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Bürgerpreis im Altmarkkreis Salzwedel verliehen Große Bühne für stille Helden

Der Bürgerpreis des Altmarkkreises Salzwedel wurde am Sonnabend in Lindstedt verliehen. 14 engagierte Menschen wurden für ihre ehrenamtliche Arbeit geehrt.

Von Gesine Biermann 14.09.2025, 12:45
Die Nominierten und  Schirmherren des Bürgerpreises. In festlichem Rahmen wurde am Sonnabend der Ehrenamts-Pokal  verliehen.
Die Nominierten und Schirmherren des Bürgerpreises. In festlichem Rahmen wurde am Sonnabend der Ehrenamts-Pokal verliehen. Fotos: G. Biermann

Lindstedt. - Es war eine Premiere – und zwar eine sehr gelungene: Erstmals wurde der Bürgerpreispokal für das Ehrenamt in Lindstedt übergeben. Der historische Gutshof im Gardelegener Ortsteil war zugleich Austragungsort des Neuland Festivals.

In die Feierlichkeiten fügte sich die Auszeichnungsveranstaltung des Altmarkkreises, der Volksstimme und der Sparkasse Altmark West wunderbar ein.

Wie könnte es auch anders sein – schließlich geht es auch beim Neuland Festival ums Mitmachen, Mitgestalten und darum, sich einzubringen.

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All das ist auch für die Bürgerpreiskandidaten selbstverständlich. Sie alle verschenken ihre Zeit an die Gesellschaft, machen die Welt mit ihrem Engagement ein Stückchen bunter, spannender und besser.

Nominiert worden waren in diesem Jahr 14 Ehrenamtliche in drei Kategorien.

Bürgerpreispokal in der Kategorie Alltagshelden

Wie immer waren die Alltagshelden dabei. Vorgeschlagen waren Hans-Christian Biank aus Rohrberg, Maik Grimm aus Arendsee, Christel Rosenbaum und Doris Tepelmann aus Beetzendorf sowie Andrea Jürges aus Kusey.

Ihr durfte Schirmherr und Volksstimme-Chefredakteur Marc Rath am Ende den Bürgerpreispokal in der Kategorie Alltagshelden überreichen. Die Laudatio hielt Redakteurin Cornelia Ahlfeld.

Auszeichnung für Kulturmensch

Erstmals war 2025 die Sonderkategorie Kulturmenschen ausgerufen worden – für besonderes Engagement im künstlerisch-kulturellen Bereich.

Unter der Schirmherrschaft der Sparkasse Altmark West wurden Daniel Graf aus Kalbe, Ingrid Lemme aus Tylsen, Alexander Prinz aus Jeetze, Anja Rohrdiek aus Lindstedt und Tilo Motschall aus Ipse nominiert.

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Die Bürger des Altmarkkreises hatten am Ende Daniel Graf aus Kalbe mit den meisten Stimmen in dieser Kategorie zum Sieger gekürt. Redakteurin Conny Kaiser stellte den Leiter des Kalbenser Kirchenchores in ihrer Laudatio noch einmal im besonderen vor.

Ein Leben voller Engagement für andere

In der wohl gewichtigsten Kategorie, dem Lebenswerk, waren mit Konrad Fuchs und Peter Timme aus Gardelegen sowie Hartmut Bock aus Jübar schließlich drei Herren nominiert.

Der Bürgerpeispokal ging am Sonnabend dann an Hartmut Bock. Volksstimme-Redakteurin Anke Pelczarski fand in ihrer Laudatio berührende Worte.

Die beiden Mitnominierten waren die ersten, die dem Autor, Hobbyhistoriker und -archäologen gratulierten. Den Pokal erhielt Hartmut Bock aus den Händen von Landrat Steve Kanitz.

Dank und Anerkennung galt am Sonnabend allen Nominierten. Und die Zahl der Gewinner ist noch viel größer: Es sind die Menschen in der Altmark, die von ihrem Engagement profitieren.

