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Heimatverein Widerlager der Sandsteinrinne saniert

Der Wiepker Wassermühlen- und Heimatverein hat Widerlager, also die massive Mauer unter der Sandsteinrinne, saniert.

Von Elke Weisbach 13.02.2021, 04:00

Wiepke l Wer historische Gebäude erhalten will, hat immer etwas zu tun. Und so geht es auch dem Wiepker Wassermühlen- und Heimatverein um seinen Vorsitzenden Friedrich-Wilhelm Gille.

Im Herbst vergangenen Jahres wurden die Widerlager, also die massive Mauer unter der Sandsteinrinne, saniert. Über die Rinne wird die Wiepker Beeke, die in den Hellbergen entspringt, zum Mühlenrad geleitet. Das war laut Gille dringend auch notwendig, da die Feldsteine, wie auf einem älteren Foto zu sehen ist, fast nur noch lose aufeinander lagen. Aus diesem Grund musste die darüber führende Rinne eine Zeit lang zusätzlich abgestützt und der Durchgang unter ihr gesperrt werden. Im September und Oktober fanden die Sanierungsarbeiten nun statt. „Da hatten wir dann auch den richtigen Zement gefunden, der wasseerundurchlässig ist“, erklärte Gille. In diesem Jahr soll die Scheune noch neu verputzt werden.

Es waren aber nicht die ersten Arbeiten in diesem Mühlenbereich, nachdem Gille nach dem Tod der Witwe des letzten Müllers 1986 die Mühle zu Wohnzwecken erworben hatte und sich seitdem um den Erhalt des alten technischen Denkmals bemüht. 1987 begannen die Arbeiten mit den unter DDR-Bedingungen typischen Problemen – kein Material, keine Handwerker. Es war eine Herausforderung, schreibt er auf der Vereinshomepage, die aber mit viel Enthusiasmus gemeistert wurde. „Mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten wurden Baumaterialien aus abbruchreifen Gebäuden geborgen und aufgearbeitet. Erst später sollte sich erweisen, dass diese Arbeiten auch aus der Not heraus denkmalgerecht erfolgten.“ Zwangsläufig mussten dafür alte Handwerkstechniken erlernt werden.

Ab 1988 wurden neben den ersten Gebäuden des Mühlenhofes vor allem auch die Sandsteinrinne der Wasserzuführung saniert. Denn sie war laut Gille so schadhaft und löchrig, das unterwegs viel Wasser verloren ging. Auch 2012 waren noch einmal Sanierungsarbeiten notwendig, die dann bereits unter der Regie des 1995 gegründeten Vereines erfolgten. Die Widerlager wurden damals aber außen vor gelassen, da sie noch in Ordnung waren. Das habe sich in den vergangenen Jahren geändert.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Mühle wieder funktionstüchtig. Der heutige Betrieb beschränkt sich allerdings auf die Demonstration des Mahlprozesses in einer technischen Schauanlage – und zwar jedes Jahr zum Mühlenfest, zu dem seit 1993 jedes Jahr zu Pfingsten eingeladen wird. Es war bisher auch immer ein Großereignis mit Tausenden von Besuchern, das zum ersten Mal im vergangenen Jahr coronabedingt nicht stattfinden konnte. Und auch in diesem Jahr wird es kein Fest im eigentlichen Sinne geben, kann Gille schon mitteilen. An Alternativen werde derzeit noch gearbeitet.

Sicher nachzuweisen ist die bis heute bestehende Wassermühle am oberen Bachlauf seit 1693. Der Name des Eigentümers und seiner Frau – ANNA REINICKENMJOHANN JOCHIMGERCKE ANNO 1693 – sind in schöner Schrift am Einlaufbauwerk des Sandsteingerinnes eingemeißelt.

Meister Gercke war zu damaliger Zeit Kirchenältester und hatte mit seiner Frau Anna acht Kinder. Das Mühlengehöft besteht aus einer geschlossenen Hofanlage mit Gebäuden aus dem 17. bis 20. Jahrhundert. Die Wassermühle steht seit 1978 unter Denkmalschutz. 1997 wurde das gesamte Gehöft mit allen Bauten Bestandteil der Denkmalliste des Landes Sachsen-Anhalt.