Entbindungsstation im Altmark-Klinikum bietet ein Rundum-Sorglos-Paket für Mütter Herzlich Willkommen in Gardelegen
Hier beginnt das Leben: In der Entbindungsstation im Gardeleger Altmark-Klinikum kommt durchschnittlich an jedem Tag ein Kind zur Welt. 345 waren es im vergangenen Jahr - und damit mehr als 2011. Das gab es in keinem anderen Krankenhaus der Region.
Gardelegen l Vor der Tür wird gerade gebaut. Wände aus verspachteltem Gipskarton zeigen, dass hier ein neuer Empfangsbereich entstehen wird. Doch wer nach dem Klingeln hier eintritt, findet keine Baustelle, sondern eine gemütliche Station vor. Warme Farben vermitteln fast Wohnzimmeratmosphäre. Und wenn dort nicht zahlreiche medizinische Geräte stehen würden, könnte man das sogar vom Kreißsaal, dem Herzstück der Station, sagen.
Dort herrscht an diesem Abend viel Betrieb. Die beiden schwangeren Frauen, die sich hier mit ihren Männern aufhalten, liegen allerdings noch nicht in den Wehen: Andrea Brune und Beatrice Mewes haben beide bis zu ihrem Entbindungstermin noch rund sechs Wochen Zeit. Was sie erwartet, dürfen sie sich aber schon einmal anschauen. Hebamme Erika Rentsch führt die vier herum und ist dabei so entspannt, dass "sich die Unsicherheit", die die Frauen - und zugegebenermaßen auch die werdenden Papas - offensichtlich fühlen, so langsam in Luft auflöst. "Man weiß ja nicht so richtig, was auf einen zukommt", sagt Andrea Brune lächelnd. Doch "von Erika Rentsch fühlen wir uns da richtig gut betreut", lobt ihr Lebensgefährte Heiner Beyer. Und darüber freut sich Erika Rentsch natürlich sehr. Dabei ist sie seit Oktober schon in Altersteilzeit, müsste gar nicht mehr hier sein. Solche geburtsvorbereitenden Kurse gibt sie aber noch. So recht trennen mag sie sich offensichtlich nicht von ihrem Beruf, ist es doch der schönste der Welt. Rund 2000 Babys hat sie in ihrer Zeit als Hebamme im Krankenhaus Gardelegen auf die Welt geholt. Und auch wenn sich seither vieles geändert hat, sei das doch immer wieder ein Wunder, bestätigt sie.
Die beiden winzigen Wunder, die Andrea Brune und Beatrice Mewes an diesem Abend noch gut geschützt in ihrem Bauch herumtragen, werden Anfang April aber ganz sicher hier in Gardelegen das Licht der Welt erblicken. Das zumindest haben beide Mütter für ihr erstes Kind so entschieden. Denn was sie hier sehen, gefällt ihnen gut. Neugierig schauen sie sich unter anderem die Gebärwanne an, die allerdings weniger für die Entbindung selbst, als "zum Entspannen" genutzt werde, sagt Rentsch, genau wie Riesenball oder Gebärhocker. Wenn es zur Entbindung kommt, seien die Frauen in der Altmark eher konservativ und entscheiden sich für die Liege, verrät sie. Die Wünsche der Schwangeren stehen dabei eben im Mittelpunkt, und zwar in jedem Moment, den sie auf der Station verbringen.
Rund vier Tage lang können sie sich nach der Entbindung hier umsorgen, beraten und verwöhnen lassen. Und dabei ist letzteres durchaus wörtlich gemeint. Denn neben schön ausgestatteten Zimmern mit maximal zwei Betten erwartet die jungen Mütter hier alles, von der Vollverpflegung bis zu Pflegeutensilien und einem rundum Wäscheservice fürs Baby: "Sonst müssten Sie ja gleich nach der Entbindung einen riesen Wäschekorb mit nach Hause nehmen".
Telefon am Bett und ein TV-Gerät komplettieren das Paket. Letzteres "werden sie aber wohl kaum brauchen", versichert Rentsch augenzwinkernd. "Denn erfahrungsgemäß können sich die Frauen gar nicht von dem anderen Fernseher losreißen", der dann im Zimmer steht. In einem Glasbettchen sind die Säuglinge schließlich im Zimmer der Mütter untergebracht. "Und da gibt es dann natürlich ein viel spannenderes Programm."
"Wer sein Kind nachts nicht mit auf dem Zimmer haben möchte, kann es abends bei den Schwestern abgeben"
Mit zum Vollservice gehört natürlich auch die Hilfe beim Stillen. Das sei nach wie vor ideal für Säugling und Mutter, bestätigt auch Dr. Heike Krüger. Allerdings werde auch hier auf die Wünsche der Mütter Rücksicht genommen. "Wenn eine Mutti nicht stillen möchte, akzeptieren wir das natürlich." Dazu gibt es in der Gardeleger Entbindungsstation noch ein Angebot, das durchaus nicht in allen Häusern vorgehalten wird. "Wer sein Kind nachts nicht mit auf dem Zimmer haben möchte, kann es abends bei den Kinderschwestern abgeben", erzählt Erika Rentsch nämlich den werdenden Muttis. Das "Schlafzimmer" liegt auf dem selben Flur. Winzige Bettchen stehen dort in einer Reihe. Ein bisschen sieht es hier aus, wie im Haus der sieben Zwerge.
Gleich daneben schließlich ein Raum mit nur zwei Bettchen rundum aus Glas. Hier können die Neugeborenen auch intensivmedizinisch betreut werden. Wie in einer Intensivstation sieht es aber durch viele fröhliche Accessoires auch nicht aus. In einem der Inkubatorbettchen stehen zum Beispiel knallrote Wollsöckchen, die Andrea Brune begeistern. Sie hofft natürlich, dass ihr Kind hier nicht behandelt werden muss. Aber wenn, ist gut vorgesorgt. "Und dass dieses Zimmer hier angegliedert ist, ist ebenfalls etwas besonderes", versichert Erika Rentsch. In anderen Kliniken, zum Beispiel auch in Salzwedel, liegt das Intensivkinderzimmer nämlich räumlich so weit entfernt, dass Mütter - zum Beispiel nach einem Kaiserschnitt - nicht mal eben im Bett zu ihrem Kind gelangen können. In Gardelegen ist das problemlos möglich.
So wie vieles andere auch. Selbst ein Wunschkaiserschnitt sei theoretisch machbar, wenn auch Rentsch davon abrät: "Es geht vor allem der Mutter nach einer normalen Geburt viel besser." Aber ohnehin entscheiden sich die Mütter in den meisten Fällen genau dafür. Und sie entscheiden sich zudem ganz offensichtlich bewusst für das Gardeleger Klinikum, um ihr Kind zu bekommen. "Wir sind das einzige Krankenhaus der Region, das 2012 mehr Geburten hatte als im Jahr zuvor", sagt Dr. Heike Müller. "Und das ist eigentlich schon eine kleine Sensation." Dann klingelt ihr Handy. "Gut", sagt sie, und dann: "Jetzt kommt eine Mutti mit Wehen."
Wenige Stunden später, das ergab eine Nachfrage, war wieder ein kleines Mädchen mehr auf der Welt, Mutter und Kind wohlauf und liebevoll umsorgt in der Gardeleger Entbindungsstation. Herzlich Willkommen!