Alle singen nach seinem TaktDr. Daniel Graf gewinnt in der Sonderkategorie Kulturmenschen. Von Cornelia Kaiser

Bürgerpreis 2025 Dr. Daniel Graf
Bürgerpreis 2025 Dr. Daniel Graf
Gesine Biermann

Es gibt Menschen, die eine Grundfreundlichkeit – und dennoch ein gewisses Maß an Bestimmtheit in sich tragen. So etwas nennt sich wohl natürliche Autorität. Und genau über die verfügt unser Kultur-Mensch 2025.

Muss er auch. Und zwar nicht nur aufgrund seines Berufes. Der Mann ist Chef eines mehrköpfigen Teams.

Er führt aber auch in seinem Ehrenamt eine Gruppe von Menschen, die alle auf sein Kommando hören. Jedenfalls meistens, wie er augenzwinkernd anmerkt. Anders geht es auch gar nicht. Denn einer muss ja das Sagen haben – ähm, das Singen.

Dabei hat er gar nicht so viel davon. Also von der Freizeit. In seinem Hauptberuf ist er nämlich Arzt. Und wenn er nicht gerade in seiner allgemeinmedizinischen Praxis tätig ist, dann fährt er als leitender Notarzt auch Rettungseinsätze.

Leiter des Kalbenser Kirchenchor

Zu Hause freuen sich derweil die Ehefrau und die drei Töchter, wenn sie den Vater auch mal bei sich haben.

Klingt, als könnte er gleich mehrere Leben füllen und wäre schon ein älterer Herr. Ist er aber gar nicht. Gerade hat er seinen 42. Geburtstag gefeiert.

Doch schon als Grundschüler, dem in der Musikschule gerade das Klavierspiel näher gebracht worden war, hat er dort mitgewirkt, wo er heute den Ton angibt: Im Kalbenser Kirchenchor.

Als der nach mehreren Wechseln wieder einen neuen Leiter suchte, war es für ihn selbstverständlich, dass er nach seiner Facharztausbildung und seiner Rückkehr in seine kleine Heimatstadt diesen ehrenamtlichen Posten übernimmt.

Das ist zehn Jahre her. Mittlerweile hat er diesem Amt seinen eigenen Stempel aufgedrückt, hat mit seinen Leuten ein umfangreiches, mehrstimmiges Repertoire erarbeitet, das sich mehr als hören lassen kann.

Der Kirchenchor ist eine große Bereicherung für das kulturelle Leben in der Region. Und weil die ihm so am Herzen liegt, genau wie die christliche Gemeinschaft dort gibt, kandidiert er nun auch für einen Sitz im Gemeindekirchenrat.

Leute wie ihn braucht die Gesellschaft, damit sie sich nicht rückwärts entwickelt – nicht nur, aber auch im Bereich Kultur.

Heimatgeschichte bewahrenHartmut Bock aus Jübar gewinnt in der Kategorie Lebenswerk.Von Anke Pelczarski

Bürgerpreis 2025  Hartmut Bock
Bürgerpreis 2025 Hartmut Bock
Gesine Biermann

Heimatgeschichte erforschen, sie lebendig vermitteln und andere mit diesem besonderen Virus anstecken: Das ist genau das Ding des Gewinners in der Kategorie Lebenswerk des Bürgerpreises.

Dieses Ziel verfolgt der gebürtige Hanumer in der Region schon seit seinem Arbeitsstart im Jahr 1971 an der damaligen POS Stöckheim.

Wo haben Vergodendeel und andere Feste in der Altmark ihren Ursprung? Welche Dorfgeschichten erzählen etwas über die Bewohner der Region? Wie lebten die Menschen hierzulande am Ende des 19. Jahrhunderts?

Darüber und über viele weitere Themen hat unser Preisträger Hartmut Bock aus Jübar recherchiert und geschrieben. Und das stets mit dem Ziel, historische Zusammenhänge und Hintergründe so zu erklären, damit sie jeder versteht und sich der Leser gleichzeitig gut unterhalten fühlt.

Der wissenschaftliche Aspekt darf dennoch nicht fehlen – das ist für den Museologen und Lehrer Ehrensache.

Gründer der Arbeitsgemeinschaft Junge Historiker

1972 gründete er die Arbeitsgemeinschaft Junge Historiker an seiner Stöckheimer Schule. Acht Schüler konnte er dazu begeistern, in die Vorgeschichte einzutauchen.

