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Naturerbe Hinter Berge beginnt der Urwald

Im Nationalen Naturerbe Berge soll ein Urwald entstehen. Das bedeutet, dass keine forstliche Nutzung auf dieser Fläche vorgesehen ist.

Von Doreen Schulze 14.09.2017, 01:01

Berge l Mehr als 20 Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, der Landesforst, des Landesstraßenbaus, der Hansestadt Gardelegen sowie interessierte Bürger beteiligen sich am Dienstagnachmittag an einer Informationsveranstaltung zum Nationalen Naturerbe Berge. Forstamtsleiter Rainer Aumann hatte eine Wanderung durchs Naturerbe angeboten.

Vergleichbar den den Kellerbergen soll im Wald bei Berge auf einer Fläche von rund 1350 Hektar ein Urwald entstehen. „Das ist dann die größte Naturerbeliegenschaft der Altmark“, erklärt Revierförster Detlev Riesner. Vorgesehen ist, dass dort in Zukunft keine forstlichen Maßnahmen mehr stattfinden, „die Natur wird sich selbst überlassen“, so Riesner. Gemeinsam mit Rainer Aumann und Benedikt Zirnsak, Funktionsbereichsleiter für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, schildert Riesner den Gästen, welche Schritte in den nächsten 30 Jahren notwendig werden, um dieses Ziel umzusetzen.

Als Hintergrund zur Schaffung von Naturerbeflächen nennt Aumann den dramatischen Artenschwund, bedingt durch Monokulturen, Urbanisierung und weiteren Faktoren. Um dieser Entwicklung entgegen zusteuern setzt die Bundesregierung auf Strategien zur Erhaltung der Vielfalt, so Aumann. Dazu sollen Naturerbeflächen beitragen. Seit 2005 ist das Nationale Naturerbe eine Initiative des Bundes. Der Bund verzichtet auf den Verkauf wertvoller Naturflächen im Bundeseigentum und überträgt diese unentgeltlich auf Länder und Naturschutzverbände. Auf den Flächen der sogenannten Bundeslösung, eine solche ist das Nationale Naturerbe Berge, übernimmt der Bund, stellvertretend der Bundesforst, selbst zur Erhaltung der biologischen Vielfalt die Naturschutzaufgaben.

Möglich ist ein nationales Naturerbe bei Berge durch die jahrzehntelange Nutzung durch militärische Streitkräfte. Das Gelände zählte zu DDR-Zeiten zum Übungsplatz der NVA-Grenzsoldaten. Dort gab es einen Schießplatz und eine Fahrschulstrecke. Nach der Wende wurde dieser Übungsplatz nicht von der Bundeswehr übernommen, „der Bund hat sich entschlossen, die Fläche für den Naturschutz abzugeben“, erklärt Aumann.

Die Schießplätze sind aber nicht von Kampfmitteln beräumt, so dass die Flächen weiterhin gesperrt bleiben. Wie Riesner informiert, sollen perspektivisch Wanderwege beräumt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bis dahin bietet der Revierförster für Interessenten geführte Wanderungen an.

Höchste Priorität bei der Entwicklung des Waldbereiches im Naturerbe habe der Prozessschutz, wie Aumann erläutert. Das bedeutet, dass keine forstliche Nutzung mehr stattfindet und so neue Urwälder für künftige Generationen entstehen. Neben der Erhaltung der Naturwälder gehe es auch um Erhalt und Pflege geschützter Offenlandbiotope.

Im Naturerbe Berge werden auch zukünftig Jagden stattfinden. „Wir planen Drückjagden, mit denen wir bei wenig Einsatz möglichst viel erlegen“, schildert Zirnsak. Da der Wildbestand hoch ist, könne auf Jagden nicht verzichtet werden. Um eine Mischwaldkultur entstehen zu lassen, ist es notwendig, dass kleine Eichentriebe wachsen können, ohne Jagd werde das Wild diese wegfressen, so Riesner.