bepflanzt mit farbiger Blütenpracht. „Rosen und Hortensien, das sind meine Blumen“, schwärmte Karin Schulze. Auch in diesem Garten findet sich viel Gartenkunst, ebenso Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen und Verweilen, darunter ein auffälliges Metallsofa mit dicken Kissen aus Urgroßmutters Zeiten. Das Gartenmobiliar haben die Töchter von Karin Schulze, Kristin und Kathrin Schulze, als Metallbauexpertinnen selbst angefertigt.

Im hinteren Bereich des Gartens befinden sich etliche Spielgeräte, denn das Haus Schulze ist ein Mehrgenerationenhaus. „Der Garten ist der Mittelpunkt für unsere Familie. Für mich ist der Garten Erholung und Erfüllung“, sagte Schulze. Und natürlich sind am Sonntag im Storchenausguck auch Störche zu sehen – ein Elternpaar mit zwei Jungen.

Man tritt aus der Haustür und kann sich quasi die Trauben in den Mund fallen lassen. Das gibt es auf dem kleinen Inselgrundstück von Tilo Mottschall, Vorsitzender des Vereines Ipse excitare. In Griffnähe ranken die Weinreben, einen Schritt weiter gibt es unzählige Walderdbeeren. Und auch dort gibt es einen Teich, einen Miniteich mit einer Skulptur. Das Grundstück ist 500 Quadratmeter groß. Auf 400 Quadratmetern wurde der Garten angelegt. Auf engem Raum wächst dort so ziemlich alles, was grünt und blüht, darunter viele Rosen, auch Kakteen und Sukkulenten, denn Mottschall ist ein Kakteenfreund. Blitzsauber ist der Nutzgarten mit Obst und Gemüse – alles bio.

Beeindruckend ist auch das Anwesen von Detlef und Eleonore Stimbra. Auch dort leben mehrere Generationen unter einem Dach. Der einst große Mistring auf dem Hof ist heute eine Grünfläche mit Spielgeräten. 4000 Quadratmeter Gartenfläche – viel Arbeit, aber eben auch wunderschön am Rande des Ortes gelegen mit einem weiten Blick über die Felder in Richtung Ziepel. „Der Garten ist unser Leben, unser Hobby“, erzählte Detlef Stimbra. Die Leidenschaft Garten ist deutlich zu sehen. Im Mittelpunkt wieder ein riesiger Teich mit viel maritimer Kunst ringsum. Kein Wunder, ist Detlef Stimbra doch 20 Jahre zur See gefahren. Der Teich mit vielen Fischen regeneriert sich selbst, wird aus einer Quelle im Garten gespeist. Viele Blumenrondells und Sitzmöglichkeiten laden auch dort zum Verweilen ein. Trotz großer Wohlfühloase gibt es aber immer noch einen Nutzgarten und Flächen für Tierhaltung, wie Hühner und Schafe.

Plastisch geht es bei Helma und Thomas Groll zu, die seit 1988 die Blauesche Villa ihr Eigen nennen. Im Garten dahinter weideten damals Schafe, erinnerte sich Thomas Groll.

Heute ist er ein kleines Paradies, nicht nur, weil überall schattenspendende Bäume wie eine Rieseneiche gleich hinterm Haus wachsen, die das Künstlerehepaar selbst pflanzte, sondern vor allem wegen der meist hölzernen Skulpturen, die sie selbst oder befreundete Künstler geschaffen haben. Hier regieren wilde Drachen neben friedlichen Gauklern – perfekt in Szene gesetzt im romantischem Gartenambiente, über das viele Besucher staunten.

Auf dem Platz an der Kirche herrschte reges Treiben. Ein reich gedecktes Kuchenbüfett war aufgebaut. Über einem offenen Feuer wurde Schwein am Spieß gebraten. Dazu gab es frisches Brot mit Schmalz und Kräuterquark – alles selbstgemacht. Sogar das erfrischende Trinkwasser zum Selberzapfen war mit eigenen Kräuterkreationen aus den Ipser Gärten verfeinert worden. In der Kirche konnte eine Bilderausstellung besichtigt werden mit Arbeiten von Karsten Berlin aus Schwiesau. Wer wollte, konnte ihm auch beim Malen zusehen, denn Berlin hatte vor der Kirche seine Staffelei aufgebaut. Das Engagement des Ipser Vereines wurde am Sonntag vom Gardeleger Rotaryclub mit einer Spende von 400 Euro für den Kauf eines Sonnensegels gewürdigt.

Über die enorme Besucherresonanz zeigten sich die Organisatoren dann doch etwas überrascht, aber vor allem auch erfreut. Mit so vielen Gästen habe man jedenfalls nicht gerechnet. „Ich denke, das wir nach dem heutigen Stand und einer kurzen Entspannungs- und Erholungsphase im nächsten Jahr wieder bereit sind“, sagte Vereinsvorsitzender Tilo Mottschall im Nachgang der Premiere der offenen Ipser Gärten (Fotos auf Seite 20 und 21).