Sie haben quasi Geschichte zum Anfassen erlebt. Einige sind heute noch dabei. Denn aus der Arbeitsgemeinschaft von einst wurde 1990 der Verein Junge Archäologen der Altmark, den Hartmut Bock bis 2019 als Vorsitzender leitete und dem heute mehr als 100 Mitglieder angehören.

Jüngere haben die Verantwortung übernommen, den heute 80-Jährigen zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Hartmut Bocks Engagement ist mehrfach gewürdigt worden. So ist er im Jahr 2000 zum Ehrenbürger der Gemeinde Jübar ernannt worden, hat im Jahr 2014 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.

Übrigens hat sein Opa Alfred Bock, selbst Lehrer, das Geschichtsinteresse bei seinem Enkel geweckt, als dieser noch ein Kind war. Der junge Hartmut wollte mehr wissen, hatte in seinem Großvater einen geduldigen Gesprächspartner.

Das hat geprägt. Er möchte gern weitere historische Details über die Region „ausgraben“. Viel Erfolg bei den Forschungen! Herzlichen Glückwunsch zum Bürgerpreis fürs Lebenswerk, Hartmut Bock.

Brückenbauerin mit ChormusikAndrea Jürges- Rettberg gewinnt in der Kategorie Alltagshelden.Von Cornelia Ahlfeld

Bürgerpreis 2025 Andrea Jürges
Bürgerpreis 2025 Andrea Jürges
Gesine Biermann

Sie ist eine Brückenbauerin. Sie verbindet Generationen, Dörfer und Stimmen. Und das als Leiterin gleich mehrerer Chöre: Andrea Jürges-Rettberg.

Sie leitet den Männerchor Kusey und vertretungsweise auch die Chöre in Wenze und Neuferchau und den Projektchor in Quarnebeck. In Vorbereitung der jährlichen Weihnachtskonzerte in Kusey trifft sie sich an den Wochenenden mit Kindern aus Kusey und Umgebung, um diese Auftritte vorzubereiten.

Viel Freizeit, Kraft und Energie steckt Andrea Jürges in die Chorarbeit.

Aber sie hat die Musik auch zu ihrem Beruf gemacht. Sie unterrichtet das Musikfach am Gardelegener Gymnasium. Aber ihre berufliche Tätigkeit als Musiklehrerin geht weit über das Klassenzimmer hinaus.

Sie leitet dort den Kinder- und Jugendchor, und das schon seit dem Jahr 2000. Viele Schülergenerationen hat sie zum Musizieren angeregt, unzählige Übungsstunden und jährliche Chorfreizeiten in Wernigerode absolviert.

Und dazu kommen die zahlreichen Auftritte, die das Gymnasium auch überregional bekannt gemacht haben.

Tage der offenen Tür in der Schuleinrichtung, Auftritte in der Advents- und Weihnachtszeit auf Weihnachtsmärkten, in Kirchen, in Ortschaften, in Senioreneinrichtungen.

Nicht nur Lehrerin, sondern auch eine Chormutti

„Damit hat sie in all den Jahren wie selbstverständlich und mit ganz großer Bescheidenheit unzähligen Menschen Freude bereitet“, sagt ihre Chefin, Schulleiterin Steffi Ros.

Und sie sagt weiter: Generationen von Chormitgliedern des Gymnasiums sehen in Andrea Jürges-Rettberg nicht nur eine Lehrerin, sondern auch eine Chormutti, der man Sorgen anvertraut, die man um Rat bittet und der es gelingt, auf unglaubliche Weise die Kinder in ihrem Selbstwertgefühl zu fördern und zu stärken.

„Ein so lieber und engagierter Mensch stellt für unsere Schüler ein wichtiges gesellschaftliches Vorbild dar“, betont Schulleiterin Steffi Ros.

Andrea Jürges selbst hat einmal gesagt, dass die Musik ihr ganzes Leben bestimmt. Es sei ihr einfach ein Herzensbedürfnis, die Tradition des Chorgesanges in der Altmark zu bewahren und in die Zukunft zu führen. Und das ist ihr gelungen.